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Rubrik: Forum
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Publiziert: 17.01.2001 17:00

Plutonium in der Uran-Munition?
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Marc Bourgeois

Neuer Wirbel an der «Uran-Front» bt. Für neue Unruhe an der «Uran-Front» hat am Dienstag eine Medienmitteilung der ETH Zürich gesorgt, in der ein Redaktor der ETH-Internet-Zeitung «ETH Life» darauf hinweist, dass in der in Kosovo zum Einsatz gelangten Munition aus abgereichertem Uran auch Plutonium enthalten sein könnte, da der Nachweis des künstlichen Uran-236 - das Uno-Umweltprogramm hat einen Anteil von 28 Millionstel festgestellt - darauf hinweise, dass ein gewisser Anteil aus Reaktoren stamme. Auf Grund der in der Medieninformation ebenfalls enthaltenen Feststellung, dass ein Gramm Plutonium 200 000-mal stärker strahle als ein Gramm Uranund die biologische Wirkung gar eine Million mal grösser sei, überschrieb der ETH-Redaktor seine Meldung schliesslich mit «Plutonium in der Uranmunition - Die Diskussion um eventuelle Gesundheitsschäden erhält eine ganz neue Dimension». Titel und Text der Meldung ergaben den Eindruck, dass hier nun wirklich etwas völlig Neues und viel Gefährlicheres entdeckt worden sei, als die Fachleute bisanhin angenommen hatten, wenn sie über die Problematik der Uranmunition sprachen. Dem allerdings ist nicht so. Zum einen war auch zuvor bekannt, dass Uran aus Wiederaufbereitungsanlagen bei der Anreicherung Verwendung finden kann und dass solches Material minimale Spuren von Plutonium enthält. Zum andern gibt es beim Uranzyklus, so ist im AC-Laboratorium der Gruppe Rüstung in Spiez zu erfahren, in den USA, von wo die verwendete Uranmunition im Wesentlichen kommt, relativ strenge Vorschriften zum zulässigen Plutoniumgehalt. So ist beispielsweise der Plutoniumgehalt von Uran, das aus dem Wiederaufbereitungsprozess kommt, wie das bei Reaktor-Uran derFall ist, und wieder in die Anreicherung geht, auf weniger als ein Plutoniumatom pro 100 Millionen Uranatome beschränkt. Aus solchen Anreicherungsanlagen kommt in der Regel aber auch das abgereicherte Uran der Munition. Wenn man nun annimmt, dass diese Plutonium-Bedingung des Department of Energy in Washington nicht unterschritten, sondern nur gerade erfüllt ist und man von einem um eine Million höheren Gefahrenpotenzial von Plutonium gegenüber Uran ausgeht, bewegt sich die Gefährdung durch solche Plutoniumspuren also unter einem Hundertstel von jener durch Uran. Möglicherweise ist der effektive Plutoniumgehalt in der Uranmunition - Messungen aus Kosovo-Material liegen noch keine vor - aber noch wesentlich tiefer. In diesem Zusammenhang von einer ganz neuen Dimension zu reden, ist äusserst irreführend und erinnert eher an ein Communiqué von Greenpeace als an eine ETH- Medieninformation.





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