www.ethlife.ethz.ch    
ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuftETH LifeDie taegliche Web-Zeitung der ETHETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuft


Rubrik: Campus Life

CSCS will mit neuer Ko-Direktion wachsen
Gestärkte Führung für nationales Rechenzentrum

Published: 27.02.2007 06:00
Modified: 27.02.2007 09:27
druckbefehl
Als Antwort auf die jüngsten Turbulenzen am CSCS wird inskünftig eine Ko-Direktion für das Hochleistungsrechenzentrum in Manno verantwortlich sein. Die bisherige Direktorin Marie-Christine Sawley wird das CSCS neu zusammen mit Marco Baggiolini, Ex-Präsident der USI, leiten. ETH-Präsident Konrad Osterwalder unterstrich vor den Medien in Manno die Bedeutung des CSCS als nationales Zentrum für das Hochleistungsrechnen.



Samuel Schlaefli (mailto:samuel.schlaefli@cc.ethz.ch)

Konrad Osterwalder bezeichnete die Verstärkung der Führung durch Marco Baggiolini, den ehemaligen Präsidenten der Università della Svizzera Italiana (USI), als Glücksfall. Die getroffenen Massnahmen stünden einerseits für Kontinuität, andererseits würde die Führungsstruktur des CSCS (1) gezielt gestärkt. Das CSCS ist organisatorisch der ETH Zürich unterstellt.

Gute Noten für Fachkompetenz

Die Neuerungen auf Führungsebene sind die Antwort auf einen Arbeitskonflikt am CSCS, der im Frühjahr 2006 eskalierte. (2) Acht Mitarbeiter erhoben damals schwere Vorwürfe an die Direktion - u.a. Mobbing sowie das Fehlen einer Strategie beim Anschaffen von neuen Superrechnern - und forderten in einem Schreiben, das durch Indiskretionen den Weg in die Medien fand, den Rücktritt der Direktorin und des Betriebsleiters. Der damalige ETH- Präsident Ernst Hafen gab daraufhin eine Administrativuntersuchung in Auftrag, welche die Vorwürfe untersuchen sollte.

Einzelheiten der Administrativuntersuchung wurden in Manno keine bekanntgegeben. So viel sagte Konrad Osterwalder dennoch: die Untersuchung habe gewisse Schwachstellen der Führung offenbart, der Arbeitskonflikt sei aber auch durch die unversöhnliche Haltung gewisser Mitarbeiter verursacht worden. Konrad Osterwalder appellierte am Montag zuerst an einer Mitarbeitenden-Orientierung und danach vor den Medien an „alle Kräfte des guten Willens“, die Konflikte hinter sich zu lassen und einen Neuanfang zu ermöglichen.

Eine unabhängig von der Administrativuntersuchung durchgeführte Peer-Review hatte dem CSCS-Management im Sommer 2006 in fachlicher Hinsicht ein gutes Zeugnis ausgestellt. Gemäss diesem Expertenbericht hatte das CSCS beträchtliche Fortschritte gemacht gegenüber dem letzten Review im Jahre 2002. Laut Baggiolini gelte es nun deshalb, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzuführen, dabei jedoch die interne Zusammenarbeit und die Kontakte zu den Kunden zu verbessern.

Renommierter Wissenschaftler als Ko-Präsident

Marco Baggiolinis Engagement für das CSCS soll sich nach eigenen Angaben auf circa zwei Jahre beschränken. Baggiolini ist pensioniert und schaut auf eine lange wissenschaftliche Karriere zurück. Er ist ein international anerkannter Immunologe und war unter anderem Direktor des Theodor-Kocher-Instituts und von 1996 bis 2006 Präsident und Rektor der Università della Svizzera Italiana. Er wird in erster Linie für das Personalwesen, die Kundenkontakte und die Aussenbeziehungen zur Politik und zu den Hochschulen zuständig sein. Marie-Christine Sawley wird die technische und wissenschaftliche Führung des Hochleistungsrechenzentrums wahrnehmen.

CSCS bleibt in Manno

Konrad Osterwalder verwies am Montag auch auf die Botschaft über die Förderung von Forschung, Bildung und Innovation 2008 - 2011 des Bundesrats, in der Manno explizit als nationales Hochleistungsrechenzentrum angesprochen wird. Damit trat er einer im Tessin weit verbreiteten Befürchtung entgegen, das CSCS könnte nach Zürich verlegt werden. Ebenfalls verankert ist in der Botschaft, dass die jeweilige Spitzenmaschine im Bereich des Hochleistungsrechnens, von der es schweizweit nur eine gibt, in Manno angesiedelt sein soll, und dass wie bisher das CSCS von der ETH Zürich betrieben wird. Vor diesem Hintergrund stehen laut Osterwalder namhafte Investitionen an für die Umsetzung der nationale Strategie im Bereich des "High Performance Computing" (rund 150 Mio. Franken in der Periode 2008 - 2011).


