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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 20.12.2005 06:00

Die Präsidenten von ETH und EPF im Interview
"Gemeinsam stärker"

ETH-Präsident Ernst Hafen will stärker mit der EPF Lausanne zusammenarbeiten. Am letzten Donnerstag traf er sich mit seinem Amtskollegen Patrick Aebischer in Zürich zu einem längeren Gespräch. Für „ETH Life“ führte Rolf Probala mit den beiden Präsidenten ein Interview. Wir publizieren daraus Auszüge. Das vollständige Interview ist über Internet zu hören (siehe Link unten).

Interview: Rolf Probala

Patrick Aebischer, Sie besuchen den neuen Präsidenten der ETH Zürich wenige Tage, nachdem er sein Amt angetreten hat. Was bedeutet dieser Besuch?

Patrick Aebischer: Der Besuch ist ein Zeichen der Freundschaft und es geht um die künftige Zusammenarbeit. Ich möchte die Kooperation zwischen unseren beiden Hochschulen verstärken.

Ernst Hafen: Ich habe Patrick während des Auswahlprozesses für das ETH-Präsidium kennen gelernt und wir haben festgestellt, dass wir in vielen wichtigen Fragen wie Ausbildung oder Technologietransfer gleich denken.

In welchen Gebieten wollen ETH und EPF stärker zusammenarbeiten?

E.H.: Die Ausbildung auf der Graduiertenstufe z.B. ist sicher ein Feld, in dem wir zusammenarbeiten werden. Dann auch in den neuen nationalen Kompetenzzentren, die der ETH-Rat eben lanciert hat. Es sind dies die Zentren für Umwelt und Nachhaltigkeit und für Materialwissenschaft. Und schliesslich werden wir im Rahmen von SystemsX auch in der Systembiologie enger kooperieren.

P.A.: Beide Hochschulen haben ja einen starken Auftritt in den Materialwissenschaften, aber beide sind etwas unterkritisch. Hier können wir, wenn wir zusammenarbeiten, unseren Auftritt ausbauen, zumindest in Europa. Und dann sicherlich in SystemsX. Der Arc Lémanique möchte sich an diesem Netzwerk beteiligen.

Nun sind die beiden Schulen auch Konkurrenten um Geld, Spitzenwissenschaftler und Studierende. Wie finden Sie die Balance?

P.A.: Wettbewerb ist für uns nichts Neues, er gehört zum Geschäft der Wissenschaft. Aber wir wollen uns ja nicht umbringen, wir wollen bessere Ergebnisse. Sicher, Finanzen sind immer ein heisses Eisen. Aber wir können die Politiker gemeinsam überzeugen, dass Forschung und Bildung mehr Mittel brauchen. Und dann müssen wir die Mittel, die der ETH-Bereich erhält, auch als Ganzes sehen. Bei der Zuteilung dieser Ressourcen sind auch die Forschungsanstalten unsere Konkurrenten. Wie diese Finanzmittel innerhalb des ETH-Bereichs zugeteilt werden, sollten wir uns auch im ETH-Rat genauer ansehen.

E.H.: Ich denke, wir gewinnen bei aller Konkurrenz mehr, wenn wir unsere Kräfte bündeln und z.B. gegenüber der Politik gemeinsam auftreten. Auf diese Weise sind wir stärker und erhalten auch eher mehr Mittel, als wenn wir einzeln auftreten. Zudem sind unsere Konkurrenten ja nicht in erster Linie in Lausanne, sondern im Ausland.

Die Zusammenarbeit zwischen Zürich und Lausanne war in den letzten Jahren oft schwierig. Was ist zu verbessern?

P.A.: So schlimm war’s nun auch nicht. Die kleine Schwester EPF ist in den letzten Jahren sehr rasch gewachsen, und es war etwas schwierig für die grosse Schwester ETH zu akzeptieren, dass sich die kleine Schwester nicht gerne von der grossen sagen lässt, was sie zu tun und zu lassen hat.


Wollen die in den vergangenen Jahren oft schwierige Zusammenarbeit der Schwesterhochschulen ETH und EPF verbessern: Patrick Aebischer (l.) und Ernst Hafen.

Aber inzwischen begegnen wir uns mit gegenseitigem Respekt. Dies ist die Voraussetzung für gute Zusammenarbeit. Unsere gemeinsamen Konkurrenten sitzen, wie Ernst schon gesagt hat, in Boston, China oder in Japan. Wir konzentrieren unsere Anstrengungen besser gemeinsam auf diese, statt uns gegenseitig in der Schweiz zu konkurrieren. So zumindest sehe ich die künftigen Beziehungen unserer beiden Hochschulen.

Werden die ETH und die EPF bis in zwanzig Jahren zu einer gemeinsamen Hochschule fusionieren?

E.H.: Nein, sie werden immer zwei unabhängige Institutionen mit unterschiedlichen Profilen und je einem eigenständigen Campus bleiben. Es wird ähnlich sein, wie im Universitätssystem von Kalifornien. UC Berkeley bleibt Berkeley mit seinem autonomen Campus. Die ETH Zürich mit „Science City“ wird in Zürich sein und die EPF in Lausanne. Die beiden Schulen werden ihre eigenen Stärken und Schwächen haben. Aber sie werden in der Schweiz und in der Welt gemeinsam auftreten und die Leute werden wissen, wofür sie stehen.

Ernst Hafen, was beeindruckt Sie an der EPF Lausanne?

E.H.: Nun, Lausanne hat es in den letzten Jahren unter Patrick Aebischer geschafft, eine Corporate Identity zu entwickeln und die Studierenden stärker einzubeziehen. Sie pflegen ihre Studierenden, feiern sie, wenn sie ihre Abschlussdiplome erhalten. Ich will damit nicht sagen, dass wir an der ETH keine Corporate Identity haben. Aber wir können da sicher noch etwas zulegen. Dies ist einer der Punkte, auf den ich mein Augenmerk richten werde.

Patrick Aebsicher, was wünschen Sie Ernst Hafen zum Amtsantritt?

P.A.: Als erstes wünsche ich ihm, dass er Spass hat an seinem neuen Job. Wir sind ja beide sehr privilegiert, solch hervorragende Hochschulen mit motivierten Studierenden, Dozierenden, Mitarbeitenden und einer ausgezeichneten Infrastruktur führen zu dürfen. Und dann wünsche ich ihm auch, dass er seine Visionen verwirklichen kann. Ich war schon während des Auswahlverfahrens beeindruckt von seiner Offenheit und ich bin sicher, die ETH Zürich hat mit Ernst Hafen einen ausgezeichneten Präsidenten.


Interview als Audio-File

Das ganze Gespräch, das 16 Minuten dauert, können Sie hören unter:www.videoweb.ethz.ch/video/net/hafen_talk/hafen_mix.mp3






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