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Rubrik: Forum
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Publiziert: 01.04.2003 06:00

Mensamenüs werden teurer
ETH-Mensa wohin?

Von Paolo Losio und Max Stroebe

Die am 31.3.2003 erfolgten Preiserhöhungen in den Mensen der ETH Zürich sollen – nach leichten Defiziten in den letzten Jahren – zur Stabilisierung der Finanzsituation der Mensen beitragen. Wir begrüssen die Finanzkonsolidierung, da die Mensen wesentlicher Teil der Arbeitsbedingungen an der ETHZ sind, und wir hoffen, dass damit die geplante Qualitätssteigerung eintritt. Jedoch haben wir einige Anmerkungen zum Entscheidungsverfahren, zu den weiteren Plänen der Schulleitung in Bezug auf die Mensen und zur geplanten "Doktorierenden-Legi":

Die verschiedenen Massnahmen zur Stabilisierung der Mensafinanzen wurden unter der Vorgabe der Schulleitung diskutiert, dass die bisherige Unterstützung der Mensen durch Sachleistungen deutlich verringert wird. Diese Vorgabe hat die Schulleitung ohne Mitbestimmung der Stände beschlossen. Dadurch konnte die Mensakommission nur über die Massnahmen zur Umsetzung dieser Vorgabe diskutieren, nicht jedoch über die Vorgabe selbst. Zudem wurde die Mensakommission erst an der entscheidenden Sitzung am 22.10.2002 über den vollen Umfang der Kürzungen informiert – die Diskussion fand dementsprechend in einer Situation der Überrumpelung und des Zeitdrucks statt. Hier stellt sich die Frage, ob die Mitbestimmung an der ETHZ nur ein Instrument zur nachträglichen Legitimierung von Massnahmen der Schulleitung sein soll.

Weiterhin plant die Schulleitung, die Unterstützung der Mensabetriebe auf Null zu reduzieren. So wurden in der Vergangenheit die Räume den Mensabetreibern kostenlos zur Verfügung gestellt. Neu ist geplant, dass die Betreiber – derzeit der SV Service – beträchtliche Summen für die Raummiete bezahlen sollen. Die Folge werden massive Preiserhöhungen für alle sein. Insbesondere ist fraglich, ob die anderen Stände die Quersubventionierung der Studierendenmenüs dann noch akzeptieren werden. Angesichts einer drohenden Abwälzung der Mensafinanzierung auf die Studierenden stellt sich die Frage, ob die ETHZ in eine Richtung steuern will, in der der Geldbeutel der Eltern über die Bildungschancen ihrer Kinder entscheidet. Und das in einer Situation, in der die Schulleitung regelmässig beklagt, dass der "talent pool" in der Schweiz relativ klein ist!

Eine vollständige Streichung der Mensaunterstützung wird ausserdem die Kontrolle der Schule über die Mensen deutlich verringern. In einer potentiellen Monopolsituation am Hönggerberg in Verbindung mit einer ungeschickten Dimensionierung der Mensen befürchten wir deutliche Folgen für die Qualität des Angebotes. Zudem ist fraglich, ob unrentable Kleinstandorte, etwa die Gloriabar oder die Informatikbar, weiter betrieben werden. Bei einer Vergabe der Lizenzen an einzelne Betreiber gingen zudem Skaleneffekte und Synergien zwischen den einzelnen Standorten verloren, etwa bei der Patisserie.

Zur "Doktorierendenlegi": Angesichts der Einführung der Mindestlöhne (60 % Lohnklasse 15) vor zwei Jahren halten wir es für legitim, dass die Doktorierenden einen gewissen Mehrbetrag gegenüber den Studierenden leisten, zum Beipsiel einen Franken pro Menu. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass die Doktorierendenlegi sich optisch nicht von der Studierendenlegi unterscheidet, damit die Doktorierenden ausserhalb der Mensen weiterhin als Studierende gelten.

Eine ähnliche Regelung ist an der Uni Zürich derzeit nicht zu erwarten. Die Doktorierenden an der Uni haben momentan die gleiche papierene Legi wie die Studierenden. Starke Preisunterschiede zwischen ETHZ und Uni Zürich werden im Zentrum zu einer deutlichen Abwanderung von ETH-Doktoranden an die Unimensa führen. Die finanziellen Folgen dieser Abwanderung können die geplanten Mehreinnahmen durch höhere Preise für Doktorierende leicht zu nichte machen. Die Doktorierenden auf dem Hönggerberg, der als Campus sowieso schon "auf der dunklen Seite des Mondes" liegt, wären wieder einmal benachteiligt.

Angesichts des bisherigen Entscheidungsverfahrens und der offensichtlichen Risiken der geplanten Strategie fordern wir die Schulleitung der ETHZ dazu auf, die weitere Strategie für die Mensen gutschweizerisch unter wirklicher Mitwirkung der Stände öffentlich zu diskutieren.

Paolo Losio (plosio@phys.ethz.ch) ist Präsident der Mensakommission (www.mensakommission.ethz.ch) der ETHZ und Vorstandsmitglied der AVETH,

Max Stroebe (mstroebe@tech.chem.ethz.ch) ist Co-Präsident der AVETH (www.aveth.ethz.ch)

Die hier geäusserten Meinungen entsprechen nicht zwangsläufig der Meinung der Mensakommission oder des AVETH-Vorstandes.





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