Swiss National Supercomputing Centre (CSCS)

Das CSCS ist das nationale Zentrum für das Hochleistungsrechnen und beschäftigt rund 40 Personen, darunter 15 Wissenschafter. Das Hochleistungsrechnen (High Perfomance Computing, HPC) ist ein Bereich des computergestützten wissenschaftlichen Rechnens und setzt hohe Rechenleistungen voraus, um Simulationen zu rechnen oder komplexe Daten zu analysieren. Das CSCS arbeitet mit den beiden ETH, andern Schweizer Universitäten, dem PSI, dem CERN, MeteoSchweiz sowie weiteren Forschungsinstitiutionen zusammen.


Der neue Ko-Direktor des CSCS, Marco Baggiolini (l), und Konrad Osterwalder, Rektor und Präsident a.i. der ETH Zürich, informierten am Montag in Manno über Neuerungen beim CSCS.


Fünf Fragen an Marco Baggiolini:

Herr Baggiolini, welche Massnahmen werden Sie bei Ihrem Amtsantritt als erstes ergreifen um das CSCS wieder auf Kurs zu bringen?

Als erstes will ich meine zukünftigen Mitarbeiter kennen lernen und werde mich deshalb mit jedem von ihnen persönlich zum Gespräch treffen. Dies ist unter anderem die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die ich natürlich anstrebe. In den Gesprächen mit den Mitarbeitern, die vor einem Jahr massive Anschuldigungen gegen die Leitung des CSCS erhoben haben, möchte ich vor allem mehr über die Motivation bei ihrem Vorstoss erfahren.

Kann es auch zu Entlassungen kommen?

Ich hoffe die Betroffenen davon überzeugen zu können, dass solche Initiativen, wie im vergangenen Frühjahr, dem CSCS als Organisation schaden. Ich denke nicht primär an Kündigungen – das ist nicht meine Art. Ich möchte von allen CSCS-Mitarbeitern eine konstruktive Einstellung sehen. Harte Auseinandersetzungen sind durchaus möglich, um das Zentrum und seine Leistung in Wissenschaft und Dienstleistung zu verbessern.

Woher rühren die vergangen Probleme ihrer Meinung nach?

Darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben. Die Analyse vergangener Probleme ist ein sehr aufwendiges und unsicheres Unterfangen. Vieles mag mit der internen und externen Kommunikation zusammenhängen und ich glaube, dass Missverständnisse häufig Ursachen von Auseinadersetzungen waren. Ich werde die Frage bei den anstehenden Besprechungen den Mitarbeitern stellen, aber nicht um Schuldige zu suchen, sondern um Situationen zu identifizieren, die auch in Zukunft zu Komplikationen führen könnten.

Die eigenen Mitarbeiter haben der CSCS-Leitung in der Vergangenheit vorgeworfen, es bestehe keine klare Strategie bei der Beschaffung von Supercomputern. Wie stehen sie dazu?

In Anbetracht der sich anbahnenden Periode des Wachstums und der Konsolidierung will ich vor allem nach vorne schauen, und auch bei den kommenden Gesprächen die Zukunft thematisieren. Das CSCS befindet sich heute in einer ausgezeichneten Ausgangslage. Die Entscheide auf höchster Ebene, in der Botschaft 2008-2011, müssten eine Stabilisierung bringen. Der Bericht über die letzte Evaluierung durch eine Gruppe von bestens ausgewiesenen Fachleuten hat dem Zentrum ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die Fachleute fanden die Arbeit der letzten Jahre ausgezeichnet und werteten die Forstschritte des CSCS in der Implementierung der Empfehlungen aus früheren Evaluationen als beträchtlich. Ich kann deshalb, ohne klare Beweise, nicht einsehen, wieso es dem CSCS eine „klare Strategie bei der Beschaffung von Rechnern“ fehlen sollte.

Wo sehen sie das grösste Verbesserungspotenzial beim CSCS?

Im Bereich der Technik gehört das CSCS bereits zu den weltbesten Hochleistungs-Rechenzentren, dies hat auch die Peer Review festgehalten. Ein Bereich der zum Vorteil des CSCS weiter entwickelt werden könnte betrifft die Kollaborationen in der Forschung. Im Rahmen der Strategie wird die entsprechende nationale Arbeitsgruppe Weisungen geben und Anregungen machen. Weiter sind ein gutes Klima, eine gesunde Selbsteinschätzung und eine eindeutige Mission wichtige Voraussetzungen für Fortschritte in der Forschung und der Technologie. Daran werden wir arbeiten.


References:
•  (1) Informationen zum Swiss National Supercomputing Centre: www.cscs.ch/
•  (2) ETH Life berichtete über die Anschuldigungen am CSCS: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/cscsmanag.html


Copyright 2000-2002 by ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zurich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
ok
!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!