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Rubrik: News
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Publiziert: 24.05.2006 06:00

Internationale Ombudsmann-Tagung an der ETH
Wenn zwei sich streiten

Auch an Hochschulen gibt es hin und wieder Konflikte. Wie mit diesen umgegangen werden soll, darüber diskutierten letzte Woche an der ETH Ombudsmänner und –frauen aus ganz Europa.

Felix Würsten

Wo Menschen zusammenarbeiten, da entstehen Konflikte. Das ist an Universitäten nicht anders als sonst wo. Etliche Hochschulen haben inzwischen eigene Ombudsstellen eingerichtet, die im Krisenfall als Unterstützung beigezogen werden können. An der ETH Zürich etwa sind Hans Eppenberger und Eugen Teuwsen für diese anspruchsvolle Aufgabe zuständig. (1) Ombudsmänner und -frauen an Hochschulen arbeiten zwar ähnlich wie ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Verwaltungsbereichen; dennoch sehen sie sich im akademischen Umfeld mit speziellen Problemstellungen konfrontiert. Mit dem Ziel, den Austausch zu verbessern, wurde im Februar 2003 das "European Network for Ombudsmen in Higher Education" (ENHOE) (2) gegründet. Die Mitglieder dieser Vereinigung trafen sich letzte Woche an der ETH Zürich zur vierten Jahrestagung.

Schafft freier Zugang Konflikte?

Den Ombudsmännern komme eine wichtige Rolle zu, erklärte ETH-Rektor Konrad Osterwalder in seiner Begrüssungsansprache. Es gehe aber nicht nur darum, Konflikte zu bereinigen, sondern auch präventiv der Entstehung von Konflikten entgegenzuwirken. Obwohl sich die ETH bemühe, ihren Studierenden ein gutes Umfeld zu bieten, seien viele mit ihrer Situation unzufrieden. Ein massgeblicher Grund dafür sieht Osterwalder im freien Zugang zum Studium. Die Hochschulen müssten deshalb versuchen, die Studierenden künftig vorgängig zu beraten – auswählen sei von Gesetzes wegen ja nicht erlaubt.

Macht als kritischer Faktor

Daniel Hell, Professor für klinische Psychiatrie an der Universität Zürich, wies darauf hin, dass Macht bei vielen Konflikten ein zentrales Element ist. Eine Beziehung ohne Macht sei schlicht undenkbar. Gerade dort aber, wo die Machtverhältnisse verdeckt seien, müsse darüber nachgedacht werden. Hell gab zu bedenken, dass auch der scheinbar Machtlose Macht habe, diese aber mit anderen Mitteln – wie etwa Verweigerung – einsetze. Übertriebenes Machtgehabe seitens des Vorgesetzten hingegen sei häufig Ausdruck von Unsicherheit und Hilflosigkeit.

Besonders konfliktträchtig ist die Beziehung zwischen Doktorand und Betreuer. Viele Professoren seien nie ausgebildet worden, wie man Untergebene richtig betreue, bemängelte Hell. Oft gebe es auf beiden Seiten unausgesprochene Erwartungen, die dann leicht in Enttäuschungen münden: Der Doktorvater ist frustriert, weil die Arbeit keine guten Resultate hervorbringt, der Doktorand, weil er für seinen Einsatz nicht genügend Anerkennung bekommt. Alarmierend findet Hell, dass Depressionen an Universitäten in den letzten Jahren stark zugenommen haben, vor allem bei Doktoranden und Frauen. Hell kritisierte, dass Sozialkompetenz und pädagogische Fähigkeiten bei Berufungen nach wie vor zuwenig berücksichtigt würden – ein Vorwurf, dem Eppenberger zustimmte. Die Bedeutung dieser Faktoren werde in den Führungsgremien der Hochschulen nach wie vor unterschätzt, meinte der ETH-Ombudsmann.


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Das akademische Umfeld hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Damit entstehen auch neue Konfliktfelder. gross

Unabhängigkeit als Voraussetzung

Walter Haller, emeritierter Professor für Rechtswissenschaften an der Universität Zürich, wies darauf hin, dass durch die Globalisierung und Kommerzialisierung der universitären Ausbildung der Druck auf alle Beteiligten stark gestiegen ist. Wissenschaft sei zwar seit jeher international ausgerichtet, doch das Personal an den Hochschulen sei heute immer heterogener zusammengesetzt. Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturkreisen müssten in einem Umfeld zusammenarbeiten, das sich mehr und mehr an den Prinzipien der Unternehmensführung orientiert.

Damit ein Ombudsmann an einer Hochschule seine Aufgaben angemessen wahrnehmen kann, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein, erklärte Haller. Zum ersten muss der Ombudsmann von der Leitung der Hochschule unabhängig sein, insbesondere auch in finanzieller Hinsicht. Er muss zweitens kundenorientiert arbeiten, aber sich dennoch nicht als Gegenspieler der Institution verstehen. Drittens muss seine Existenz innerhalb der Hochschule bekannt sein. Und nicht zuletzt muss er viertens die Kompetenz haben, sich die nötigen Dokumente zu beschaffen, die er zur Beurteilung eines Falls benötigt. Haller betonte, dass Ombudsmann und Mediator zwei verschiedene Funktionen sind, die nicht verwechselt werden dürfen. Ein Ombudsmann trete zwar mitunter als Mediator auf; in diesen Fällen sei es aber wichtig, den Beteiligten den Rollenwechsel vorgängig klarzumachen.


Fussnoten:
(1) Homepage der Ombudsstelle der ETH Zürich: www.ombudsstelle.ethz.ch/
(2) Homepage des ENOHE: www.english.uva.nl/enohe/enohe_network.cfm



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