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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 08.05.2006 06:00

Hinter den Kulissen der Sola-Stafette 2006
Der Strippenzieher

Mit 10'000 Laufenden und 600 Helfenden ist die Sola-Stafette die grösste Hochschul-Sportveranstaltung der Schweiz und Jahr für Jahr die aufwendigste Herausforderung des Zürcher Hochschulsportverbandes ASZV. "ETH Life" verfolgte die 33. Sola am Samstag einmal aus ganz anderer Perspektive und blickte mit dem Technischen Leiter Thomas Mörgeli hinter die Kulissen.

Michael Bartnik

Samstag, 6. Juni, 7:30 Uhr: Der erste Startschuss hallt über die Waldlichtung gleich beim Bucheggplatz. Etwa 300 Frauen setzen sich in Bewegung. Die Sola-Stafette 2006 nimmt ihren Lauf. Dabei ist für Thomas Mörgeli schon fast alles zu Ende, denn der Tag des Laufs ist für ihn der fulminante Schlussstrich unter hunderte Arbeitsstunden der Vorbereitung seit letztem Juni. Unterstützt wurde er dabei von seiner rechten Hand, der Frau fürs Administrative, Claudia Kummer, von den 20 Ressortleitern und einem Heer von 600 Helfenden.

Der heutige Tag begann für ihn früher als für die meisten anderen: Viertel vor vier aus den Federn, um rechtzeitig in der Basis in der Hochschulsportanlage am Irchel zu sein. Halb sieben: Während die ausländischen Laufenden zwischen der mit Schlafsäcken ausgelegten Turnhalle und den Toiletten pendeln, ist nebenan Lagebesprechung mit den beiden Polizisten und Einsatzleitern der Verkehrskadetten und den Sanitätern. Viele Worte sind nicht mehr nötig. Für alle ist es inzwischen Routine. Die neuralgischen Punkte werden abgeklärt, und los geht es.

Das Wetter ist schön, bis es regnet

Mörgeli hat einen eigenen Einsatzwagen mit Fahrer – ein befreundeter Sportlehrer. Er fährt ihn zu Übergabepunkten und kritischen Stellen. Die letzten Jahre war das Jean-Claude Honegger. Die Hälfte seines Lebens kutschierte der inzwischen 60-Jährige, der wegen einer Beinverletzung aussetzen muss, die Sola-Chefs. Über das extra für den Lauftag aufgebaute Funknetz gibt Mörgeli noch das „Motto des Tages“ durch: „Das Wetter ist schön, bis es regnet.“

Erste Station ist der Startschuss am Bucheggplatz; dann weiter zum Campus Hönggerberg und zum Sportplatz Buchlern. Alles ist aufgebaut: Die Wegmarkierung, das Übergabefeld, Verpflegung und Beschallung. „Das organisieren die Sportvereine vor Ort“, erzählt Mörgeli. „Sie sind Mitglied im ASVZ, das heisst, wir stellen ihnen Sporthallen und sie uns Mannstunden zur Verfügung.“ Für alle helfenden Vereine hat der Organisator als Dankeschön eine Video-DVD der letztjährigen Sola dabei. Um schöne Bilder einzufangen, sind eigens mehrere Fotografen und drei Kameraleute unterwegs.

Mediziner auf Motorrädern

Nächste Haltestelle ist der Parkplatz Waldegg. Er liegt an der dritten Etappe von Buchlern auf den Uetliberg; mit 400 Metern Steigung führt diese Strecke am höchsten hinauf. Hier ist eine der sechs Verpflegungsstationen, die von drei ehrenamtlichen Teams betreut werden. Über Mittag wechseln sie die Standorte. Sie verteilen Wasser, isotonische Getränke und feuchte Schwämme. Ausserdem steht vormittags hier ein Rettungswagen bereit. Parallel sind auf jeder Strecke drei Intensivpfleger auf Töffs unterwegs. Auf allen Übergaben ist ein Medico-Team im Einsatz, bestehend aus zwei Ärzten und zwei Samaritern. Für genügend medizinische Versorgung ist also gesorgt. „Grosse Zwischenfälle gab es aber noch nicht“, erinnert sich der 49-Jährige.

Am Ende einer der schönsten Rennstrecken über den Uetliberg-Höhenweg befindet sich der Übergabepunkt Felsenegg. Ausdauernd tönen die Nummern der ankommenden Laufenden aus den Lautsprechern. Aber nicht immer steht auch das Teammitglied bereit, das den „Staffelstab“ übernehmen soll. „Welche Enttäuschung, nachdem man sich so ins Zeug gelegt hatte“, fühlt Mörgeli nach, der selbst schon mitgerannt ist. „Früher war das hier noch viel häufiger so. Denn die einzige ÖV-Verbindung hierher ist die Felsenegg-Seilbahn, und die hat nur eine geringe Kapazität. Deshalb haben wir Shuttlebusse ab Adliswil organisiert.“

