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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: News
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Publiziert: 07.06.2006 06:02

Businessplan-Wettbewerb Venture 2006
An Ideen fehlt es nicht

Die 5. Ausgabe des Businessplan-Wettbewerbs Venture wurde gestern mit der Schlusspreisverleihung abgeschlossen. 99 Teams nahmen diesmal mit innovativen Geschäftsideen teil. Die zehn Erfolgsversprechendsten wurden ausgezeichnet; sechs davon kommen aus der ETH. - Ein gutes Omen für die Absicht, im Rahmen des Zukunftsprozesses "ETH 2020" bei Studierenden vermehrt unternehmerisches Denken und Handeln zu schulen

Von Felix Würsten

"Venture macht erfolgreich", erklärte Thomas Knecht, Direktor McKinsey Company Schweiz, mit einem Schmunzeln, als er anlässlich der Medienorientierung zur Schlusspreisverleihung von Venture 2006 (1)(2) auf die letzten sechs Jahre zurückblickte. "Die einen Teilnehmer werden Unternehmer, die anderen Präsident der ETH Zürich." Tatsächlich steht der Hochschule heute mit Ernst Hafen ein Präsident vor, der 1998 selbst erfolgreich an Venture teilnahm. Der grösste Businessplan-Wettbewerb der Schweiz sei für die ETH enorm wichtig, bestätigte der Gründer von The Genetics Company. "Wir müssen als Hochschule nicht nur enger mit der Wirtschaft kooperieren, sondern auch die eigenen Leute vermehrt vorbereiten, Start-ups zu gründen und ihr Wissen in der Praxis umzusetzen", erklärte Hafen. "Venture ist ein Vehikel, das den angehenden Jungunternehmern eine wertvolle Starthilfe bietet."

99 hoffnungsvolle Ideen

Die fünfte Ausgabe von Venture – der Wettbewerb findet alle zwei Jahre statt – wurde gestern mit der Preisverleihung und einer Geburtstagsparty im ETH-Hauptgebäude offiziell abgeschlossen. Insgesamt 99 Geschäftspläne, so viele wie noch nie, wurden eingereicht und von den Juroren auf ihre Tauglichkeit hin geprüft. Die Veranstalter haben den Wettbewerb auch dieses Mal weiter geöffnet. Richtete sich Venture bei der ersten Ausgabe 1998 noch ausschliesslich an Angehörige der ETH, steht die Teilnahme heute grundsätzlich allen Firmengründern offen. Nur noch 40 Prozent aller Teams kommen denn bei der aktuellen Ausgabe aus der akademischen Welt. Unter diesen dominieren die beiden ETH deutlich – aus Zürich haben sich dreizehn Teams angemeldet, aus Lausanne deren acht. Elf Teams kommen von den Fachhochschulen. "Diese sind damit zum ersten Mal angemessen vertreten", freut sich Knecht.

Von den Juroren wurden nun 10 Teams als Finalisten auserkoren. Auch hier hat die ETH Zürich mit 6 erfolgreichen Mannschaften die Nase vorn. Das zeige, so erklärt Silvio Bonaccio, Leiter von ETH Transfer, dass die ETH qualitativ gute Ideen hervorbringe. "Es ist sicher nicht so, dass ETH-Teams bevorzugt behandelt werden." Eine Auszeichnung bei Venture sei für die jungen Unternehmen ein Bonus. "Sie erhalten damit eine höhere Aufmerksamkeit, und das kann sehr hilfreich sein." Für die ETH wiederum sei Venture wichtig, weil dieser Wettbewerb helfe, mögliche Firmengründer zu motivieren. "Wir haben inzwischen einige erfolgreiche Vorbilder", so Bonaccio. "Tibits, Sensirion und Glycart (3) etwa haben den Sprung erfolgreich geschafft."

Start-up beliefert Start-up

Neben dem regulären Wettbewerb haben die Venture-Veranstalter dieses Jahr noch eine Spezialkategorie eingeführt, in der vier Teams ausgezeichnet wurden. Dabei handelt es sich um Teilnehmer, die auf Grund der Wettbewerbsbedingungen an der Schlussausscheidung eigentlich nicht teilnehmen dürften. Die ETH-Teams Flison (4) und HeiQ Materials wurden vor dem Final mit anderen Preisen ausgezeichnet; und Anergis und Noppa kommen als reguläre Finalisten nicht in Frage, weil ihre Gründung schon vor zu langer Zeit erfolgte. Bemerkenswert ist übrigens, dass mit Noppa erstmals ein Zulieferer eines Start-ups am Wettbewerb teilnimmt: Die Firma stellt hochkarätigen Tofu her, den sie an den erfolgereichen früheren Venture-Finalist Tibits liefert.

Vergleicht man den aktuellen Wettbewerb mit der ersten Ausgabe, dann stellt man einige Veränderungen fest. "An den Ideen an sich hat sich nicht viel geändert", erklärt Knecht. "Aber die Teams haben sich das nötige Wissen tendenziell schneller angeeignet, weil es inzwischen viel Fachliteratur zu diesem Thema gibt." Auffallend sei auch, dass die Umsetzung wesentlich schneller erfolge. "Beim ersten Wettbewerb haben wir festgestellt, dass es ernüchternd langsam geht, bis ein neues Unternehmen gegründet ist." Häufig gestaltete sich die Finanzierung harzig, und in etlichen Fällen gab es ungeklärte Fragen zur intellectual property. Das hat sich inzwischen markant gebessert: Es gibt Coaches, Business-Angels und Venture Capitalists, welche die Finanzierung erleichtern, und auch die Hochschulen verhalten sich professioneller. "Das Zusammenspiel ist heute viel effizienter, und das ist im internationalen Umfeld auch wichtig", erklärt Knecht. "Eigentlich hätten wir in der Schweiz alle Ingredienzen, um eine erfolgreiche Gründernation zu sein."


