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Rubrik: News
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Publiziert: 06.05.2002 06:00

Lothar-Zwischenbericht des BUWAL
Borkenkäfer im Vormarsch

(rs) Der neuste "Lothar"-Zwischenbericht des BUWAL verspricht nichts Gutes: Der Buchdrucker-Borkenkäfer vermehrt sich in Massen und befällt Fichten im Berggebiet sowie im Mittelland. Im Sturmschadengebiet verbreitet sich der Schädling wie noch nie in den letzten 200 Jahren. Damit knabbert er auch an einzelnen Kreditposten des Bundesbudget zur Bewältigung der Waldschäden. Nun zeichnen sich bei den Borkenkäfer-Massnahmen erste Engpässe ab.

2001 sind in den Schweizer Wäldern 1.36 Mio. Kubikmeter Holz von Borkenkäfer befallen worden (nur Stehendbefall). Die Prognosen für dieses und das nächste Jahr versprechen keine Besserung: Ein optimistisches Szenario geht von einer sogenannten Käferholz-Menge von rund 2 Mio. Kubikmeter aus, während eine pessimistische Schätzung rund 3 Mio. Kubikmeter erwartet.

Grund für die hohe Menge an Käferholz ist eine Massenvermehrung des Borkenkäfers in den Gebieten, welche vom Jahrhundertsturm Lothar betroffen sind. Ein Ende dieser Entwicklung ist gemäss dem Lothar-Zwischenbericht noch nicht abzusehen.

"Entscheidend für die Vermehrung des Borkenkäfers ist das Brutmaterial. Dieses hat der Sturm reichlich bereitgestellt", erklärt ETH-Professor Ottmar Holdenrieder, von der Professur für Forstschutz und Dendrologie des Departements Forstwissenschaften. Daneben sei die Käfervermehrung von der Witterung abhängig: Ein warmer Sommer bietet für den Borkenkäfer ideale Bedingungen zur Fortpflanzung.

Welches der beiden Szenarien eintreffen wird, lässt sich somit nicht voraussagen. Nur für den Extremfall gibt es laut Ottmar Holdenrieder eine Regel zur Schadenseinschätzung, welche jedoch nur auf groben Erfahrungswerten beruht: "Wenn nichts unternommen wird und mehrere warme Sommer aufeinander folgen, kann der Käfer im Verlauf von einigen Jahren einen gleich hohen Schaden anrichten, wie es der Sturm zuvor getan hat."


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Larve Buchdrucker-BorkenkŠfer
Ein "Buchdrucker"-Borkenkäfer frisst sich durch die Rinde eines Baumes - leider kein Einzelfall! gross

Dabei sei aber zu beachten, dass es sich hier um einen durchaus natürlichen Prozess handelt. Dieser sei nur für die betroffenen Forstbetriebe eine Katastrophe, nicht aber für das Ökosystem Wald. "Dieses ist an solche "Störungen" angepasst und kann sich gut regenerieren - was allerdings nur ein schacher Trost für die Waldbesitzer ist", fährt Holdenrieder fort. Man könne aber die aktuelle Situation auch als Chance begreifen. Der Rückgang der Fichte würde an vielen Orten zum Anlass genommen, artenreichere Wälder aufzubauen, die dann in der Zukunft gegen Borkenkäfer viel weniger anfällig seien.

Wie kann dem Treiben des Schädlings Einhalt geboten werden? Die Möglichkeiten sind ernüchternd. Laut Ottmar Holdenrieder ist eine chemische Bekämpfung in der Schweiz verboten und wäre auch ökologisch nicht zu verantworten. "Neue Ansätze zur Bekämpfung des Borkenkäfers sind noch nicht praxisreif, auch wenn hier intensiv geforscht wird", ergänzt er weiter. Somit bleibe nichts anderes übrig, als die Ausbreitung des "Buchdruckers" zu beobachten und durch rechtzeitiges Abholzen der befallenen Bäume einzuschränken. Die Massenvermehrung der Borkenkäfer erfolgt nach Lothar jedoch so grossflächig, dass die vorgesehenen Bundesbeiträge für das Aufrüsten von Käferholz kaum ausreichen dürften, um überall eine gute Wirkung zu erzielen.


Literaturhinweise:
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft www.umwelt-schweiz.ch/
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL): Abt. Wald und Umweltschutz www.wsl.ch/forest/wus/pbmd/uebers.html

Fussnoten:
(1) Lothar-Zwischenbericht als pdf: www.umwelt-schweiz.ch/imperia/md/content/forstdirektion/wh_waldundholz/wh20_factsfigures/wh20_006_wald-infos/24.pdf



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