Stick statt Staffelstab

Der „Staffelstab“ bei der Sola ist heute nur noch ein Stick, auf dem bei der Übergabe elektronisch die Zeit gespeichert wird. Dazu warten an jedem Etappenziel vier bis acht Helfende mit ihrem Postengerät in der Hand zur Registrierung. Am Ende werden die Daten per Computer ausgelesen und innert kurzer Zeit stehen die Ergebnisse bereit. „Früher haben wir Strichcodes verwendet, doch bei Sonnenschein reflektieren sie zu sehr, sodass sie nicht schnell genug abgelesen werden konnten“, erinnert sich Mörgeli. „In den Anfangsjahren wurde noch von Hand gemessen, und am darauf folgenden Montag wurden die Zeiten im Büro aufwendig abgetippt.“

Unterwegs in seinem Einsatzwagen kreuzen der Organisator und sein Fahrer immer wieder die Sola-Routen, die vorrangig über Fuss- und Waldwege verlaufen. An diesen Stellen sicher insgesamt 80 junge Verkehrskadetten die Übergänge. „Es ist immer eine Frage der Persönlichkeit, wie gut sie es schaffen, mit den oft ungeduldigen Autofahrern umzugehen“, bemerkt Mörgeli.

Umweltschäden kompensiert

Eine weitere Zwischenstation auf seiner Reise ist der Übergabepunkt Egg. Hier parkieren Sola-Teilnehmer oft wild im Wohngebiet. „Wir verteilen kleine Hinweiszettel, mit denen wir bitten, lieber mit den ÖV anzureisen“, sagt Mörgeli. „Schliesslich können wir keine Parkplätze organisieren, und umweltfreundlich ist es auch nicht. Die Sola-Startnummer gilt extra als Fahrkarte im Verkehrsverbund.“

Überhaupt hat sich die Sola dem Umweltgedanken verschrieben. So überweist der ASZV von den 220 bis 360 Franken Startgeld jedes Teams 5 Franken an die Organisation „myclimate“, um die entstehende Kohlendioxidbelastung zu kompensieren. In Drittweltländern werden damit Projekte zur umweltfreundlichen Energiegewinnung unterstützt.


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7:30 Uhr: Start der 33. Sola-Stafette nahe dem Bucheggplatz. gross

Organisator Thomas Mörgeli mit seinem Fahrer. gross

Die 117 Kilometer lange Strecke führt durch die Wälder über die Berge rund um Zürich. gross

13 Übergabestationen gibt es entlang der Route, wie hier auf der Felsenegg. gross

Wiedersehen macht Freude. Geordnet nach Startnummer steht das nächste Teammitglied bereit – wenn es denn pünktlich ist. gross

Fulminantes Ende des Sola-Laufs ist der Zieleinlauf am Abend am Irchel. Hunderte Besucher und Teammitglieder warten auf die Laufenden der letzten Etappe – alles, ohne Luft zu holen, kommentiert von zwei Moderatoren. Im „Sola-Dörfli“ präsentieren sich ASVZ und Partner. Auf der Bühne werden die Sieger des Laufs geehrt: Das grosse Sola-Rössli geht an die „Brownschen Spaziergänger“, eine Alumnigruppe früherer Mathematik- und Informatikstudenten an der ETH (6:58:27 Stunden); gefolgt von den SOLA-Challengers (7:03:06 Stunden), den Gewinnern der Jahre 2002 bis 2004. Die Sieger des letzen Jahres, das EWZ Power Team I, verweisen sie auf den dritten Platz (7:20:13 Stunden). Diese Ergebnisse sammelt das Auswertungsteam. Es liest die Daten der Sticks aus, erstellt die Ranglisten und versendet per SMS die Ergebnisse an die Teams.

Nun beginnt der zweite Teil des Sola-Tages: Das grosse Spaghettiessen und die von der Polyballkommission Kosta organisierte Sola-Party. Sechzehn Stunden ist er bereits auf den Beinen, an die hundert Hände wird er heute geschüttelt haben und gut 300 Kilometer unterwegs gewesen sein. Für Thomas Mörgeli aber noch lange nicht Zeit, ins Bett zu gehen.


ETH-Alumni spenden an Sola für Afghanistan

(cna) Die ETH-Alumni haben anlässlich der diesjährigen Sola-Stafette 3'216 Franken für das „ETH House of Science“ in Afghanistan gespendet (1). Der Betrag ergibt sich aus der Zeitdifferenz von der schnellsten zur 77. Gruppe nach der Morgenetappe. Pro Sekunde haben die Alumni einen Franken gestiftet und dem für das Projekt im afhanischen Bamiyan verantwortlichen ETH-Professor Mario Fontana einen entsprechenden Check überreicht. Wie es der Zufall wollte, handelte es sich bei der 77. Gruppe um Bauingenieurstudierende aus dem 6. Semester, die Fontana bereits aus Vorlesungen kannten.




Literaturhinweise:
Sola-Stafette 2006 des ASVZ: www.asvz.ch/sola

Fussnoten:
(1) Mehr Informationen zum Afghanistan-Projekt der ETH: www.house-of-science.ethz.ch/



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