ETH 2020 - die nächsten Schritte

Seit dem 9. März werden die Ziele und Massnahmen des ETH-2020-Prozesses bei den einzelnen Departementen, Infrastrukturbereichen und Hochschulgruppen zur Diskussion gestellt. Bis zum 7. Juli sollen diese Konsultationen mit je einer schriftlichen Stellungnahme dieser Bereiche abgeschlossen sein. Bis zum diesem Datum läuft auch die ETH-weite Diskussion im Weblog ETH 2020 (www.eth2020.ethz.ch). Die Ergebnisse dieser Etappe sollen in die weiteren Planungsarbeiten einfliessen. Am 16. August wird die Schulleitung die anvisierten Ziele in einem Beschluss festhalten. In der zweiten Jahreshälfte sollen konkrete Massnahmen geplant und ein Umsetzungsprogramm erarbeitet werden.





Venture 2006: Die Gewinner
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1. Rang: arktis radiation detectors (ETH Zürich): Rico Chandra (Teamleiter), Giovanna Davatz, Mario Vögeli: Das siegreiche Team hat einen neuartigen Detektor entwickelt, mit dem strahlenden Ladungen aufgespürt werden können.

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2. Rang: XpresSys (ETH Zürich): Corinne John (Teamleiterin), Imre Berger, Daniel F. Fitzgerald, Simon Büchi: Die Gruppe plant die Produktion neuartiger Protein-Komplexe, welche die Erforschung bestimmter Krankheiten und der entsprechenden Medikamente ermöglichen.

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3. Rang: Concretum Materials (ETH Zürich): Martin F. Bäuml (Teamleiter), Giovanni Martinola, Stefan J. Meier: Die Forscher haben einen besonders leistungsfähigen Reperaturbeton für Flughäfen, Brücken und ähnliche stark beanspruchte Bauwerke entwickelt.

4. Rang: Epithelix (Universität Genf): Song Huang (Teamleiter), Ludovic Wiszniewski, Samuel Constant, Jean-Paul Derouette: Das Team aus der Westschweiz hat eine Technologie zur Kultivierung von Gewebe entwickelt, welche zum ersten Mal In-vitro-Langzeitstudien ermöglicht.

5. Rang: CHROMACON (ETH Zürich): Guido Ströhlein (Teamleiter), Lars Aumann, Thomas Müller-Späth, Prof. Massimo Morbidelli: Die Gruppe bietet eine Optimierung der chromatographischen Produkt-Aufreinigung an. Dieses Trennverfahren kommt unter anderem bei der Produktion von Medikamenten zum Einsatz.

Folgende Teams haben sich für die Plätze 6 bis 10 qualifiziert (in alphabetischer Reihenfolge):

Aquamedic: Sascha Bonderer (Teamleiter), Urs Fluri, Matthias Fenzi: Die Bündner haben mit Aquabike ein Gerät entwickelt, welches erstmals eine reproduzierbare und medizinisch kontrollierbare Therapie im Wasser erlaubt.

Covagen (ETH Zürich): Julian Bertschinger (Teamleiter), Dragan Grabulovski :Das Team ist spezialisiert auf Antikörper-Therapien der nächsten Generation.

LiberoVision (ETH Zürich): Stephan Würmlin (Teamleiter), Christoph Niederberger, Prof. Markus Gross: Die beiden Forscher haben eine innovative Technologie für TV-Übertragungen entwickelt, mit der zusätzliche Sichtperspektiven berechnet und ausgestrahlt werden können. (5)

Qualimetro (EPF Lausanne): Stéphane Dewarrat (Teamleiter), Florian Glardon, Marc Müller: Die Westschweizer beschäftigen sich mit Apparatebau und stellen besonders präzise und leichte 3D-Messinstrumente her.

Zattoo (University of Michigan): Beat Knecht (Teamleiter), Prof. Sugih Jamin: Die Gruppe hat eine Streaming-Technologie entwickelt, die ein ruckelfreies Fernsehvergnügen am PC ermöglicht.




Fussnoten:
(1) Homepage des Businessplan-Wettbewerbs Venture: www.venture.ch
(2) Siehe dazu auch "ETH Life"-Artikel "Die erste Etappe ist geschafft": www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/060203_venture06zweta.html
(3) Siehe dazu auch "ETH Life"-Artikel "GlycArt übernommen": www.ethlife.ethz.ch/articles/news/GlycArt_Roche.html
(4) Siehe dazu auch "ETH Life"-Artikel "Solarzellen erneut ausgezeichnet": www.ethlife.ethz.ch/articles/news/ZKBPionierpreis.html
(5) Siehe dazu auch "ETH Life"-Artikel "Mit magischem Auge am Ball": www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/liberovisionneuever.html



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