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150 ETH-Professoren im Gespräch. Willem Koppenol erklärt: Wie schützt Vitamin C? |
(Li) "Sie haben Glück, dass ich heute Deutsch spreche, denn mein Deutsch ist nicht besonders gut", begrüsst Chemie-Professor Willem Koppenol die rund 30 Zuhörenden im ETH-Iglu auf dem Hechtplatz. Doch die Verständigungsprobleme liegen nicht primär an der Fremdsprachigkeit, sondern im lauten Donnergrollen vorbeifahrender Trams, die alle zwei Minuten Koppenols Vortrag unterbrechen. Schutz vor Radikalen Sein Beitrag zu den 150 Professoren (siehe Kasten) behandelt den Schutz des menschlichen Organismus vor freien Radikalen durch Vitamin C oder chemisch "Ascorbat". Koppenol demonstriert die schützende Wirkung an einem einfachen Experiment. Er teilt einen Apfel und beträufelt die eine Apfelhälfte mit Ascorbat. Dadurch bleibt sie schön weiss, während sich die andere Hälfte innert Minuten aufgrund der gebildeten Oxidationsprodukte braun verfärbt. Anschliessend zeigt Koppenol anhand chemischer Formeln die Entstehung von Sauerstoffradikalen und deren weitere Reaktionen im Körper. "Die ganze Sache sieht sehr kompliziert aus - und das ist sie auch", tröstet er die Zuhörer, die nicht alles mitbekommen haben. Denn wichtiger als Formeln sind die Experimente. Schon steht das nächste an. Es geht um die Reparaturwirkung von Vitamin C. "Dafür brauche ich ein bisschen Blut. Gibt es Freiwillige?", fragt Koppenol ins Publikum. Betretenes Schweigen. "Das habe ich erwartet. Aber zum Glück habe ich grad etwas Schweineblut mit dabei", fährt Koppenol fort und giesst rund einen Liter dunkelrotes Schweineblut in zwei grosse Glaszylinder. Kaum hat er zum einen Zylinder Wasserstoffperoxid zugegeben, schäumt das Blut aufgrund des durch die Katalase-Reaktion produzierten Sauerstoffs auf. Koppenols Schlussfolgerung: Das im Blut vorhandene Vitamin C kann zusammen mit Enzymen wie Katalase und Superoxid-Dismutase im menschlichen Körper die schadhaften, partiell reduzierten Sauerstoff-Verbindungen unschädlich machen. Raucher & Schwangere brauchen mehr Gleich zu Beginn der anschliessenden Fragerunde kommt die klassische Frage nach der empfohlenen Dosis an Vitamin C. „Der doppelte Nobelpreisträger Linus Pauling ass täglich 16 Gramm – aber alles über 200 Milligramm ist nutzlos und wird über den Urin wieder ausgeschieden“, kritisiert Koppenol. Höchstens Raucher, Schwangere und Kranke brauchen etwas mehr. Hochdosierter Sauerstoff ist wirksam, aber auch giftig Auch die Einnahme von Katalase-Tabletten erhöhe die Schutzwirkung gegen Sauerstoff-Radikale nicht, denn das Enzym werde im Magen abgebaut. „Wirksam ist hingegen hochdosierter Sauerstoff“, ergänzt Koppenol. Denn Ratten bildeten dabei höhere Mengen des Schutz-Enzyms Superoxid-Dismutase. „Aber bedenken Sie“, warnt Koppenol, „Sauerstoff ist giftig!“ Rein Chemisch könnten wir zur Atmung zwar auch Chlorgas zu Salzsäure reduzieren. „Aber die Evolution hat sich nun mal für Sauerstoff entschieden – also bleiben wir bei Sauerstoff!“, schliesst Koppenol. |
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