(cm)Erdbeben können nicht verhindert werden. Um so wichtiger ist es, zukünftige Erdbebenherde zu identifizieren. Den ETH-Forschern Danijel Schorlemmer und Stefan Widmer ist es nun zusammen mit Max Wyss von der "World Agency for Planetary Monitoring and Earthquake Risk Reduction" in Genf gelungen, Rückschlüsse vom so genannten b-Wert auf den Spannungszustand der Erdkruste zu ziehen. Ihre Arbeit erscheint heute Donnerstag im Wissenschaftsmagazin Nature (1).

Der b-Wert ist seit längerem bekannt. Er beschreibt das mengenmässige Verhältnis zwischen kleinen und mittleren bis grossen Beben in einer festgelegten Region. Ein niedriger b-Wert bedeutet also, dass es in der Vergangenheit weniger kleine Beben im Verhältnis zu den mittleren und grossen Beben gab. Nun konnten die Wissenschaftler anhand einer Analyse der Bruchorientierung von Erdbeben nachweisen, dass der b-Wert invers zur Spannung der Erdkruste ist. Da der b-Wert in seismisch aktiven Gebieten kartiert werden kann, lassen sich nun ohne aufwändige Messungen Orte mit erhöhter Spannung identifizieren.

Nachdem die Forscher bereits im letzten Jahr erfolgreich mit Hilfe des b-Wertes einen unter Spannung stehenden Teil der San Andreas Verwerfung in Zentralkalifornien lokalisierten (2), der dann später gebrochen ist, versuchen sie nun in einem gross angelegten Test für Kalifornien, alle möglichen Herde grösserer Beben zu bestimmen.