Der von Herrn Amiguet zitierte Spiegel-Artikel betrifft die Situation in den USA. Dort werden jährlich Tausende Freisetzungsversuche durchgeführt und rund die Hälfte der Produktion von Mais und Soja erfolgt mittels rekombinanter Sorten. Eine Kennzeichnungspflicht besteht für die daraus hergestellten Produkte nicht. Wer in die USA geht, isst "Genfood." Ohne es zu merken. Massnahmen zur Verhinderung von Vermischungen mit konventionellen Produkten bestehen nicht.

Die rechtliche Situation in Europa und insbesondere in der Schweiz ist eine völlig andere. Hier sind gentechnisch veränderte Organismen - von der Forschung im Labor, übers Feld-Experiment bis hin zur Vermarktung - strengen Vorschriften unterstellt. In Europa darf mit gentechnisch veränderten Organismen nur umgegangen werden, wenn betreffende Projekte den strengen, fachübergreifenden wissenschaftlichen Prüfungen im Rahmen der Bewilligungsverfahren standhalten und wenn die Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz von Mensch und Umwelt eingehalten werden. Es bestehen lückenlose Kennzeichungspflichten und Massnahmen zur Vermeidung von Vermischungen mit konventionellen Produkten.

Es ist ein argumentativer Grundlagenirrtum, den ausserordentlich gut geprüften und gesicherten Freisetzungsversuch der ETH mit Hinweis auf die Situation in den USA an den Pranger zu stellen. Solches entspräche etwa der Forderung, es seien Medikamente in der Schweiz deshalb zu verbieten, weil diese in den USA im Supermarkt erhältlich sind.

Martin Leu