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Rubrik: Forum
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Publiziert: 29.10.2001 22:00

Gegen die Stoffhuberei
Keine gelungene Zielsetzung

Wolfgang Schuehly

Der Artikel von Christian Sengstag brachte einige interessante Anregungen, um ueber die Situation der Lehre in naher und ferner Zukunft nachzudenken. Erst einmal finde ich es interessant und spannend, dass sich heute Moeglichkeiten bieten, Wissen auch auf elektronischem Wege zu vermitteln. Dies bietet sicher eine von vielen moeglichen Formen der Ergaenzung von Frontalunterricht. Ich halte es jedoch nicht fuer eine gelungene Zielsetzung, Vorlesungen im klassischen Stil abzuschaffen und schon jetzt voll auf die Wirksamkeit rechnergestuetzter Lehrmodelle zu vertrauen. Solche Szenarien muessen sich erst erweisen. Fuer eine Koexistenz von klassischer Vorlesung und computergestuetzter Wissensvermittlung sprechen m.E. folgende Punkte.

Die Fachwissenvermittlung stellt hohe Anforderungen an beide, Lehrende und Lernende. Eine gute Vorlesung stellt (auch in frontaler Form) immer ein Kommunikationsereignis dar. Selbst reine Wahrnehmung ist immer ein aktiver Prozess. Vorlesungen leben neben dem Stoff, den es zu vermitteln gilt, u.a. von Gestik, Gebaerde, Wortklang, geistiger Praesenz des oder der Vortragenden etc. Somit schoepfen sie auch aus Resourcen, welche nicht ohne weiteres computerisierbar sind. Diese Kategorien sind nicht zuletzt auch mnemotechnische Stuetzen. Die Digitalisierung der Stoffvermittlung vermag neue Bereiche zu eroeffnen und gezielt der Wissensvermittlung dienlich sein. Sie sollte somit in komplementaerem Verhaeltnis zur Vorlesung stehen.

Missstaende wie ueberfuellte Hoersaele, schlechter Kontakt zu den Lehrpersonen, Anonymitaet und nicht zuletzt schlechte Vorlesungen muessen jeweils konkret angegangen werden, aber es waere wohl verfrueht zu glauben, sie wuerden sich in einer Neuen Medienwelt aufloesen.

Schliesslich ist Wissen, welches nur noch via digitale Medien verfuegbar sein wird, besonders sensibel hinsichtlich der Stoeranfaelligkeit elektronischer Systeme. Dass diese Stoeranfaelligkeit in Zukunft geringer wird, davon ist moeglicherweise nicht unbedingt auszugehen. Auch koennten Ausgaben fuer Lizenzen fuer Lehrvermittlungsprogramme bald gewaltig zu Buche schlagen und Universitaeten und Hochschulen in weit hoeherem Ausmasse als heute bluten lassen.

Dies sind einige Aspekte, die vielleicht bei der Diskussion um die Moeglichkeiten Neuer Medien, welche zweifellos faszinierend sind und positiv eingesetzt werden koennen, beruecksichtigt werden sollten.

Wolfgang Schuehly

Ehem. ETH Doktorand





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