Sauer stösst es mir auf, wenn ich die polemischen Sätze lese, die in der "Denkfabrik" der Schweizer Wirtschaft produziert werden: Da werde ich also implizit beschuldigt, ohne Hemmnisse den "kleinen" Leuten über die Steuern Geld aus der Tasche gezogen zu haben für mein Biochemie-Studium; das es mir nota bene sogar nach Dissertation und 2 Jahren Postdoc noch nicht ermöglicht, 5000 Franken jährlich zur Seite zu legen, von Altersvorsorge gar nicht zu sprechen.

Man könnte den Artikel indirekt so verstehen, als ob es sich für die Gesellschaft nicht lohnen würde, wenn ein Teil der jungen Leute studiert - abgesehen wahrscheinlich von Absolventen eigentlicher Berufsstudiengänge (Medizin, Wirtschaft, Jus, Ingenieure, Fachhochschulabsolventen).

Ein objektiver und lösungsorientierter Artikel hätte die zwei angesprochenen Problemkreise auseinanderdividieren und getrennt betrachten können: 1. Wie kann die Qualität und Effizienz von Hochschulen (oder besser: ihrer Studiengänge) gesteigert werden? 2. Wie kann die Hochschule finanziert werden?

Nachfrageorientierte Bildungsfinanzierung mag zwar unter klaren Rahmenbedingungen langfristig betrachtet eine Antwort auf beide Fragen sein, wie Avenir Suisse darlegt. (Vgl. beispielsweise Stefan Wolters Diskussionspapier unter http://www.vwi.unibe.ch/ffb/publikationen/No_4.pdf).

Es ist aber nicht fair, die Folgen bisheriger Unterlassungen im Schweizerischen Bildungswesen quasi über Nacht auf die Studierenden umwälzen zu wollen. Ein konstruktiverer Umgangston wäre wünschenswert!