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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 30.03.2005 06:00

TUMm wie Brot oder doch nur verblödETH?

Von Florian Bernlochner

Selbstironie ist doch etwas Schönes, und so druckt die studentische Vertretung der Technischen Universität München (auch als Asta der TUM bekannt) den ersten Teil des Titels auf T-Shirts und verkauft sie an ihre Studierenden. Der Hintergrund ist ein hoher Grad an sarkastischer Ernüchterung aufgrund einschneidender Sparplänen und deren Umsetzung an deutschen Universitäten, sowie wegen der drohenden Einführung von Studiengebühren. Deshalb finden die T-Shirts reissenden Absatz - vor allem auch bei ausländischen Studierenden, die das Ganze mangels ausreichender Deutschkenntnisse für das offizielle T-Shirt der TUM halten und wohl auch, weil sie den Weg in den Merchandisingshop der TUM nicht gefunden haben (viele chinesische Studierende werden zuhause noch eine kleine Überraschung erleben, wenn sie den Text mal übersetzt bekommen).

Der Asta freilich hat bedeutend schwierigere Zeiten durchstehen müssen als der VSETH - wurde er im Verlauf seiner Geschichte doch zweimal enteignet; einmal bei der Machtergreifung Hitlers und ein zweites Mal um 1970. Auch heute ist eine verfasste Studentenschaft in Bayern verboten - der Asta TUM bildet hier eine kleine Ausnahme, sein Mandat gründet auf einer 'Experimentierklausel' im Bayrischen Hochschulgesetz. Die Fachschaften (Fachvereine) haben sich freilich Lücken gesucht um ihre fortwährende Existenz sicher zu stellen (manchmal sogar mit Hilfe der einzelnen Departemente). So existieren mehrere Druckvereine, welche Skripten und Prüfungsunterlagen herstellen und so Mittel für kulturelle Anlässe und Dienstleistungen sicherstellen. Solche öffentlich-rechtliche Studentenschaften gibt es auch in der Schweiz, z.B. in St. Gallen. Der VSETH hingegen ist seit seiner Gründung vor 142 Jahren ein gewöhnlicher Verein nach ZGB. Er begründet seinen Vertretungsanspruch dadurch, dass gut 80 Prozent aller Studierenden der ETH Zürich Mitglied sind. Die Fachvereine, welche diesen Vertretungsanspruch auf Departementsebene untermauern, sind Sektionen des VSETH, aber ebenfalls eigenständige Vereine. VSETH-Mitglieder sind automatisch Mitglied ihres entsprechenden Fachvereines.


Zum Autor

Das Studium der Physik (mit einem Hang zur theoretischen) und das viel Bodenhaftung verlangende Präsidium des Verbands der Studierenden an der ETH Zürich: Zwei Dinge, die Florian Bernlochner problemlos unter einen Hut bringt. Der 7.-Semester-Student mit Berner Wurzeln scheint sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Bernlochners Mix aus Schalk, politischem Gespür und, wenn nötig, Aggressivität, ist für diesen Posten geradezu ideal. Seine ironisch-scharfzüngigen Editorials im neu konzipierten „Polykum“ (eine der VSETH-Errungenschaften seiner Amtszeit) sind schon fast so etwas wie sein Markenzeichen. Allerdings: Das Ende des Engagements an der VSETH-Spitze – erklommen hat er sie in einer Kampfwahl –- ist bereits absehbar: „Das Amt fordert vollen Einsatz. Mein Studium leidet, und darum werde ich die Präsidentschaft im Mai 05 wieder abgeben.“ Bernlochner hat mitgeholfen, wichtige politische Initiativen auf den Weg zu bringen; die Erhaltung der studentischen Mobilität sowie das Thema Studiengebühren, wo der VSETH dafür kämpft, die Belastung der Studierenden tief zu halten. Wohin zieht es ihn, der in seiner Freizeit gern liest, programmiert und „zockt“, wenn die Diplomhürde einmal übersprungen ist? „Vielleicht in die Forschung; die Physik hat noch einige spannende Probleme nicht gelöst.“




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Florian Bernlochner, VSETH-Präsident und derzeit "ETH Life"-Kolumnist.

Wie die ETH versucht sich die TUM auch am Bau eines Campus. Viele, die den Hönggerberg für unerschlossen halten, sollten mal versuchen vom Stadtzentrum Münchens nach Garchingen zu kommen - es dauert über eine Stunde und um 20:00 Uhr fährt der letzte Bus zurück. Ab 16:30 Uhr sind die wenigen Läden und Cafés geschlossen und das nächste Zeichen der Zivilisation ist weit, weit weg. Einige dieser Probleme werden mit dem Ausbau des U-Bahn-Netzes gelöst (diese soll dereinst direkt nach Garchingen fahren - was summa summarum ca. 20 Minuten Zeitersparnis birgt). Es wäre aber nach wie vor undenkbar, im Zentrum der TUM eine Vorlesung zu besuchen und dann für eine weitere nach Garchingen rauszufahren.

Äusserst interessant sind auch die verschiedenen Systeme der Hochschulfinanzierung; in Deutschland ist die universitäre Bildung traditionellerweise kostenlos - bis vor kurzem gab es sogar ein nationales Verbot von Studiengebühren, welches aber durch eine Klage der unionsgeführten Länder vor dem Bundesverfassungsgericht zu Fall gebracht wurde. Dem Angriff auf den Geldbeutel der Studierenden steht rechtlich nichts mehr im Wege - von 500 Euro pro Semester ist die Rede. Dies stösst natürlich auf erbitterten Widerstand - und nicht nur bei den Studierenden. Letztere greifen zum Mittel der Wahl, um ihren Unmut darüber kund zu tun und gehen auf den Strassen von München demonstrieren. Schaut man etwas genauer hin, begreift man auch wieso: Erstens ist das schon eine Stange Geld (1500 CHF pro Jahr) und zweitens sind die meisten Studierenden in Deutschland Bafög-Empfänger. Bafög ist ein Darlehenssystem, welches jeder Student in Deutschland in Anspruch nehmen kann, wenn ihm seine Eltern das Studium nicht ermöglichen können. Dies läuft in der Praxis so ab, dass die meisten deutschen Studierenden zu einem gewissen Grad arbeiten, Bafög beziehen und studieren. Noch mehr Erwerbsarbeit würde das Studium weiter verlängern, was wiederum zusätzliche Belastungen zur Folge hat - sind doch markant höhere Sondergebühren für Personen, welche die Regelstudienzeit überschreiten, im Gespräch. Ebensolcher Aufruhr ist auch in der Schweiz zu befürchten, wenn Studiengebühren ohne flankierende Massnahmen im Stipendienwesen erhöht werden.

Im persönlichen Gespräch bei Weisswurst, Weissbier und Brezeln haben sich geniale Perspektiven für die ETH aufgetan - äusserte doch so mancher TUMling den Wunsch, nach Zürich zu wechseln, sollte er in naher Zukunft so oder so Studiengebühren bezahlen müssen. Nachdem in letzter Zeit an der ETH sinkende Studierendenzahlen beklagt worden sind, böte sich die Gelegenheit, die hellsten Köpfe Deutschlands an die ETH zu locken. Voraussetzung dafür ist aber, dass neben den vielen Qualitäten der ETH das Studium auch finanziell erschwinglich bleibt.


Literaturhinweise:
Website des Verbands der Studierenden an der ETH Zürich (VSETH): www.vseth.ethz.ch/



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