Die ETH Zürich möchte aus naheliegenden Gründen nicht mit wissenschaftlichem Fehlverhalten in Verbindung gebracht werden. Dazu hat sie eine Ordnung erlassen, wie auch aus dem Bericht von Christoph Meier hervorging. Danach untersucht eine Kommission potentielles wissenschaftliches Fehlverhalten. Diese Kommission besteht aus dem Departementsvorsteher, einem weiteren Mitglied des Departements und zwei externen Experten. Externe Experten werden in aller Regel Professoren des entsprechenden Forschungsbereiches sein. Ein weiteres Mitglied des Departements kann - und wird wahrscheinlich - auch ein Professor sein. Falls nun nicht ein Professor, sondern ein Doktorand oder PostDoc beschuldigt ist, kann dies schnell bedeuten, dass vier Professoren, die vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr im Labor stehen, den Fall untersuchen. Enscheidend dabei ist, dass die untersuchende Kommission damit sozial sehr homogen besetzt ist und einzig der Beschuldigte einem anderen Umfeld entstammt. Ob damit eine angemessene Untersuchung zustande kommt, die auch die Rahmenbedingungen und eventuelle Mitverantwortung von Professoren objektiv untersucht, darf bezweifelt werden. Wir fragen uns von Seiten der AVETH daher, warum die Schulleitung - trotz frühzeitigen Hinweisen auf dieses Problem im Laufe des Vernehmlassungsverfahren - sich weigert zu garantieren, in diese Kommission auch einen Vertreter des Standes zu berufen, dem der Beschuldigte angehört. Am vergangen Freitag haben wir bei der Schulleitung per Email u.a. diese Frage gestellt. Eine Antwort haben wir bis heute nicht erhalten. Daher fragen wir uns: Was wäre wohl passiert, falls im Entwurf keine internen Vertreter oder gar nur Nicht-Professoren das Fehlverhalten von Professoren untersuchen würden? Geht es darum, nach aussen hin im Falle von Problemen Aktivisimus zu zeigen oder möchte man Beschuldigungen fair und ausgewogen untersuchen?

Die Co-Präsidenten der AVETH: Klaus Haller und Paolo Losio