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Publiziert: 30.04.2002 19:00

PR durch Forscher ist wichtig
PR durch Forscher ist wichtig

Wilhelm Gruissem

Häufig wird den Wissenschaftlern vorgehalten, dass sie nicht die Kommunikation mit der Öffentlichkeit suchen. Das ist vielleicht verständlich, da wir als Wissenschaftler nicht in "Public Relations" trainiert werden. Hinzu kommt, dass Wissenschaftler für die Qualität ihrer Forschung (und weniger die Lehre) beurteilt werden, aber nicht dafür wie gut sie mit der Öffentlichkeit kommunizieren können. Erschwerend ist auch der Zugriff auf Mittel für notwendige PR-Arbeit, die den Forschenden nur wenig oder oft garnicht zur Verfügung stehen. Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Für die Öffentlichkeitsarbeit in meinem Labor muss ich laufende Forschungsgelder einsetzen. Aber ich stimme zu, dass alle diese Einwände keine genügende Entschuldigung bieten, notwendige Öffentlichkeitsarbeit zu vernachlässigen.

In meinem Labor haben wir die Herausforderung angenommen. Eine meiner Mitarbeiterinnen (Dr. Petra Frey) ist ausschliesslich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Wir arbeiten mit Schulklassen, Lehrkräften, Kochlehrlingen, Kommissionen des Nationalrats, den Medien, nehmen an Podiumsdiskussionen teil, organisieren Workshops zur GenLex, diskutieren mit Kantonalen Führungskräften und auch direkt mit der breiteren Bevölkerung. Darüber hinaus gibt es WEB-Auftritte zur Gentechnologie (www.genfakten.ethz.ch – die bereits in ETH Life vorgestellt wurde) und einen Auftritt an der Expo.02, um nur einige Beispiele zu nennen. All dies braucht Zeit und Energie, bringt aber nicht die Forschung vorwärts.

Aber wenn 50% der befragten Schweizer Bevölkerung überzeugt ist, dass nur gentechnologisch-veränderte Tomaten Gene (=DNA) besitzen (dies trifft auch auf andere Länder zu!), so hat dies tieferliegende Ursachen für die nicht unbedingt nur die Wissenschaftler verantwortlich sind. Grundlageninformation (beispielsweise: Was ist DNA? Was sind Gene? Was ist Gentechnologie?) muss bereits in der Schule vermittelt werden und kann nicht einer privilegierten Gruppe von Biologiestudenten vorbehalten sein. Im Schulbereich muss also auch noch viel Defizit abgebaut werden. Eine Lehrkraft, die vor 20 Jahren Biologie studiert hat, muss sich mit den neuen Erkenntnissen und Technologien vertraut machen. Nur so können sie Information vermitteln, die es den Schülern erlaubt als mündige Bürger rationale Entscheidungen zu treffen. Die Bombardierung der Bevölkerung mit Halbwahrheiten, die von NGOs verbreitet und gerne von den Medien aufgenommen werden (siehe "Coop Mais Skandal"), ist nicht sehr hilfreich.

Es ist klar: Öffentlichkeitsarbeit der Forschenden ist wichtig, notwendig und dringend. Aber die Anstrengungen müssen konzertiert und faktenbezogen sein, und dürfen nicht in den Medienwirbel und die politische Arena gezerrt werden. Dies ist jedoch häufig der Fall - was die Forschenden eher dazu bewegt, sich wieder zurückzuziehen. Es müssen also neue Wege gefunden werden, einen offenen und glaubhaften Dialog zu etablieren, der eine dauerhafte Brücke zwischen der Bevölkerung und der Wissenschaft bilden kann.

Wir freuen uns über Vorschläge und Anregungen....

Mit freundlichen Grüssen

Wilhelm Gruissem





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