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Rubrik: Forum
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Publiziert: 04.04.2005 06:00

Zieht die Empa nach Lausanne um?
Forumsbeiträge von Rolf Bertschinger und Bernhard Wehrli vom 21. und 23. 2. 2005

Von Paul Bossert, Architekt, Oetwil an der Limmat

Programmiertes Grounding von EMPA und ETH (Das ist kein Aprilscherz!)

Im Brief vom 29. Oktober 2004 teilte mir der Präsident des ETH-Rates, Professor Alexander Zehnder mit: „Von einer Absicht des ETH-Rates, die Bauabteilung der EMPA weiter zu dezimieren und Leute zu entlassen, ist mir nichts bekannt.“ Ein halbes Jahr später erfährt man aus der Presse, dass die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) mit hohem finanziellen Aufwand und enormem Wissensverlust an die Eidgenössische Technische Hochschule in Lausanne (EPFL) verschoben werden soll. Es trifft zwar zu, dass die EMPA in der Regel keine Leute entlässt, sondern man legt ihnen lediglich nahe, stillschweigend zu verschwinden. So geschehen mit der Bauschadenabteilung der EMPA, welche eigentlich aufgrund der exponentiell zunehmenden Bauschäden, Gebäude- und Tunneleinstürze zwingend ausgebaut werden sollte. Tatsache ist aber, dass diese Abteilung seit dem 1. März 2005 in die Firma QC-Expert ausgelagert wurde. Unter der Bezeichnung „Spin-off der EMPA“ wurden Leute und Material an die private Aktiengesellschaft QualiCasa verschachert. Da eine AG immer profitorientiert arbeiten wird, ist das Ansinnen der QC-Expert, Bauschäden neutral zu beurteilen, äusserst blauäugig. Fakt ist, in der Schweiz gibt es seit dem 1. März 2005 keine staatliche Stelle mehr, wo man Bauschäden neutral analysieren und beurteilen lassen kann. Auf meine diesbezügliche Kritik antwortete mir Professor Zehnder am 3. März 2005: „Der Entscheid der EMPA ist wohlüberlegt und wohlbegründet. Die Zusammenhänge, wie Sie sie konstruieren, sind aus meiner Sicht unzutreffend.“ Die Methodik dieser fragwürdigen Massnahmen von Professor Zehnder offenbart sich auch in der Absicht des ETH-Rates, das einstige „Flaggschiff“ der ETHZ, die ehemalige Abteilung I, an die Schweizerischen Fachhochschulen mit der Begründung auszulagern, dass es im Baubereich nichts mehr zu forschen gäbe. Beobachtet man die Realität, so ist das Gegenteil der Fall, weil seit rund 50 Jahren das grundlegende Baufachwissen an der ETH und der EMPA gezielt verschlampt und nicht mehr gelehrt wird. Ausgeheckt wurde der Exodus der EMPA vom heute pensionierten Sekretär des ETH-Rates, Dr. S. Bieri, welcher früher Manager in einer Generalunternehmung war sowie dem Leiter der ETH-Lausanne (EPFL) und ETH-Ratsmitglied, Professor Patrick Aebischer, einem Mediziner. Dr. Bieri war aber auch für die seinerzeitige Spartenlösung RVR-NOVE 1997 des Bundesrates verantwortlich, bei welcher das ehemalige Amt für Bundesbauten (AFB) in die Teile ETH-Bauten, Militär-Bauten und das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) aufgeteilt wurde. Damals wurden die fachlich kompetentesten Bundesbeamten mit 58 Lebensjahren zwangspensioniert und die zweite Wahl von Beamten an die Spitze hochgespült. Beobachtet man die in diesem Zeitraum neu erstellte oder sanierte Bausubstanz von ETH-, Militär- und Bundesbauten, so ist der Wissensverlust augenfällig. Insgesamt kostet dieser totale Bildungs- und Bau-Leerlauf die Steuerzahler der Schweiz jährlich rund eine halbe Milliarde Franken und unser Bildungsminister Bundesrat Pascal Couchepin schaut diesem ruinösen Treiben und dem unaufhaltsamen Grounding von EMPA und ETH offensichtlich wohlwollend zu.

1. April 2005





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