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Rubrik: Forum

Offener Brief zu den Gentech-Freilandversuchen in Lindau
Argumente teilen wir nicht

Published: 25.03.2004 06:00
Modified: 24.03.2004 15:19
druckbefehl

Sehr geehrter Herr Vizepräsident

Sehr geehrte Schulleitung

Mit grossem Interesse haben wir von Ihrer Information zu den Freilandversuchen mit gentechnisch verändertem Weizen Kenntnis genommen. Als ETH-Angestellte, denen die Zukunft unserer Hochschule sowie des Forschungsplatzes Schweiz ebenso am Herzen liegt wie Ihnen, möchten wir uns folgendermassen äussern:

- Ihre Argumentation, dass Risiken erst einschätzbar werden, nachdem sie eingegangen worden sind, teilen wir nicht. Je komplexer und interdisziplinärer Forschungsgebiete werden, desto schwieriger sind Risiken prognostizierbar. Ausserdem halten wir die alleinige Kenntnis der technischen Risiken für ungenügend, solange die ethischen Konsequenzen solcher Versuche für die Öffentlichkeit nicht beschrieben und verhandelt sind.

- Die Schulleitung beharrt auf der Durchführung der Versuche, um die Rechtslage klären zu können. Gleichzeitig verlangt die Präsidentin des Nationalen Forschungsrats eine intensivere Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit. Eine solche Auseinandersetzung unterstützen wir, jedoch nicht in erster Linie zur Klärung der Rechtslage, sondern zur Klärung der ethischen Rahmenbedingungen. Diese sind für die Gesellschaft von fundamentaler Wichtigkeit und ändern langsamer als die darin geschaffenen Gesetze und Verordnungen. Eine Rechtssicherheit gibt es nicht ohne ethische Sicherheit.

- Bei der Kooperation mit verlässlichen Industriepartnern und Sponsoren sollte sich unsere Hochschule unseres Erachtens um langfristige und nachhaltige Engagements bemühen. Dafür hat die möglichst rasche Umsetzung von Projekten – das rasche Geld – nicht Hauptpriorität, sondern Parameter wie gesellschaftliche Akzeptanz, soziale Sicherheit, langfristige Sicherung von Investitionen und Ressourcen, natürlich auch Rechtssicherheit. Diese Zusammenhänge bestätigen seit längerem Wirtschafts- und Standortförderer.

Wir sind befremdet, wenn Sie in Ihren Stellungnahmen im Namen der gesamten ETHForschungsgemeinschaft sprechen und möchten mit diesem Schreiben darauf hinweisen, dass es innerhalb der ETH zahlreiche Mitarbeitende gibt, die sich ebenso kompetent und motiviert für die Prosperität unserer Hochschule einsetzen wie Sie, aber die ethischen Grundlagen ihrer Arbeit über die von Ihnen genannten Ziele stellen.

Mit Besorgnis sehen wir dem offenbar weiter währenden Grabenkrieg entgegen und fordern Sie auf, anstatt sich weiter in einen Rechtsstreit zu verwickeln und einen Imageverlust zu riskieren, die Chance zu packen und unsere Schule als ethische Vorreiterin im beschriebenen Sinne auf dem Forschungsplatz zu profilieren.

Freundliche Grüsse aus den Einheiten: D-AGRL, D-ARCH, D-BEPR, D-INFK, D-UWIS, ETH-Bibliothek

Philippe Blaise

Patrick Blank

Marie-Rose Bröchin

Holger Buschmann

Michael Erhardt

Franziska Hefti

Cindy Hertach

Lilo König

Renate Kost

Stephan Kressibucher

Walter Lämmler

Regula Langenauer

Barbara Leu

Ueli Merz

Konrad Osterwalder

Pamela Ravasio

Stefanie Rebstein

Kathrin Rentsch

Jean-Jacques Rouiller

Manuela Schneider

Vincent Tscherter

Floris Tschurr

Martin Valencak

Daniel Weiss


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ok
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