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Publiziert: 20.11.2003 06:00

Ötzi Origin
Ötzi Origin

Von Josef Bossy

Der Fund der „Oetzi-Mumie“ am Donnerstag, dem 19.September 1991, durch das Nürnberger Ehepaar Helmut und Erika Simon liegt schon lange her. Sie erhielten damals ein Finderlohn von DM 10'000, mit welchem sie sich damals zufrieden gaben. Vor einigen Tagen erfuhr man aus den Medien, dass das Ehepaar Simon nun von einem Gericht die Finder der „Oetzi-Mumie“ sind. Damit wollen die Finder Anspruch auf einen sehr viel höheren Finderlohn erheben. Im Taschenbuch „Die Oetztal-Fälschung“ wird eine der ungewöhlichen Geschichten der Archäologie erzählt. Ein Gletscher, der bei genauerem Hinsehen gar nicht existiert, soll im Jahre 1991 einen uralten Gletschertoten freigegeben haben – die derzeit berühmteste Mumie der Welt, den Mann aus dem Eis in den Oetztaler Alpen.

Die Suche nach seiner Herkunft führt durch Zeiten, durch Sagen, Wissenschaften und Räume, vom Neolithikum bis zur hochmodernen Messmethoden mittels Neutronenbeschleunigung, von den „Wilden Fräulein“, die der Überlieferung nach mit einem verschollenen Jäger in einem Kristallpalast unter dem Eis der Oetzaler Alpen leben, bis zur amerikanischen Sekte Paramahansa Yogananda, deren Hauptquartier bei Los Angeles liegt.

Auf der Suche nach der Wahrheit über Entdeckung, Bergung und tatsächliche Bedeutung der Mumie betreten die Autoren Michael Heim und Werner Nosko alle möglichen Gebiete, von der Gletscherkunde bis zur Metallo-Archäologie. Die „Oetztal-Fälschung“ ist das erste Buch, das angesichts der zahlreichen Ungereimtheiten von einer Fälschung spricht. Doch sie betrifft nicht den Toten, denn man kann einen Toten nicht fälschen. Wenn in Oxford und Zürich Carbon-14-Messungen von Gewebeproben ein Alter von 5300 Jahren ergeben, dann ist der Tote wirklich 5300 Jahre alt.

Doch die Umstände eines Fundes lassen sich fälschen. 5300 Jahre alte Mumien gibt es auch anderswo.Nach Aussagen des Chefs der Innsbrucker Gerichtsmedizin, Professor Dr. Rainer Henn, der achtzehn Jahre lang jeden Gletschertoten, den die Tiroler Alpen freigaben, zu Gesicht bekam und weiss, wie Gletschertote aussehen, sagte im September 1991 laut ORF: "Für mich hat ein Spassvogel die Mumie da oben deponiert."

Doch wie kommt ein Spassvogel zu einer Mumie ? Nach der Buchautoren gibt es drei Möglichkeiten: Mumien werden gefunden, oder sie werden transportiert, oder sie werden produziert. Das Buch von der „Oetztal-Fälschung“ klagt niemanden an. Es stellt Fragen, die längst hätten gestellt werden müssen. Denn eines lässt sich nicht aus der Welt diskutieren: Dass ein völlig enthaarter, kastrierter Steinzeitmensch mit einem völlig intakten Fellschuh auf die alpine Wanderschaft geht, ehe er föhngetrocknet eingeschneit wird – das ist und bleibt ein archäologischer Witz ohne Beispiel. Wäre der Tote nicht 5300, sondern nur zehn Jahre alt – längst hätte eine Mordkommission, alarmiert von den seltsamen Begleitumständen, ihre Ermittlungen aufgenommen.

Die Ötzi-Forschung, ein europaweiter Vebund von Archäologen und anderen gelehrten mit Milliuonen-Etats, nimmt bislang entscheidende – und keineswegs umstrittene – Methoden, welche die Herkunft des Toten und der Fundgegenstände präzise bestimmen könnten, nicht wahr. Sie ignoriert bis heute die Möglichkeiten, einen „biochemischen Fingerabdruck“ des Toten und einen „geochemischen Fingerabdruck“ der Axt, des wichtigsten Fundstücks neben der Mumie, zu nehmen.

Siehe Taschenbuch vom Rowohlt-Verlag : "Die Oetztal-Fälschung - Eine Anatomie einer archäologischen Groteske" von den Autoren Michael H e i m und Werner N o s k o. 1. Ausgabe April 1993, ISBN 3 498 02918 5.

Wie kann ein ETH-Institut sich an einer solchen Fälschung beteiligen? Macht es sich nicht damit unglaubwürdig ?





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