ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
Print-Version Drucken
Publiziert: 09.01.2002 06:00

Schleichender Abbau im Hochschulbereich
In die Zukunft investieren

Von Luciano Carraro

Beim Swissairdebakel ergab sich für die Redimensionierung der nationalen Fluggesellschaft ein Finanzierungsbedarf von 4.24 Milliarden Franken, und es dauerte gar nicht lange, bis diese Mittel zusammenkamen. Die Swissair wird in den Jahren 2001 und 2002 zusammen 2.09 Milliarden Franken aus Bundesmitteln erhalten, der Rest wird aus privaten und anderen öffentlichen Quellen bezahlt. Der Bundesrat begründete diesen Einsatz unter anderem mit der wirtschaftlichen Bedeutung der nationalen Fluggesellschaft und ihrem Einfluss auf die Beschäftigung in der Schweiz. Wegen der grossen Ausgaben ist die Sanierung des Bundeshaushalts dahin, und es ist ungewiss, ob die für Darlehen und Kapitalerhöhung aufgewendeten Mittel je wieder in die Bundeskasse zurückfliessen. Nicht zu vergessen sind auch die hängigen Klagen der Sabena und anderer, die möglicherweise weitere Kosten verursachen werden.

Mit einer Ausnahmesituation konfrontiert, reagierte der Bund erstaunlich schnell und finanzierte die Redimensionierung im allgemeinen Interesse grosszügig. Die ausufernden Debatten über Sinn und Erfolgsaussichten dieser Aktion halten immer noch an. Die Abstimmung vom 13. Januar 2002 im Kanton Zürich über eine Beteiligung an der neuen Luftfahrtgesellschaft in der Höhe von 300 Millionen Franken sorgt für weitere Diskussionspunkte.

Obwohl die Schnelligkeit der Politik im Umgang mit dieser kurzfristig zu lösenden Situation löblich ist, sollten im Normalfall die mittel- und langfristige Planung im Vordergrund stehen. Aus der gleichen Überlegung des Einflusses auf die Beschäftigung und der langfristigen wirtschaftlichen Bedeutung investieren Bund und Kantone in die Hochschulen. Allerdings findet hier ein schleichender Abbau der Mittel statt, der vermutlich nie einen Knalleffekt wie beim Niedergang der Swissair, aber mindestens so schlimme Konsequenzen für die Entwicklung der Schweiz verursachen kann. Ein paar Zahlen sollen die finanzielle Situation der Hochschulen erhellen.

Die Anzahl der Hochschulabschlüsse stieg zwischen 1990 und 1999 um durchschnittlich 4.3 Prozent pro Jahr. Dagegen wuchs das gesamtschweizerische Budget der Hochschulen zwischen 1995 und 2000 um 1.8 Prozent jährlich von 3.03 auf 3.31 Milliarden, was gerade etwa der Teuerung entspricht. Diese Mittel stammen vom Bund und den Hochschulkantonen.


weitermehr

#oben

luciano carraro
Luciano Carraro, Assistent am Departement für Forstwissenschaften.

Im Jahr 2000 brachten ausserdem der Schweizerische Nationalfonds 0.25 Milliarden und sogenannte Drittmittel 0.55 Milliarden an die Hochschulen und ihnen standen schweizweit 4.1 Milliarden zur Verfügung. Der Posten "Bildung und Grundlagenforschung" der Eidgenossenschaft allein, der teilweise in die Hochschulen fliesst, ist im Budget 2002 mit 3.74 Milliarden ausgestattet. 1990 betrug er noch 2.43 Milliarden und wuchs somit seit 1990 mit einem nominellen jährlichen Wachstum von 3.7 Prozent. Seit 1990 bewegte sich der prozentuale Anteil der Bundesausgaben für diesen Posten immer etwa um die 7 Prozent.

Mit verhältnismässig immer weniger Mitteln für die Ausbildung der immer wichtiger werdenden Nachwuchsakademiker und für die Forschung spart die Schweiz bestimmt am falschen Ort. Wir brauchen nach wie vor bestausgebildeten Nachwuchs und attraktive Bedingungen für ihn. Bereits heute wandert ein Teil unserer Forscher zu besser ausgestatteten Instituten in Deutschland und den USA ab, von wo sie kaum zurückkehren.


Zur Person

Luciano Carraro ist Chemieingenieur ETH. Sein Doktorat macht er aber am Departement Forstwissenschaften, und zwar zum Thema Reaktivität von Chemiezellstoff. Dieser polymere Industrie-Rohstoff kommt, im Unterschied zu den herkömmlichen Polymeren, die aus fossilem Erdöl hergestellt werden, aus umweltfreundlicher Quelle: nachwachsendem Holz. Luciano Carraro, dessen Eltern aus Italien stammen, ist in Winterthur aufgewachsen und hat dort die Schulen besucht. Seine Diplomarbeit schrieb er am Politecnico di Milano, seine Frau ist Brasilianerin. Kein Wunder, beschäftigen ihn die "internationalen Angelegenheiten" der ETH besonders, sprich zum Beispiel: der seltsame Umgang des Migrationsamtes mit ausländischen ETH-Angehörigen.




Literaturhinweise:
Botschaft über die Finanzierung des Redimensionierungskonzeptes für die nationale Luftfahrt: www.efd.admin.ch/d/aktuell/airline/botschaft.pdf
Bundesamt für Statistik:
www.statistik.admin.ch/news/pm/0350-0111-30.pdf

www.statistik.admin.ch/stat_ch/ber15/indik_hsw/ind10204d_1_synth.htm

www.statistik.admin.ch/stat_ch/ber15/prev_et/prev_et_d.htm

www.statistik.admin.ch/stat_ch/ber15/dtfr15.htm

Budget 2002 Eidgenössisches Finanzdepartement: www.efd.admin.ch/d/dok/presse/mm1001/voranschlag.pdf



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!