Frau Prof. Novotny beleuchtet in ihrer Kolummne ein zentrales Spannungsfeld, in dem sich die Hochschulen derzeit befinden: Autonomie vs. Politik. Den hohen Bedarf an öffentlichen Mitteln bei gleichzeitigem Anspruch weitgehender Autonomie der Hochschulen gilt es gegenüber der Politik oder konkreter den Steuerzahlenden stets aufs Neue zu legitimieren. Diese Aufgabe wurde in der Vergangenheit und wird in der Zukunft nicht einfacher sondern anspruchsvoller. Akademisches Erkenntnisinteresse und Aussicht auf Nobel-Preise allein vermögen nicht mehr zu genügen. Im Grunde geht es darum, den gesellschaftlichen Nutzen der wissenschaftlichen Forschung in der Öffentlichkeit immer wieder neu und überzeugend darzustellen und gegenüber anderen öffentlichen Anliegen zu rechtfertigen. Diese Aufgabe kann aber nicht einfach nur an professionelle Lobbyisten delegiert werden, sondern muss auch von den Forschenden selbst wahrgenommen werden. Wer dieser Aufgabe nicht gewachsen ist, oder - schlimmer noch - sie nicht wahrnehmen will, sägt am Ast, auf dem wir alle sitzen.

Die Planungskommission der ETHZ hat in ihrer "Akademischen Vision 2011 der ETH Zürich" (1997) die wachsende Bedeutung der gesellschaftlichen Legitimation akademischer Forschung als eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Erhaltung und Gestaltung hochschulischer Automie erkannt. Es ist zu wünschen, dass dieser Thematik auch ausserhalb spezialisierter Gremien vermehrte Beachtung zu Teil wird!