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Rubrik: News
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Publiziert: 12.01.2006 06:00

Sexuelle Präferenz beeinflusst Gesichts-Wahrnehmung
Erregte Gehirne

(cm) Das Gehirn wird immer wieder auch als Sexualorgan betrachtet (1). Neue Nahrung erhält diese Sichtweise durch eine Studie von zwei Forscherinnen der ETH und Universität Zürich, die in der neusten Ausgabe des Wissenschaftsmagazin „Current Biology“ erschien (2).

So fanden Felicitas Kranz und Alumit Ishai vom Institut für Biomedizinische Technik heraus, dass Männer und Frauen im direkt hinter der Stirn liegenden, orbitofrontalen Kortex eine stärkere Aktivierung erfahren, wenn sie mit einem Bild von einem Gesicht eines Menschen konfrontiert werden, der ihrer sexuellen Präferenz entspricht. Heterosexuelle Frauen und schwule Männer reagieren also stärker auf Männergesichter und umgekehrt.

Am Experiment nahmen 40 Personen teil: je zehn heterosexuelle Männer und Frauen sowie homosexuelle Männer und Frauen. Die Probanden mussten dabei je hundert Bilder von Frauen- und Männergesichtern beurteilen. Dabei massen die Forscherinnen mittels funktioneller Magnetresonanzspektroskopie (fMRI) die Aktivität in verschiedenen Hirnregionen.

Obwohl, wie erwähnt, die sexuelle Präferenz eine spezifische Hirnaktivität auslöst, beurteilten die verschiedenen Probandenguppen die Attraktivität der Gesichter gleich. Dabei zeigte sich auch, dass das Attribut „unattraktiv“ schneller vergeben wird als das Attribut „attraktiv“.

Im Detail ergaben die fMRI-Daten, dass die Aktivitätsunterschiede im orbitofrontalen Kortex, bei den Männern stärker waren als bei den Frauen. Die kleinste Differenz ergab sich für heterosexuelle Frauen. Grundsätzlich ist die Hirnregion mit den beobachteten Unterschieden in das Belohnungsnetz des Hirns involviert.

Da die beobachteten Differenzen sowohl bei heterosexuellen als auch homosexuellen Personen auftraten, schliessen die Wissenschaftlerinnen, dass die sexuelle Präferenz und nicht die reproduktive Fitness die neuronale Antwort auf relevante Stimuli im erwachsenen Hirn moduliert. Anders formuliert: das Hirn reagiert auf möglichen Sex und nicht auf möglichen Nachwuchs.


Ein wichtiges Sexualorgan: das menschliche Gehirn. Ein neue Studie zeigt, dass die sexuelle Präferenz zu unterschiedlicher Aktivität im orbitofrontalen Kortex führt.


Fussnoten:
(1) Vgl. Beispielsweise “Another important organ” von S. Marc Breedlove, Nature 378, 15-16 (02 Nov 1995)
(2) Felicitas Kranz and Alumit Ishai: “Face Perception Is Modulated by Sexual Preference” Current Biology 16, 63–68, January 10, 2006



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