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Rubrik: News Erster "ETH World Showcase" Umdenken bei den "Wearables" |
Published: 21.11.2002 06:00 Modified: 21.11.2002 06:17 |
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(nst) Musik, die durch Textilien strömt, Mini-Computer, die mit einem Wimpernschlag gesteuert werden; futuristisch anmutende Brillen und Handschuhe, die Ausflüge in den Cyberspace erlauben: Wearable Computing ist eines der ungebrochen faszinierenden und populären Zauberworte in der Entwicklung der Kommunikations- und Informationstechnologie, die ansonsten derzeit nüchternere Zeiten durchlebt als noch vor wenigen Jahren. Die erste "Showcase"-Veranstaltung von ETH World gestern Mittwoch gab einen Einblick in den technologischen Stand der Dinge. Von Bedürfnissen ausgehenAn der ETH befasst sich Gerhard Tröster, Professor für Elektronik, schwerpunktmässig mit diesem Bereich. Tröster leitet hier das Fachgebiet "Digitale Systeme". Dass Computersysteme ständig kleiner und tragbarer sowie gleichzeitig leistungsfähiger werden, gehört inzwischen zum Standardwissen. Doch ist Miniaturisierung beileibe nicht der Weisheit letzter Schluss, wie Gerhard Tröster erklärte. Nötig sei diesbezüglich ein eigentliches Umdenken. "Es kann nicht darum gehen, immer raffiniertere Kästchen herumzutragen", so Tröster. "Wir müssen primär von den Bedürfnissen der Menschen ausgehen und auf dieser Basis dann intelligente und nützliche Systeme entwickeln." Unauffälliger HelferTröster stellte am ETH-World-Anlass seine Vision eines solchen Systems vor, und zwar gleich praktisch vorgeführt an seiner Tätigkeit als Professor: "Als Dozent wünsche ich mir einen persönlichen Assistenten, der mich in dieser Tätigkeit so umfassend wie möglich unterstützt - der mich also zum Beispiel sofort sanft korrigiert, wenn ich bei meinem Referat einen Fehler mache." Dem Dozierenden würde das System anschliessend einen didaktischen Vorschlag machen, wie die Situation "gerettet" werden könnte. So wäre denkbar, dass der digitale Assistent dem Professor meldet: "Ihre letzte Erklärung war falsch; das Ohmsche Gesetz lautet R= U/I! Empfehlung: die Studierenden fragen, was falsch ist." Damit aber längst nicht genug: ein solches System könnte dem Dozenten überdies aktuelle Daten über seinen Redefluss (zu schnell?) oder aus seiner Hörsaalumgebung vermitteln, so zum Beispiel die aktuelle Zahl Studierender im Saal im Vergleich zum letzten Mal. Ganz zu schweigen von der auf Wunsch jederzeit möglichen drahtlosen Kommunikation zwischen Dozierendem und Studierenden. Lehre: Neue ImpulseDiese Vision ist, wie Gerhard Tröster gegenüber ETH Life erklärt, nicht ETH-World-spezifisch, und doch trifft sie aus ETH-World-Sicht einen Nagel auf den Kopf. Gerade für die Lehre und die Kommunikation Dozierende/Studierdende erhofft man sich mit den laufenden ETH-World-Projekten neue Impulse.
Das Ziel der Entwicklung einer neuen Generation personenzentrierter Kommunikationssysteme ist es laut Tröster, ihre Träger die Umwelt in erweitertem Mass wahrnehmen zu lassen, ihnen situationsbedingt zur Seite zu stehen und die Interaktion mit ihrer Umwelt zu ermöglichen. Zudem sollen solche Systeme ad hoc benötigte Informationen bereitstellen (etwa über einen Sofortzugriff aufs World Wide Web), und dies gar möglichst proaktiv. Textilfasern unter StromEin weiteres Feld, mit welchem Tröster und sein Team sich befassen - und wo bereits handfeste Ergebnisse vorliegen, sind leitende Textilien. Menschen ziehen es nun einmal vor, Gewebe zu tragen. Nur folgerichtig, dass darüber nachgedacht wird, wie Wearable Computing direkt in Kleidung integriert werden kann. Als Substrate eines solchen E-Jackets dienen Gewebe, an welche elektronische Bauteile angeschlossen werden können. Eine neuere Idee ist, Textilfasern als leitende Elemente zur Übertragung von Daten und Energie zu benutzen.
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