(cm) Zuerst ertönten noch sanfte Barockklänge, doch für den eigentlichen Beginn der zur Zeremonie gewordenen Weihnachtsvorlesung der Chemie erklang dann "Also sprach Zarathustra". Es war der passende Beginn für eine zauberhafte Stunde, die am Montagabend im prallvollen Scherrer-Hörsaal der ETH stattfand. Sie enthielt chemische Experimente und unterhaltenden Geschichten unter der Regie des Chemieprofessors Reinhard Nesper.

Unbescheiden war das Programm für die Stunde nicht, denn Nesper sprach von der Rettung der Welt mit Chemie oder wiederum mit philosophischem Anklang von dem Chemiker an sich. Wie ernst das ganze gemeint war, konnte der Zuhörer sich an den verschiedenen vorgebrachten Versionen von Murphys Law selbst ausmalen. All diese Ausführungen wurden begleitet - oder waren die Aussagen Nespers die Begleitung? - von chemischen Experimenten. Da wurde etwas Bier-Farbiges synthetisiert, Wein wurde dazu gebracht, sich aus der Flasche zu schlängeln, oder brennende Schiffchen schaukelten beschaulich in einer Wasserwanne.

Da hat links niemand zu tief ins Bierglas geschaut, sondern die Chemiker zeigen, wie ein solches auch zum Reagenzglas umfunktioniert werden kann.

Auch Feuerspeien ist Chemie: gelungen demonstriert an der Weihnachtsvorlesung 2002.

Der Jahreszeit entsprechend gab es auch die Weihnachtsgeschichte chemisch formuliert oder Tipps für die Silvesterparty, die neu wahrscheinlich Si L V Ester P Ar Ty geschrieben wird. Die Anwesenden zeigten sich begeistert und manch einer wird sich noch länger an den gigantisch aufgeblasenen Latexhandschuh erinnern, der nicht platzen wollte. Auch wenn nicht jedes Experiment gelang, die Veranstaltung ist so originell, dass vielleicht ein neuer - wenn auch nicht chemisch formulierter - Begriff sich etablieren wird: Chemietainment.