Überforderte Professoren?

Severin Hackers Replik auf Herr Kleisers Kolumne über den Umgang mit Sprache erhellt die Hintergründe etwas. Ich beobachte auch an meiner eigenen Alltagskommunikation, wie oberflächlich oft gelesen und zugehört wird, wie daraus falsche Schlüsse und Interpretationen abgeleitet werden. Wenn Herr Kleiser den undifferenzierten Umgang mit der Sprache geisselte, sich jedoch ausdrücklich auch für die professionelle Verwendung des Englischen ausgesprochen hatte, überhört Sebastian Hacker die Präzisierung einfach und folgert auf Anglisierungsfeindlichkeit. Was unbequem ist, wird ausgeblendet. Das ist häufig und nachvollziehbar. Nachdenklicher stimmt mich ein zweiter Punkt: die Feedbackkultur. Wenn Andersdenkende (die es bei näherer Betrachtung vielleicht gar nicht sind) als lächerlich abqualifiziert werden, ist das ein Signal, den Dialog abzubrechen. Genau das war aber Herrn Kleisers Thema gewesen: die Verständigung zu fördern oder zu ermöglichen in einer zunehmend interdisziplinären Wissenschaft. Das hat unter anderem fundamental mit Sprachkompetenz zu tun. Wenn ich z.B. Informatikern und Biologen zuhöre, wie sie über Gensequenzierung diskutieren, erlebe ich das Aufeinanderprallen grundverschiedener Terminologien. Es ist eine erhöhte Sensibilität notwendig zum gegenseitigen Verständnis, und diese Sensibilität wird vermutlich nur entgegengebracht, wenn Respekt vorhanden ist für die anderen Positionen. Eine spekulative Frage: wäre Herrn Kleisers Kolumne unterzeichnet gewesen von einem Studienkollegen Sebastian Hackers, wie wäre wohl sein Kommentar ausgefallen?