(mm) In der Schweiz sind Frauen in der Informatik immer noch in der Minderheit. Noch seltener sind Frauen in der Führungsetage von Softwarefirmen. Gabriela Keller, Mitglied der Geschäftsleitung der Ergon Informatik AG, ist eine von ihnen. Am letzten Mittwochabend bot Equal! Gelegenheit, sie kennenzulernen.

Mit der Gesprächsreihe „Erfolgsgeschichten – ETH-Absolventinnen im Gespräch“ möchte Equal! einmal im Semester Frauen vorstellen, die eine besonders erfolgreiche Karriere vorweisen können.(1) Ehemalige ETH-Studentinnen, die es beruflich „geschafft“ haben, stehen den Moderatorinnen der Stelle für Chancengleichheit und dem interessierten Publikum Rede und Antwort über ihren Werdegang und ihre Erfahrungen auf dem Weg an die Spitze. Eine interessante Veranstaltung, die leider ihr Publikum noch nicht wirklich gefunden hat.

Gabriela Keller, diplomierte Informatikingenieurin der ETH und heute Mitglied der Geschäftsleitung der Ergon Informatik AG (2) , nahm es mit der ihr eigenen Freundlichkeit und Gelassenheit und gab den wenigen Fragenden bereitwillig Auskunft.

Freude am und Leidenschaft für das gewählte Gebiet und den Beruf seien das wichtigste, betonte die Informatikingenieurin, die heute in ihrer Firma als Mitglied der Geschäftsleitung Verantwortliche für den Personalbereich ist. Und dann müsse man einfach die Augen offen halten und Chancen ergreifen, wenn sie sich böten. Diesem persönlichen Rezept für den Erfolg ist sie selbst offenbar ganz unaufgeregt gefolgt.

Der Werdegang hört sich scheinbar unspektakulär an: Gymnasium, Studium an der ETH, danach nach einigen Monaten Assistenzzeit an der ETH über Bekannte der Ruf an die damals noch junge Firma Ergon. Dort sei sie seither praktisch mit der Firma mitgewachsen: von der jungen Entwicklerin in der Softwarebude mit 15 Leuten zum Mitglied der Geschäftsleitung der gleichen Firma, die inzwischen mehr als 90 Mitarbeiter an drei Standorten zählt.

„ Der schwierigste Moment in meiner Karriere war der Übergang vom Gymnasium an die Hochschule“, beschreibt sie rückblickend. „Es dauerte etwa ein Semester, bis ich Fuss gefasst hatte.“ Kein Wunder – der Sprung vom humanistischen Gymnasium in die damals noch recht junge Informatik muss eine Herausforderung gewesen sein. Sie habe sich einfach von ihrer Neugier leiten lassen, so beschreibt Gabriela Keller ihre Studienwahl. Später war es die Selbsterkenntnis, dass es ihr mehr Freude mache, Dinge im Team zu entwickeln, als relativ einsam zu forschen, die sie aus der Hochschule in die Industrie führte.

Die Herausforderung, als Frau in einem „Männerberuf“ zu arbeiten, habe sie nicht so sehr empfunden: „Auch Männer müssen zuerst das Eis brechen, wenn sie in ein neues Team eintreten oder neuen Kunden gegenüberstehen.“ Heute gibt es immerhin bereits 15 Frauen bei Ergon. Sicher nicht zuletzt dank Gabriela Keller: „Selbstverständlich bevorzuge ich bei gleicher Qualifikation der Bewerbungen als Personalverantwortliche die Frau“, stellt sie unumwunden klar. „Gemischte Teams tun der Firma nur gut“. Gut tut der Firma auch, dass sie ihren männlichen und weiblichen Angestellten die Möglichkeit bietet, Teilzeit zu arbeiten, wenn es der Lebensentwurf und die Familienplanung verlangen. „Wir haben ausgesprochen treue Mitarbeiter. Die meisten kommen direkt von der Hochschule zu uns und können dann bei uns wachsen.“ Gabriela Keller ist dafür das beste Beispiel.

Gabriela Keller, Geschäftsleitungsmitglied der Ergon Informatik AG. (Bild: www.ergon.ch)