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Rubrik: Forum

Wie gut sind 30jährige Profs?
Wie gut sind 30-jährige Professoren?

Published: 17.01.2001 16:00
Modified: 19.01.2001 19:19
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Silvia Billeter (mailto:sbilleter@econophone.ch)

Die ETH Zürich und Lausanne präsentieren einen neuen Karriereplan, der jungen Talenten den Weg in die Forschung ebnen und sie frühzeitig auf verantwortungsvolle Stellen an die ETH bringen soll. Das tönt verheissungsvoll für angehende Forscherinnen und Forscher und soll die besten Talente aus aller Welt anziehen.

Diese Perspektive wirft aber eine Reihe von Fragen auf.

Wer mit dreissig schon Assistenzprofessor werden kann, hat eine minimal kurze Ausbildungsdauer in höchster Konzentration hinter sich ( innerhalb der Schweiz ist eine solche kaum zu schaffen). Diese jungen Leute haben jegliche Zeit und Kraft ihrer fachlichen Ausbildung gewidmet, falls sie aus englischsprachigen Ländern stammen, sprechen sie ausschliesslich ihre Muttersprache (ob sie sich darin auch schriftlich gut ausdrücken, ist oft schon fraglich). In der Funktion als Assistenzprofessoren sind sie unter Erfolgsdruck –d.h. müssen möglichst viel publizieren – sodass für die Erweiterung des Bildungshorizonts erst recht keine Zeit bleibt.

Nun sind sie an der Hochschule aber nicht nur Forscher, sondern zugleich Lehrer und damit Vorbild. Geht es aber an, dass wir unseren Studenten , die zur Matura mindestens zwei Fremdsprachen behrerrschen sollen und denen die Hochschule den Besuch auch von geisteswissenschaftlichen Vorlesungen (zu Recht) vorschreibt – Leute als Lehrer präsentieren, die diesen Anforderungen selbst nicht genügen? Die ausser ihrem allerengsten Fachbereich nichts kennen und weder Zeit noch Motivation haben, sich mit Kultur in ihrer Umgebung auseinanderzusetzen? Und aus welchen Quellen sollen sie grundlegende Erwägungen zu Standort, Sinn und Richtung ihrer Tätigkeit schöpfen?

Junge, “hochkarätige” Professoren sollen die Forschung beschleunigen. Aber wie viel Beschleunigung verträgt eine Wissenschaft, die ins ethisch Ungewisse läuft und deren Protagonisten schon heute fatal an Goethes Zauberlehrling erinnern?

Silvia Billeter

8702 Zollikon


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