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Rubrik: Campus Life Auf der Grossbaustelle der Chemie-Altbauten Hand anlegen für die Hightech-Forschung |
Published: 28.06.2002 06:00 Modified: 01.07.2002 09:27 |
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Die leerstehenden Chemie-Altbauten werden in den nächsten vier Jahren für insgesamt 170 Millionen Franken saniert und für eine Neunutzung umgebaut. Ab dem Wintersemester 2005/06 werden Institute und Professuren der Umweltnaturwissenschaften, Agrar- und Lebensmittelwissenschaften sowie Forstwissenschaften und Informatik in die renovierten Gebäude einziehen. Beim Besuch auf der Baustelle gewinnt man einen Eindruck von der Komplexität des momentan grössten Bauprojekts im ETH Zentrum. Von Dominik Meyer Mitten in einem ausgehöhlten Grosslabor spitzt ein Bauarbeiter unter ohrenbetäubendem Lärm eines Presslufthammers eine alte Kupferröhre aus dem Betonboden. Es staubt gewaltig. In einer Ecke schaufeln zwei Handlanger losen Schutt in eine Schubkarre. Alle tragen Helm und Mundschutz. Der Vorarbeiter schiebt das volle Gefährt dreissig Meter nach vorn und kippt den Inhalt auf ein kleines, portables Förderband, das aus einer Fensteröffnung hinausragt. Er lehnt sich hinaus und weist per Funk den Kranführer an, der die herunterschwebende Mulde an der Aussenwand genau unter das Transportband justiert. Bei diesem Manöver ist sowohl vom Kranführer als auch vom Mann am Funkgerät Fingerspitzengefühl gefordert - die zwei Arbeiter haben keinen Sichtkontakt zueinander.
Anschliessend schwebt die volle Mulde scheinbar lautlos über die Dächer des CAB hinweg und wird auf dem engen Umschlagplatz bei der Spöndlistrasse heruntergelassen. Unbedenklicher Bauschutt wird sofort von einem Lastwagen zur Deponie ausserhalb Zürichs gebracht. Kontaminierte Materialien, zum Beispiel asbesthaltiges Isoliermaterial, Eternitplatten usw., werden sortiert und in Spezialbehältern nach Deutschland zur Entsorgung exportiert. "Zum Glück sind weder im CAB noch im CHN nennenswerte 'Überraschungen' an chemisch belasteter Bausubstanz angetroffen worden", erklärt Werner Kissel, Gesamtprojektleiter Chemie-Altbauten: "Die Gebäude werden laufend von der Firma Basler&Hofmann auf chemische und radioaktive Rückstände untersucht. Die nötigen Entsorgungsmassnahmen werden finanziell wie auch terminlich eingeplant." Anspruchsvolle BaustellenlogistikDie Baustelle wird nur über die Spöndlistrasse beliefert. Eine zweite Bedienstelle von Seite Universitätsstrasse ist nicht möglich - zu gross wäre dort die Verkehrsbehinderung. Aufgrund der Auflagen der kantonalen Denkmalpflege, die es verbieten, Öffnungen in die Aussenhülle zu brechen, können in den Chemie-Altbauten weder schwere Baumaschinen noch grosse Förderbänder eingesetzt werden. Der gesamte Materialfluss in und aus den Gebäuden erfolgt deshalb horizontal über Podeste: der Kran - nur je einer pro Baukomplex (CHN und CAB/CNB) - bewegt die Materialien zwischen Umschlagplatz an der Spöndlistrasse und den diversen Zwischenlagern in Innenhöfen, auf Dachflächen und Gerüstpodesten. Diese sind konstruktionsbedingt nur beschränkt belastbar, die darauf lagernden Baustoffe müssen deshalb laufend verarbeitet werden. Der Rhythmus des Aus-, respektive Einbaus wird durch die Baustellenlogistik (ein Kran pro Gebäudekomplex) diktiert. Die ehemaligen Chemiegebäude werden etagenweise von kleineren Bautrupps umgebaut, die praktisch alles von Hand ausführen. Beim Besuch auf der Baustelle waren im CAB 35 Arbeiter und im CHN zirka 40 Arbeiter - in Teams von zwei bis fünf Personen - beschäftigt.
Die Sanierung erfolgt in den drei Bauphasen Primär-, Sekundär- und Tertiärsystem. Momentan steckt der Umbau im Primärsystem, welches das Ausräumen der Altbauten, die Entsorgung, den Rohbau und die Sanierung der Gebäudehüllen umfasst. Den Grossteil dieser Arbeiten führt das Baugeschäft Marti AG Zürich aus. Gegenwärtig laufen die Ausschreibeverfahren für das Sekundär- und Tertiärsystem. Die Aufgaben dieser Phasen umfassen: Innenausbau, Laboreinrichtungen, Möblierung der Büro- und Seminarräume sowie Einrichten der wissenschaftlichen Apparate. Jedes "System" ist wiederum in einzelne Leistungspakete aufgeteilt, die nacheinander geplant und einzeln an die kompetentesten Firmen vergeben werden. Diese Planungs- und Bautranchen sind überschaubar und gewährleisten eine genaue Kontrolle des Termin- und Finanzstandes des Gesamtprojekts. Die rigorose Termin- und Finanzkontrolle ist entscheidend: Bereits eine geringe Bauverzögerung kann den auf das Wintersemester 2005/06 geplanten Einzugstermin der Departemente um ein halbes Jahr verschieben. Gemäss Professor Gerhard Schmitt, Vizepräsident für Planung und Logistik und damit oberster Chef dieses Bauprojekts, darf dies nicht geschehen. Zudem erfordert die finanzielle Prioritätensetzung für Lehre und Forschung, die Sanierung innerhalb des vorgegebenen Finanzrahmens umzusetzen. Wie sich der Umbau der ehemaligen Chemiegebäude weiter entwickeln wird - ETH Life wird darüber informieren.
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