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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 08.10.2003 06:00

Erfolgsfaktoren

Von Bernhard Plattner

Vor zwei Monaten war ich eingeladen, am Tokyo Institute of Technology in einem Vortrag die Faktoren zu identifizieren, die eine Hochschule zu einer Spitzenhochschule machen. Als ETH-Angehöriger ist es mir bewusst, dass die ETH den Anspruch hat, zur Spitze zu gehören. Ob dieser Anspruch berechtigt ist – darüber hat wohl jeder seine Meinung, aber letztlich entscheiden das nicht wir, die an der ETH arbeiten, sondern Studierende, Absolventen, Arbeitgeber und diejenigen, die unsere Lehre und Forschung finanzieren.

Während meiner Suche nach den relevanten Erfolgsfaktoren, die ich durch Gespräche mit führenden Persönlichkeiten der ETH unterstützte, kristallisierten sich einige klare Aussagen heraus. Der Erfolg einer Hochschule wird primär durch die Qualität der Personen bestimmt, die in Lehre und Forschung aktiv sind, und zwar auf allen Ebenen – Professorinnen und Professoren, Doktorierende, Studierende. Die ETH war bisher sehr erfolgreich darin, auf einem weltweiten „Markt“ die besten Leute anzuziehen. Dies ist durch die Statistik belegt: 57% unserer Professorinnen und Professoren und 50% der Doktorierenden sind aus dem Ausland. Ein anderes Bild ergibt sich bei den Diplomstudierenden, unter welchen nur 11% Nicht-Schweizer zu finden sind. Eine Bedeutung der neuen Organisation des Diplomstudiums (Bachelor/Master) wird damit klar. Mit den gestuften Studiengängen hat die ETH die Chance, ihre künftigen Master-Studierenden auf einem globalen Markt zu rekrutieren. Dass vorab noch einige Probleme gelöst werden müssen, von der Unterrichtssprache über die Finanzierung bis zu den Randbedingungen, die Ausländerinnen und Ausländern durch den schweizerischen Arbeitsmarkt vorgegeben sind, ist offensichtlich.

Ein zweiter wichtiger Faktor ist die Qualität der Infrastruktur. Dass wir eine ausgezeichnete Infrastruktur haben, wird einem bei Besuchen an anderen Universitäten immer wieder bewusst. Dazu gehört die Versorgung mit Informatikmitteln und –dienstleistungen, aber auch genügend Raum von hoher Qualität. Dass wir gute Räume haben, wird wohl niemand bestreiten, aber die Quantität ist beschränkt. Mit einem Programm wie ETH World versuchen wir, die bestehenden Räumlichkeiten besser zu nutzen, etwa indem neue mobile Arbeitsplätze geschaffen und mit entsprechender Infrastruktur unterstützt werden (Neptun, Wireless LAN).

Ein dritter wichtiger Faktor ist eine langfristig stabile Finanzierung, die eine entscheidende Voraussetzung dafür ist, dass wir die besten Leute rekrutieren und uns eine erstklassige Infrastruktur leisten können. Die ETH ist stark von einem einzigen Geldgeber abhängig, dem Bund. Die amerikanischen Universitäten, mit welchen wir im Wettbewerb stehen, sind in einer anderen Situation: Sie mussten frühzeitig diversifizieren und sind heute nur noch zu ca. 50% von staatlichen Geldgebern abhängig. Insbesondere können sie sich auch auf eine grosszügige Finanzierung durch Spenden von Alumni und Alumnae stützen, wie sie bei uns bisher nicht üblich war. Ein ähnlicher Diversifikationsprozess steht uns noch bevor.


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Bernhard Plattner, ETH-Professor für Technische Informatik und Programmleiter von ETH World.

In diesem Zusammenhang ist ein weiterer Aspekt zu beachten. Der Dean einer School of Engineering einer amerikanischen Spitzenuniversität wies an jener Tagung darauf hin, dass es nicht genüge, gut zu sein. Man müsse der Welt auch mitteilen, dass man gut sei, und dazu gehöre eine professionelle Organisation – sei es, um Spenden anzuwerben oder ganz einfach um das gewünschte Image national und international zu kommunizieren. In dieser Beziehung stehen wir an der ETH noch ganz am Anfang.

Nun noch einige Worte in eigener Sache: Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich als Kolumnist. Es war für mich spannend, die Gedanken, die schliesslich als Kolumne publiziert wurden, zu entwickeln. Manchmal jedoch bereitete mir diese Aufgabe auch Kopfweh, insbesondere wenn der Abgabetermin nahte und noch nichts auf dem Bildschirm stand. Ich konnte jedoch auf zuverlässige Gesprächspartner und Testleser zählen und möchte mich hier bei Barbara Meili und Anders Hagström, beide vom ETH-World-Team, ganz herzlich für ihre kritischen und anregenden Kommentare bedanken. Barbara Meili möchte ich besonders für ihre kompetente sprachliche Überarbeitung meiner Entwürfe danken.


Zur Person

Sein Wirken ist geprägt vom Netz der Netze: Bernhard Plattner, ETH-Professor für Technische Informatik, war als Switch-Mitglied einer der Internet-Pioniere in der Schweiz. Heute beschäftigt den Spezialisten für Hochleistungsnetze unter anderem die Frage, wie das im technischen Kern stets konstant gebliebene Internet zu einem Bündel von flexiblen Netzen weiterentwickelt werden kann. Darüber hinaus gibt ihm sein ETH-World-Engagement die Möglichkeit zu verfolgen, was sich an der Spitze des Realisierbaren tut: Ein aktuelles Projekt von Informatikdiensten und NET setze sich zum Beispiel das Ziel, Videoconferencing so simpel wie das Telefonieren zu machen. Ganz so einfach wird Plattners Führungsaufgabe nie werden: Zu unterschiedlich sind am Poly die Erwartungen und Vorstellungen zu ETH World. Ein ideales Übungsfeld ist ihm da sicher eine seiner Passionen: das Western-Reiten. Komme es doch, so Plattner, bei dieser speziellen Dressur darauf an, "das Pferd in schwierigem Gelände genau zu führen - ohne Druck oder Zwang."






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