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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 15.03.2006 06:00

Neue Ingenieure braucht das Land!

Alexander Zehnder

„Maschinenindustrie kritisiert Prestigeforschung an der ETH“ war kürzlich auf dem Aushang des Tages-Anzeigers zu lesen. Das erstaunt doch sehr, denn diese scharfe Kritik widerspricht allen Untersuchungen der letzten Jahre. So bewerten Schweizer Wirtschaftsführer von KMUs und Grossbetrieben laut den periodischen Innovationserhebungen der KOF die Bedeutung des Hochschulwissens für ihre Betriebe viel höher als in allen anderen Ländern Europas.

In der Schweiz finden rund 19 Prozent der CEOs, dass die Hochschulen Entscheidendes zu ihrem Markterfolg beitragen, die nächsten Länder liegen bei 7 Prozent (Deutschland), 6 Prozent (Dänemark) und 5 Prozent (Holland). Der Blick auf den Ingenieurbereich, das heisst auf Informatik, Elektrotechnik, Elektronik/Instrumente, Chemie, unternehmensnahe Dienstleistungen und Maschinenindustrie, zeigt Folgendes: Die Firmenchefs attestieren dem aus den ETH hervorgehenden Wissen hohe Bedeutung für die Innovationstätigkeit ihrer Unternehmen. Unterstrichen wird dies auch durch die Tatsache, dass rund 40 Prozent der Industriebetriebe der Schweiz mit Institutionen des ETH-Bereiches (ETH und Forschungsanstalten) zusammenarbeiten. In den kommenden Wochen wird die KOF eine detaillierte Studie zur Zusammenarbeit des ETH-Bereichs mit der Schweizer Wirtschaft veröffentlichen. Die Resultate werden den positiven Befund stützen.

Und doch diese Kritik! Ich interpretiere sie als Warnsignal.

Die rasch voranschreitende Globalisierung stellt eine enorme Herausforderung dar, aber auch eine riesige Chance für unsere Ingenieure. Die zentrale Frage ist für mich, ob die ETH vor diesem Hintergrund die richtigen Ingenieure ausbilden. Die ausgezeichnete berufliche Eingliederung der ETH-Absolventen gibt der Ausbildung vorläufig Recht. Über 85 Prozent der Studienabgänger finden innerhalb der ersten zwei bis vier Monate nach Studienabschluss einen Job. Aber wir dürfen uns nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen. In Asien werden jährlich mehr Ingenieure ausgebildet, als die Schweiz Einwohner hat. Diese jungen Leute drängen auf den weltweiten Markt, sie sind hungrig auf Erfolg. Sie sind die Konkurrenz unserer Absolventinnen und Absolventen.

Unsere Ingenieurausbildung muss einem sich stetig ändernden Berufsbild Rechnung tragen. Ingenieure braucht ein Land immer, aber nicht solche, die dasselbe machen, was andere anderswo ebenso gut und meist billiger produzieren können.


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ETH-Ratspräsident Alexander Zehnder.

Die einzige Zukunft, die uns allen das Überleben sichert, ist eine nachhaltige Zukunft. Dazu braucht es innovative Ideen, viel Grundlagenwissen und Mut zu Neuem und Unkonventionellem. Doch diese Risikofreude und unternehmerischen Fähigkeiten werden in unserer Ausbildung - auch bei den Ingenieuren - noch viel zu wenig belohnt und gefördert. Dazu braucht es aber ein drastisches Umdenken in diesem Land, die Hochschulen können diesen Kulturwandel allein nicht herbeiführen.

Ja, wir brauchen Ingenieure, die nachhaltige Zukunft bauen. Ja, wir brauchen neue Ingenieure, die unsere Wirtschaft stärken und im internationalen Wettbewerb an die Spitze bringen. Die besten der Welt sind unser Benchmark. Heimatschutz hat hier nichts zu suchen.


Zur Person

Alexander Zehnder absolvierte das Studium der Naturwissenschaften an der ETH Zürich und war danach während einiger Jahre in Marokko tätig. Später schrieb er an der Eidgenössischen Anstalt für Abwasserreinigung, Wasserversorgung und Gewässerschutz (EAWAG) seine Dissertation. Seine weitere wissenschaftliche Karriere führte ihn als Postdoc an die Universität von Wisconsin, Madison, und als Assistenzprofessor an die Universität Stanford. 1982 folgte er dem Ruf als Professor für Mikrobiologie und Institutsvorsteher an die Landwirtschaftliche Universität Wageningen in den Niederlanden. Von 1992 bis 2004 war er Direktor der EAWAG und Professor für Umweltbiotechnologie an der ETH Zürich. Seit Mitte 2004 ist er Präsident des ETH-Rats.






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