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Rubrik: Forum
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Publiziert: 28.01.2001 17:00

Falsche Argumente
Fakten statt Spektakel

Prof. Dr. Klaus Ammann

Als Aussenstehender, der nur gelegentlich Vorlesungen am Departement Umweltnaturwissenschaften gibt, wundere ich mich etwas über den Ton und die schiefe Faktenlage des Leserbriefs von Philippe Blaise zum Stinkbrand-Versuch von Christof Sautter. (ETH Life-Bericht „Fakten statt Spektakel“)

Offensichtlich hat sich Philippe Blaise hauptsächlich über die Presse informiert und den im Hause arbeitenden Forscher nie kontaktiert, was ich schon ein bisschen eigenartig finde. Herr Sautter hat sich in keinem Vortrag und in keiner schriftlichen Äusserung so pauschal zu den Fungizid-Einsparungen ausgelassen. Auch vor der Sicherheitskommission hat er dies sehr differenziert getan. Er hätte allerdings bei einigen Presseprodukten darauf bestehen sollen, dass die oft erwähnten 20 Tonnen Fungizide parallel auch gegen andere Getreide-Schadpilze eingesetzt werden müssen.

Leider entsteht nun der Eindruck, Herr Sautter wolle sich mit billigen Argumenten in den Vordergrund schieben. Kennt man ihn näher und hat man ihm persönlich zugehört, wie der diesen Versuch vorstellt, ist dies ein total falscher Eindruck.

Halten wir die übrigen Fakten fest zur Fungizid-Einsparung:

1. Zur Septariose lief ein Schwerpunkt-Forschungs-Programm (SPP) unter der Leitung des Lehrstuhls, an dem auch Philippe Blaise gearbeitet hat.

2. Zur Fusariose läuft ein Programm zur Isolierung eines Resistenzgens in Reckenholz - es wird als aussichtsreich beurteilt.

3. Zum Flugbrand (auch ein Vertreter der Ustilaginales wie der Stinkbrand) hofft man, dass die Infektionsversuche zeigen, dass KP ebenfalls Wirkung zeigt. Es laufen Gewächshausversuche, die aber etwas umständlicher sind, da man erst die Blüten infizieren muss, um dann Samen zu gewinnen, deren Resistenz dann geprüft werden kann.

4. Es laufen und liefen Programme zur Heisswasserbehandlung der Samen, die unterschiedliche Wirkung für unterschiedliche Pilze zeigen - und im Übrigen auch nicht das Gelbe vom Ei sind, spricht man mit Leuten, die mit dieser Form der Beizung Erfahrungen haben.

Das Fazit: Es gibt eben logischerweise kein Allerheilmittel mit Breitbandwirkung ohne Nebenfolgen. Will man letztere vermeiden, muss notwendigerweise fallspezifisch vorgegangen werden. Irgendwo muss man ja beginnen, um dann später mit vereinten Kräften und verschiedensten Strategien doch grössere Fungizid-Einsparungen zu realisieren. Und genau für diesen Beginn am einen Ende ist dieses Experiment sehr geeignet.

Man sollte im Übrigen die Messlatte bei GVO-Versuchen nicht zu hoch hängen: Auch dieser eigentlich bescheidene Kleinfeld-Versuch, bei dem alle erdenklichen Sicherheits-Vorkehrungen getroffen sind, wird nicht die ganze Problematik zum Stinkbrand lösen, aber immerhin kann er Fortschritte bringen in vielerlei Hinsicht. Und es ist eben das Wesen der Grundlagenforschung, dass voraus der Fortschritt nicht garantiert werden kann.

Es werden sich verschiedene Leser wundern, woher ich denn diese Informationen habe: Ich bin Mitglied der EFBS (Eidgenössische Kommission für biologische Sicherheit) und habe deswegen Einblick ins Projekt. Und dann kommt noch dazu, dass ich mir die schlichte Mühe genommen habe, Herrn Sautter persönlich zu kontaktieren.

Prof. Dr. Klaus Ammann,

Direktor Botanischer Garten,

Universität Bern

klaus.ammann@ips.unibe.ch





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