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Rubrik: Forum
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Publiziert: 21.02.2002 05:00

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Verfehlte Sparpolitik

Von Nicolas Stalder

Das Thema Qualität und Preise der Angebote der ETH-Mensen sorgt in meinem Umfeld (Studenten) schön längere Zeit für Diskussionen. Einerseits schliesse ich mich dem Gastrokritiker Bernasconi an: Die Qualität der Menüs ist relativ oft für meine Begriffe ungenügend. Ein "richtiges Stück Fleisch", wie es das vor zwei Jahren noch oft gab, fehlt nahezu immer. Da gibt es Fleischkäse zuhauf, oder dann ganz fleischlose Menüs. Insgesamt habe ich das Gefühl, diese ETH-Mensa müsse unter einem grossen Spardruck stehen.

Aber ist der überhaupt notwendig? Wieso hebt man nicht einfach die Preise für ein Menü von 5.50 auf z.B. 8.00 Franken, und bietet dann dafür ein deutlich höheres Niveau der Qualität der verarbeiteten Rohstoffe und der Zubereitung? Es gibt an der ETH durchaus Menschen mit einem gewissen kulinarischen Anspruch. Man bekommt auch das Gefühl, dass gewisse Speisen quersubventioniert werden. Ein besonders merkwürdiges Beispiel: Vor einigen Wochen bestand das Menü aus einem Schweineschnitzel, Pommes-Frites und dazu einem Salat. Mir war das Fleisch nicht geheuer, also habe ich einfach eine Portion Pommes-Frites bestellt, und dazu einen Salat. An der Kasse die Überraschung: Während das Menü ja 5.50 kostet, werden für meine Speisenkombination, die ja weder mehr Aufwand für das Personal bedeutet, noch ein mehr an Quantität bietet (ganz im Gegenteil fehlt auf meinem Teller einfach das Stück Fleisch), werden mir also 5.70 (sic!) verrechnet. Wieso? Ganz einfach: eine Portion Pommes kostet 4.50, ein kleiner Salat 1.20.

Bin ich der einzige, der sich ob so obskurer Preispolitik wundert? Es ist übrigens nicht so, dass ich mehr Pommes auf meinem Teller gehabt hätte, wie ich im Vergleich mit einem Kollegen, der das reguläre Menü gekauft hatte, feststellen konnte. Es geht mir nicht um die 20 Rappen, sondern um die total undurchsichtige Preispolitik.

Analog zum obigen Beispiel gibt es oft Sandwiches, die teurer als ein reguläres Menü sind. Ich möchte an dieser Stelle fundamental diese Subventionspraxis in Frage stellen, bei der das Menü künstlich auf einem tiefen Preis belassen wird, andere Speisen jedoch zu teuer sind. (Ein Sandwich im Coop oder der Migros kostet meist weniger als ein ETH-Sandwich).

Es gibt weitere Mängel: Über die Hälfte der Kunden hört man "eine grosse Portion bitte" sagen, was bestätigt, dass die servierten Portionen oft zu klein sind. Insbesondere bekommt man fast immer eine kleine Portion, wenn man eine grosse bestellt, und umgekehrt. Und wieso kann man an der Uni nachschöpfen gehen, wenn man Hunger hat, und an der ETH nicht?

Zu einem anderen Thema: Die Sparmassnahmen der ETH-Mensen haben ja auch auf die höheren Stockwerke des Hauptgebäudes übergegriffen. Der Polysnack, der bis anhin bis 19 Uhr auf hatte, schliesst jetzt um 5. Das Argument: "Es gibt ja die Snackbar, und darüber hinaus das Rondell mit seinen Selecta-Automaten" ist ungültig. In der Snackbar gibt es ab etwa 16 Uhr bloss noch Schoko-Kugeln und Cola-Light zu kaufen, und auch der Selecta-Automat ist allzu oft leergekauft, oder ist defekt. Wie auch der Wechselgeldautomat. Und eine 5dl Flasche Soft-Drink kostet in der Snackbar plötzlich mehr als oben am Automat.

Was soll denn das? Will der SV-Service die Besucher der ETH, die über dieses Detail nichts wissen, einfach schröpfen? Diese Mängel liegen nicht an den Angestellten, mit denen ich schon einige Gespräche geführt habe, sondern an der Geschäftsleitung (Parisienne Mild ist im Polysnack meist ab Donnerstag ausverkauft, weil man zuwenig bestellt hatte).

Der Polysnack erfüllt meiner Ansicht nach eine zentrale Rolle: Es gibt nunmal etliche Leute, welche an der ETH auch nach 17 Uhr arbeiten, und die dann eben auch Hunger und Durst bekommen. Es ist nicht einsichtig, wieso diese Menschen, deren Bedürfnisse ja die Existenzberechtigung der ETH-Mensen darstellen, nicht verpflegt werden sollen. Zumal die ETH ja nicht gerade in der Nähe von Imbissbuden und billigen Restaurants liegt, von Jimmy's Pizzeria jetzt mal abgesehen.

So. Ich hoffe, dass die von mir kritisierten Punkte von der Mensenleitung wahrgenommen werden, und vielleicht sogar unter den übrigen SV-Service-Kunden weitere Reaktionen hervorrufen.

Nicolas Stalder, Mathematik.

P.S. Kann eigentlich jemand das Gerücht bestätigen oder widerlegen, dass der Grund für die höhere Qualität der Uni-Mensen der ist, dass dem ETH-Koch gekündigt wurde, er dann an die Uni ging, und jetzt in einer Art persönlichen Rachefeldzuges mit allem Eifer gute Speisen zu einem erschwinglichen Preis anzubieten versucht?





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