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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 14.11.2005 06:01

NADEL-/Nideco-Tagung: ETH und Uno-Umweltprogramm kooperieren
Wissen schafft Entwicklung

Wissenschaft und Technologie können dem Kampf gegen Hunger, Unterentwicklung und Umweltprobleme entscheidende Impulse verleihen. Dies das Fazit einer Tagung des ETH-weiten Netzwerks für internationale Entwicklung und Zusammenarbeit NIDECO und des Nachdiplomstudiums für Entwicklungszusammenarbeit (NADEL) an der ETH. Zum Auftakt wurde zwischen der ETH und dem UNO-Entwicklungsprogramm UNEP eine Kooperationserklärung unterzeichnet.

Norbert Staub

„Stargast“ der Tagung im neuen Lichthof der ETH-Chemie-Neubauten an der Universtitätsstrasse war Klaus Töpfer. Der langjährige Umweltminister der deutschen Regierung unter Bundeskanzler Kohl leitet seit 1998 das Uno-Umweltprogramm UNEP mit Sitz in Nairobi. Die Agentur ist unter anderem zuständig für die Früherkennung globaler Umweltrisiken, gestaltet Umweltnormen wie das Cartagena Protokoll zur Biosicherheit zuhanden der internationalen Gemeinschaft und bemüht sich um den Aufbau von Know-how in den besonders durch Umweltprobleme belasteten Gebieten der Dritten Welt. Inhaltliche Schwerpunkte des UNEP sind Klimaveränderungen, Luft und Trinkwasserqualität, Schutz der Meere, des Bodens und Gefahren durch Abfälle und Umweltgifte. - „Umweltpolitik ist die Friedenspolitik der Zukunft“, brachte Klaus Töpfer am Freitag sein Selbstverständnis auf den Punkt.

Politik wissenschaftlich fundieren

Das UNEP verfüge über eine grosse Menge an Daten, sagte Töpfer. Woran es aber noch mangle, seien die wissenschaftlichen Fundamente. Töpfer erwähnte die Verbesserung der Bodenqualität, verbunden mit der Hoffnung, die geringe landwirtschaftliche Produktivität besonders in Afrika auf das Niveau vergleichbarer Regionen in Asien zu heben. Andere Beispiele seien der Umgang mit den vom Tsunami 2004 verwüsteten Regionen oder mit der Mobilitätsentwicklung in China: Die Welt werde ein Problem bekommen, wenn sich in diesem Riesenland der Privatverkehr nach dem Muster des Westens entwickle. Nötig seien technologische Alternativen.

Mit der ETH Zürich hat das UNEP bei der Bearbeitung solcher Themen jetzt eine neue institutionelle Partnerin. Ein von ETH-Präsident Olaf Kübler und UNEP-Chef Töpfer am Freitag unterzeichnetes „Memorandum of Understanding“ zwischen soll die Basis einer Zusammenarbeit bezüglich der Erfassung, Früherkennung und Überwachung von Umweltproblemen legen. Die ETH habe die Pflicht, das von ihr erworbene Wissen auch im grösseren und unterprivilegierten Teil der Welt in tragende Problemlösungen umzumünzen, sagte Kübler. Auch diese Menschen sollen die Zukunft als Chance sehen können - ganz im Sinne des ETH-Jubiläumsmottos „Welcome Tomorrow“, so der ETH-Präsident.

Gemeinsame Ziele, aber keine finanzielle Pflichten

Die Beiträge der ETH könnten empirische und angewandte Forschung, Beratung, Wissensvermittlung und Training umfassen. Forschenden der ETH ist gemäss dem Memorandum die freie Publikation ihrer Resultate garantiert. Finanzielle Verpflichtungen bestehen aufgrund dieses Abkommens allerdings keine. Innerhalb der ETH ist es das seit 2002 bestehende Netzwerk für internationale Entwicklung und Zusammenarbeit NIDECO, unter dessen Dach sich die Kompetenzen in diesen Feldern versammeln. Dazu gehört auch das NADEL, das Nachdiplomstudium für Entwicklungsländer. Seit 35 Jahren werden in dessen Rahmen an der ETH primär Aus- und Weiterbildungen für Experten der Entwicklungszusammenarbeit angeboten.


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Die ETH Zürich und das UNO-Umweltprogramm UNEP wollen künftig gezielt kooperieren. UNEP-Chef Klaus Töpfer (r.) und ETH-Präsident Olaf Kübler bei der Unterzeichnung des Memorandum of Understandig am Freitag. gross

Die ETH-Wirtschaftsprofessorin Renate Schubert (1) betonte in ihrem Referat, dass gute Umweltqualität und die Armutsbekämpfung voneinander abhängen. Die Verletzlichkeit, die etwa versalzene Böden oder schlechtes Trinkwasser erzeugen, werde durch Armut der Betroffenen noch erhöht. Schubert kritisierte, dass die bestehenden nationalen wie internationalen Politik-Konzepte zu isoliert ausgerichtet seien, um daran substanziell etwas zu ändern. Es brauche die konsequente Koppelung beider Ziele auf institutioneller Ebene, etwa der UNO oder der WTO, sowie bei der Umsetzung vor Ort.

Höhere Bildung als Schlüssel

Ebenfalls für eine Paradigmenwandel in der Entwicklungspolitik plädierte Calestous Juma, Harvard-Professor für Internationale Entwicklung. Für ihn muss sich der Fokus der Entwicklungszusammenarbeit von der Hilfe zum langfristigen Aufbau lokalen Problemlösungs-Know-hows verschieben. „Forschung und Innovation wird zu einem zentralen Thema in der Entwicklungszusammenarbeit werden“, so Juma. Entsprechend könne zum Beispiel in Afrika die Funktion des höheren Bildungswesens als Motor der Entwicklung gar nicht überschätzt werden. Seine Kontakte auf höchster Ebene zeigten, dass sich diese Erkenntnis heute auch bei afrikanischen Staatslenkern durchsetzt. „Thabo Mbeki zum Beispiel arbeitet derzeit höchstpersönlich an einem künftigen Hochschulsystem für Südafrika“, sagte Juma.


Forschung für Entwicklung - Beiträge der Schweiz

Den Abschluss der Veranstaltung am Freitag bildete eine Podiumsdiskussion mit je drei Vertretern aus Bundesämtern (BUWAL; DEZA, SBF) und Hochschulen (ETH Zürich, Uni Zürich, Uni Bern). Im Zentrum stand die Frage, was die Schweiz bzw. die vertretenen Institutionen zur Forschung für Entwicklung beitragen können. Obwohl jede Einrichtung ihre je spezifischen Interessen hat und verfolgt, bestand Einigkeit, dass es bei der entwicklungsrelevanten Forschung keine Konkurrenz geben sollte. Vielmehr müssten die vorhandenen Kapazitäten optimal genutzt werden. Fokussieren auf Schwerpunktthemen war dabei ein konsensfähiger Vorschlag, während kontrovers blieb, ob „Mainstream“-Forschung oder die bisherigen Stärken betont werden sollten. Klar wurde zudem, dass solcherart systemorientierte Forschung möglicherweise andere Bewertungskriterien braucht als nur die Anzahl der Veröffentlichungen in hochrangigen Fachzeitschriften.




Fussnoten:
(1) Renate Schubert ist gleichzeitig Präsidentin des wissenschaftlichen Beirats der deutschen Bundesegierung zum Thema globale Umweltveränderungen: www.wbgu.de



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