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Rubrik: News
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Publiziert: 10.06.2005 06:00

Wissenschafter erklärt, was beim sexuellen Höhepunkt im Gehirn geschieht
Sex und Seele

(sb) Von Zeit zu Zeit hat der Veranstaltungskalender der ETH Einträge zu verzeichnen, die überraschen. Am vergangenen Mittwoch war dies einmal mehr der Fall, als das Institut für Verhaltenswissenschaften im Rahmen seines Forschungskolloquiums zum Vortrag von Gert Holstege, Professor für Neuroanatomie an der Universität Groningen in Holland, einlud. Thema des Referats war: „Orgasmus und das Gehirn: Eine PET-Studie bei Mann und Frau“. Das Thema verfügt ganz offensichtlich über einen gewissen Lockstoff, denn der kleine Seminarraum am Institut für Verhaltenswissenschaften war bis auf den letzten Platz besetzt.

Inspiration aus dem Katzenhirn

Die Idee für die Fragestellung stamme ursprünglich aus Beobachtungen beim Katzenhirn, erklärte Holstege zu Beginn seines Referats. Untersuchungen hätten nämlich gezeigt, dass während der Brunstzeit bestimmte Gehirnregionen der Katze besonders stark aktiviert seien. Die Frage sei daher nahe gelegen, zu untersuchen, welche neuronalen Veränderungen sich beim menschlichen Gehirn während einem sexuellen Höhepunkt beobachten lassen. Diese Frage wollte Holstege mit einer PET-Studie, einem bildgebenden Verfahren, untersuchen. Dazu hat er 13 Frauen und 11 Männer im Alter von 21 bis 48 Jahren untersucht.

Sexualität hat nichts mit Angst zu tun

Das Experiment hatte mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen, und das Resultat war nicht über jeglichen Zweifel erhaben, wie Holstege zugab. Da der Tracer nur eine kurze Zeit im PET-Scan sichtbar sei, musste der Orgasmus zeitlich richtig terminiert werden. Dieses Zeitfenster zu treffen, sei den Probanden nicht immer einfach gefallen, wie Holstege erzählte. Beim weiblichen Höhepunkt war vor allem das ventrale Tegmentum aktiv, das im obersten Teil des Hirnstammes liegt und ein benachbarter Bereich, die periaquäduktale graue Masse. Wie man aus Experimenten mit Katzen weiss, führen Schäden in dieser Region zum Verlust des Paarungstriebes, wie Holstege erläuterte. Bei der Untersuchung mit männlichen Probanden war ebenfalls das ventrale Tegmentum aktiviert. Aus früheren Untersuchungen wisse man, dass auch Drogen in diesem Bereich des Gehirns ihre Wirkung entfalten, erklärte Holstege. Das neuronale Areal des Mannes, das während dem Höhepunkt aktiviert wird, könne also als Bestandteil eines Belohnungssystems aufgefasst werden.


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Dieser PET-Scan zeigt die Amygdala, die beim Orgasmus eine deutliche Deaktivierung aufweist. (Quelle: brainviews.com)

Neben diesen aktivierten Zonen entdeckte Holstege auch Zonen der neuronalen Deaktivierung. So habe die so genannte Amygdala im PET-Scan deutliche Zeichen der Deaktivierung gezeigt. Bemerkenswert ist dies, weil diese Zone für Gefühle wie Angst oder Beunruhigung zuständig sei. Spätestens der Orgasmus ist also nicht mehr von Angstgefühlen begleitet.

Zum Schluss warnte Holstege aber davor, übereilte Schlüsse zu ziehen. Besonders bei der Frau seien die Daten für die aktivierten Regionen statistisch nicht hochsignifikant. Die Frage einer Zuhörerin, was letztlich das Ziel dieser Forschung sei, beantwortete der Neurologe damit, dass die Sexualität Teil unserer Seele sei, deren Anatomie er erforschen wolle. Deutlich macht diese Art der Forschung aber auch – dies wurde im Verlauf des Referats deutlich – dass die Hirnaktivität bei Mann, Frau und Katze nicht dieselbe ist.




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