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Rubrik: News
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Publiziert: 24.06.2005 06:00

Raths-Steiger-Vorlesung mit Nobelpreisträger Kary B. Mullis
Eine Kette von Zweifeln

(cm) Er habe die moderne Biologie erst möglich gemacht. Mit diesem für manchen vielleicht etwas gewagten Satz führte Gerd Folkers, Leiter des Collegium Helveticum der ETH, den Nobelpreisträger Kary Mullis zu der diesjährigen von der Opo-Stiftung unterstützten Raths-Steiger-Vorlesung ein (1)(2). Doch während seiner Ansprache am Mittwochabend an der ETH bewies Mullis, dass er noch zu viel gewagteren Aussagen fähig ist. In gewissen Bereichen scheinen sich die Zweifel des Nobelpreisträgers an den Lehrmeinungen wie die DNA in der von ihm erfundenen und ausgezeichneten Polymerase-Ketten-Reaktion zu vermehren.

Gentechnik bedeutet kleiner Eingriff

Zu Beginn wies Mullis aber ganz harmlos darauf hin, dass er sein Y-Chromosom zurück in die Schweiz bringe. Denn im 19. Jahrhundert seien seine Vorfahren aus Flums im Kanton St. Gallen nach Amerika ausgewandert. Nach diesem Hinweis auf seine persönliche Herkunft, widmete sich Mullis der Herkunft des Weizens im Zusammenhang mit der Diskussion um gentechnisch veränderte Pflanzen. Der Nobelpreisträger erwähnte, dass Weizen seit Jahrtausenden gezüchtet und somit genetisch verändert wurde. Speziell forciert worden seien diese Veränderungen in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, als man mittels Röntgenstrahlen neue Weizensorten schuf. Im Gegensatz dazu seien die gentechnischen Veränderungen von heute sehr fein. Mullis ist überzeugt, dass die Kritiker der Gentechpflanzen nicht gewillt sind zu studieren, was im Detail geschieht. Zudem würden sie nicht zu denen gehören, bei denen mit Hilfe der neuen Technik Leid vermindert werden könnte.

Ähnlich sei die Situation auch bei der Forschung mit embryonalen Stammzellen. Wenn er ein Gewehr hätte und bei ihm Alzheimer diagnostiziert würde, dann würde er die Person erschiessen, die sich gegen eine mögliche Therapie basierend auf embryonalen Stammzellen stellen würde. Das Argument, dass omnipotente Zellen potenziell Individuen und darum zu schützen seien, überzeugt den Nobelpreisträger nicht.


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Denn wenn man das konsequent weiterdenke, dürfte man auch keine Bluttransfusionen vornehmen, da damit möglicherweise potenzielle Menschen übertragen würden. Mullis ist auch der Ansicht, dass es unfair sei, Forschern grundsätzlich schlechte Absichten zu unterstellen.

Geld und Forschung

Dass aber Forscher nicht einfach unabhängig von ihren Interessen arbeiten, versuchte Mullis anhand der Themen „globaler Klimawandel“ und „AIDS“ darzulegen. Für ihn ist die Zunahme der durchschnittlichen Temperatur in den letzten Jahrzehnten „not the big deal“. Die Klimamodelle hingen so stark von den Anfangsbedingungen ab, dass kleine Änderungen bei diesen ein ganz anderes Bild ergeben würden. Das IPCC, das UN-Netz zum Klimawandel, gehe von einem gefährlichen Wandel aus, um seine Forschungsgelder zu sichern. Eine vergleichbare Situation gebe es auch bei AIDS. In der Forschung dazu sei sehr viel Geld verschwendet worden, obwohl der klare Zusammenhang zwischen dem HI-Virus und AIDS nicht gegeben sei, so Mullis. Der Wissenschaftler glaubte im Bereich der AIDS-Forschung aufgrund der aus seiner Sicht umstrittenen Datenlage eine gewisse Nervosität festzustellen.

Kaum verborgen blieb eine gewisse Nervosität bei den Zuhörern der Raths-Steiger-Vorlesung, insbesondere bei den Erläuterungen von Mullis zu den zuletzt erwähnten Themen. Insofern war es schade, dass keine Zeit für eine Diskussion blieb. Hier wäre sicher die Vorlesung ihrem Titel „Science and Emotion“ noch mehr gerecht geworden. Denn obwohl Mullis darauf aufmerksam machte, wie umstritten die von ihm erwähnten Gebiete sind, enthielt er sich einer eingehenderen Analyse, welches die Faktoren sind, um bei Wissenschaftsthemen die Gefühle hoch gehen zu lassen.


Fussnoten:
(1) Homepage von Kary Mullis: www.karymullis.com/
(2) Collegium Helveticum: www.collegium.ethz.ch/index.de.html



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