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Styropor-Hüte, gratis Essen und fliegender Toast |
![]() Anna Peter Andere Länder, andere Sitten. Im Leben eines UPenn Studenten gibt es einige Meilensteine, die hierzulande nicht existieren oder kaum eine ähnlich starke Bedeutung haben. Hier einige Highlights. Gleich zu Beginn werden die Erstsemestrigen in der „Convocation“-Zeremonie an der Universität willkommen geheissen. Als Klasse marschieren sie über den Campus zu einer grossen Grünfläche, wo von allen wichtigen Persönlichkeiten der Uni Reden gehalten werden. Solche Anlässe sollen den Zusammenhalt der neuen Studentengeneration fördern und den Erstsemestrigen die Gewöhnung an das Leben an der Universität erleichtern. Dies ist nur der Beginn einer langen Reihe von Veranstaltungen, die unter anderem wegen des gratis Essen sehr beliebt sind. Ein weiterer Höhepunkt in der Karriere eines UPenn Studenten ist der sogenannte „Hey Day“, der jeden Frühling am ersten Tag nach Semesterende stattfindet. Am Hey Day werden die Juniors (Studierende im 3. Studienjahr) offiziell als neue Seniors (Studierende im 4. und letzten Studienjahr) gefeiert. Ursprünglich ein förmlicher Anlass ist Hey Day heute mehr mit einer Studentenparty vergleichbar. Am frühen Nachmittag versammeln sich die Juniors am einen Ende des Campus, alle tragen ein rotes T-Shirt, einen Gehstock und einen Styropor-Hut, von dem sie sich gegenseitig ein Stück abbeissen. Während die Juniors ausgelassen über den Campus marschieren, werden sie von den Seniors mit Ketchup, Senf, Mehl, Marshmallows und anderen klebrigen Nahrungsmitteln beworfen. Am anderen Ende des Campus angelangt, hält die Präsidentin der Universität eine Rede und begrüsst die Gruppe als Seniors. Natürlich wird am Ende für alle ein Barbecue organisiert. Diese langjährige Tradition war vor kurzem in Gefahr abgeschafft zu werden, da letztes Jahr ein Student ins Spital eingeliefert werden musste, nachdem ihn ein rohes Ei mitten ins Auge getroffen hatte.
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Der Abschluss des Studiums wird selbstverständlich auch gross gefeiert. „Commencement“ heisst die Feier, an der die frisch gebackenen Universitätsabsolventen verabschiedet werden. Schon über einen Monat im Voraus werden die Umhänge gekauft, die an Hässlichkeit zwar kaum zu übertreffen sind, doch von allen mit Stolz getragen werden. Zwischen dem Studienbeginn und -abschluss an der UPenn gibt es viele weitere Traditionen zu erleben. Eine der jüngeren Traditionen, „Spring Fling“, findet seit den 1960er Jahren jeden April statt. Für ein Wochenende verwandelt sich der Campus in ein Festival mit Konzerten, Spielen, Parties usw. Definitiv eine bei allen Studierenden beliebte Tradition. Meine Lieblingstradition hier an der UPenn heisst „Throwing Toast“. Bei jedem Heimspiel der Football Mannschaft wird in der Pause nach dem dritten Viertel des Matches das Lied der Universität angestimmt. Bei der Textzeile „Here’s a Toast to Dear Old Penn“ wurde früher das Glas (bzw. die Bierflasche) gehoben und auf Penn angestossen. Nachdem aber in den 70er Jahren der Alkohol aus dem Stadium verbannt wurde, kamen einige Studenten auf die Idee den Text wörtlich zu nehmen und ein Stück Toast aufs Spielfeld zu schmeissen. Eine Tradition, die sich etabliert hat und heute kaum wegzudenken ist. Während einem gut besuchten Spiel fliegen bis zu 30'000 Stück Toast von der Tribüne aufs Feld und je nach Gegner auch auf das Orchester der Rivalen. Ein Schauspiel, das man sich nur schwer vorstellen kann, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Wie wäre es wohl, an der ETH vergleichbare Traditionen zu haben? Zum Beispiel eine offizielle Begrüssungsfeier mit gratis Essen und live Musik am ersten Tag des Studiums statt eine Vorlesung über Sicherheit in den Labors? Oder eine Essensschlacht auf dem Hönggerberg für alle, die nach unzähligen Prüfungen das letzte Semester des Studiums erreicht haben? Oder eine Tragpflicht von unförmigen bunten Umhängen für die Promotionsfeier? Wohl eher nicht. Natürlich ist das Studentenleben an der ETH mit dem an amerikanischen Universitäten kaum vergleichbar. Doch es wäre schön, auch an der ETH einige Traditionen zu haben, die die Studierenden verbinden und die einem zeigen, dass man als Studierende(r) an der ETH geschätzt wird. |
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