Thomas Bernauer liefert eine aufschlussreiche Analyse des gesetzgeberischen Umfelds in Europa und den U.S.A. Was er dabei nur in Ansätzen diskutiert -- und nur im Sinne von 'ein Vorteil für Greenpeace' --, ist die Tatsache, dass Gesetze (wieso eigentlich schwätzt er dauernd von 'Regulierungen'?) auch ein Abbild gesellschaftlicher Machtstrukturen sind.

Die US-amerikanische Form des 'Kapitalismus' -- man mag dies auch eher Korporatismus nennen -- ist darauf bedacht, den Multis (oder eben: Corporations) möglichst viel Macht und Einfluss zu geben (vgl. z.B. Michel Albert, 'Capitalism vs. Capitalism'). Wir rühmen uns in Europa (und besonders in der Schweiz) unserer Demokratie -- die eben mehr ist als was man für Geld kaufen kann (vgl. Greg Palast, 'The Best Democracy Money Can Buy') -- und strengen uns an, einen Filz à la 'iron triangle' zu vermeiden.

Dazu gehört aber auch, dass wir 'das Volk' nicht dumm halten. Es ist eine politische Aufgabe, Bildung erreichbar zu machen: nicht nur den Zugang zu einer breiten Allgemeinbildung, sondern auch zur Hochschule. Bildung darf nicht zu einem Luxusgut für Reiche werden -- deren Interesse a priori auf Seite der Corporations vermutet werden darf.

Dass mehr Wissen um die Gentechnologie deren Akzeptanz fördern würde (wie Michael Breu im Interview unterstellt), glaube ich allerdings nicht. Möglicherweise würde es jedoch jene geforderte ethische Diskussion voranbringen, die jenseits 'diffuser, moralischer Argumente' (Bernauer) polit-ökonomische Machtstrukturen mit thematisiert.

Zynische Schlussfolgerung wäre demnach, dass es helfen würde, die Leute dumm und denkfaul zu halten, wollte man denn weniger Widerstand gegen Gentech und eine 'risikofreudigere' Gesellschaft.