ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Forum
Print-Version Drucken
Zurück zum Ausgangstext
Publiziert: 30.10.2003 06:00

Eisige Gefahr
Inventar, Gefahrenschätzung

Von Wilfried Haeberli

Eine Dokumentation über historische Gletscherkatastrophen in der Schweiz war im Rahmen der vom Bundesrat nach der Mattmarkkatastrophe eingesetzten „Arbeitsgruppe für gefährliche Gletscher" bereits in den 1970-er Jahren zusammengestellt und seither systematisch weitergeführt worden. Sie wurde mit Unterstützung des Nationalfonds nicht nur für Behörden sondern auch für die Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht (http://www.glacierhazards.ch/). Auf der gleichen Internetseite findet man auch Hinweise darauf, wie diese Information analysiert worden ist und in Kombination mit modernen Methoden der Fernerkundung, der Geoinformatik, der Geomorphologie/Glaziologie und der Geophysik für die Praxis verwendet werden kann. Die entsprechende Liste der einschlägigen nationalen und internationalen Publikationen weist eindrücklich auf die jahrelange und umfangreiche Forschungsarbeit des Bundes hin (Arbeitsgruppe für gefährliche Gletscher des Bundesrates, Murgangprojekt in der Hochwasseranalyse 1987 der damaligen LHG/BWW, verschiedene Projekte im NFP31, Nationalfondsprojekte Gletscherinventar 2000/Gletschergefahren) und zeigt auch klar, wer die ausgewiesenen Fachexperten sind. Seit 1985 werden solche Grundlagen systematisch in den geowissenschaftlichen Unterricht an den beiden Zürcher Hochschulen eingebaut. Selbstverständlich kann eine Dokumentation historischer Ereignisse nicht ein „Inventar gefährlicher Gletscher" darstellen, aufgrund dessen man für heutige oder gar zukünftige Zustände direkt Gefahren ableiten oder ausschliessen könnte. Nicht nur Gletscher und Permafrost, auch Erschliessungsgrad und sozio-ökonomische Struktur der betroffenen Regionen und damit die Gefahrensituation verändern sich mit zunehmender Geschwindigkeit über historisch belegte Zustände hinaus und von einer rein vergangenheitsorientiert-empirischen Wissensbasis weg.

Die Forschung über Gletscher- und Permafrostprobleme im Hochgebirge entwickelt sich zurzeit mit grosser Geschwindigkeit und vernetzt sich auch international immer mehr. Aufgrund hochauflösender Satellitenbilder, digitaler Geländeinformation und GIS-basierter Modellrechnungen können heute selbst in abgelegenen Gebirgsregionen realistische räumliche Simulationen für aktuelle und mögliche zukünftige Zustände hinsichtlich Moränenseen, Eisstürzen, Murgängen sowie thermisch besonders heiklen Steilhängen im Permafrost durchgeführt werden. Wie die Situation am Grubengletscher (Eis-/Permafrostdamm am See 3, erhöhte Felssturzaktivität aus Permafrostflanken des Fletschhorngebietes) und der katastrophale Fels-/Eissturz im Kaukasus vom letzten Herbst zeigen, werden Permafrost und Gletscher optimalerweise kombiniert betrachtet. Um den entsprechenden Wissenstransfer zu sichern, sind die International Commission on Snow and Ice (ICSI) und die International Permafrost Association (IPA) jetzt daran gegangen, eine Arbeitsgruppe für Gletscher-/und Permafrostgefahren zu etablieren. Diese Arbeitsgruppe hat primär die Aufgabe, weltweit Standards für die Bearbeitung von Gletscher- und Permafrostgefahren im Gebirge zu definieren. Ansprechpartner in der Schweiz ist Dr. Andreas Kääb <kaeaeb@geo.unizh.ch>.

Wieso wurde hier eine Arbeit wiederholt, die schon längst durchgeführt war und wieso wird der Hinweis auf die bestehende Information durch die Autoren unterdrückt?





Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!