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Publiziert: 20.03.2007 06:00

KLimaveränderung
Wald statt Landwirtschaft

Von Kurt Signer, BA

Wald und Ökologie

Im letzen Jahr wurden 26'000 km2 Regenwald in Brasilien gerodet. Nur 1995 wurde diese Zahl übertroffen. Damit sind bereits 17% des Regenwaldes im Amazonasgebiet verschwunden, des grössten Süsswasserreservoirs und des grössten Sauerstoffproduzenten der Welt. Europa ist nach den gewaltigen Rodungen der eigenen Waldgebiete bereits vom Sauerstoff des Amazonasgebietes abhängig. Brasilien zahlt mit dem Ertrag des Holzverkaufes seine grossen, internationalen Schulden ab. Aber gleichzeitig werden auch immer neue landwirtschaftliche Flächen, die weitgehend der Viehzucht dienen, geschaffen, und zwar für ausländische Konzerne. So unterhält z.B. der VW-Konzern eine grosse Tierzucht im Matto Grosso.

Die Umwandlung in landwirtschaftliche und der Viehzucht dienenden Flächen durch Brandrodung ist auch für die Entstehung der Treibhausgase verantwortlich. Gemäss einer Schätzung österreichischer Regierungskreise, die sich an ökologischen Projekten im Amazonas beteiligen, stammen bereits weltweit mehr als 15% der gesamten CO2-Emissionen von den Brandrodungen und landwirtschaftlichen Nutzungen im Amazonasgebiet. Dazu sind noch die bereits infolge der Landwirtschaft weltweit vorhandenen 15% Treibhausgase zuzurechnen, also insgesamt 30% Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgasen.

In der Türkei sind gemäss des Berichts der Türkischen Regierung an das IPCC ( International Panel for the Change of Climate, Instrument des Kyoto Protokolls ) von 1970 bis 2005 die aus der Landwirtschaft stammenden Treibhausgase auf das Doppelte angestiegen und entsprechen 50 % des Totals der direkten und indirekten Treibhausgasemissionen der Türkei.

Eine ETH-Studie von Peter Rieder, Professor für Agrarwirtschaft, weist nach, dass die Selbstversorgung und Ökologie durch die Schweizer Landwirtschaft übererfüllt sind und dass 700 Mio Subventionen pro Jahr gestrichen werden könnten, indem ein Teil der Betriebe eingestellt wird. Allerdings macht das bei 4 bis 5 Milliarden Subventionen pro Jahr ( an 68'000 Betriebe, d.h. ca. 70'000 Fr im Schnitt pro Betrieb und pro Jahr ) keinen grossen Anteil aus. Die so gewonnen Flächen könnten wieder als Waldgebiet reaktiviert werden und damit ökologisch gute Dienste leisten.

Der deutsche NABU ( Naturbund ) erhofft sich eine Klimawende durch eine Änderung der Praktiken in der Agrarwirtschaft. Auch die NABU geht davon aus, dass die Landwirtschaft 15% der Treibhausgase weltweit erzeugt. Dabei werden durch die landwirtschaftliche Produktion neben CO2 die besonders wirksamen Spurengase Di-Stickstoffoxyd ( N2O), Ammoniak ( NH3) und Methan (CH4) emittiert. Hauptursache dafür ist der Viehbestand und der Einsatz von Gülle- und Mineraldünger sowie der allgemein grosse Energieverbrauch der Landwirtschaft. N2O, das in allen Düngemitteln enthalten ist, hat das 300-fache Treibhauspotential von CO2. 36% der gesamten anthropogenen Produktionen stammen aus der Landwirtschaft. NH3 , NO3 und CH4 entstehen bei der Viehaltung und der Gärung in Tiermägen. 32% der weltweiten Produktion an Methan stammen aus der Landwirtschaft. Die Reduktion der landwirtschaftlichen Flächen und die Umstellung auf mehr ökologische und weniger quantitative Produktionsziele würde hier Wesentliches beitragen. Der Wald emissionsneutrale Nutzung, die der Umwandlung von CO2 in Sauerstoff dient, könnte hier regulierend wirken.

Die Erhaltung unserer Biosphäre ist ein wichtiges Anliegen, aber die Suche nach den Ursachen muss ohne Fundamentalismus und objektiv erfolgen, wenn sie nachhaltig sein soll. Die Raumplanung setzt hier Ziele und die Politik des Bundes sollte zu Gunsten des Waldes überdacht werden.





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