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Rubrik: News
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Publiziert: 29.06.2007 06:00

Tagung zur Programmiersprache Oberon
Klein aber mächtig

„Make it as simple as possible, but not simpler.” Dieses Zitat von Albert Einstein gibt das Motto der Programmiersprache Oberon gut wieder. Heute Freitag findet im VisDome des ETH Hauptgebäudes eine Tagung zur industriellen Anwendung von Oberon statt.

(flo) Oberontage finden in unregelmässigen Abständen circa alle drei Jahre statt. (1) Sie dienen als Forum zum gegenseitigen Kennerlernen, dem Austausch und der Nutzung möglicher Synergien einem kleinen, aber hochkarätigen Benutzerkreis. An der heutigen Tagung werden Jürg Gutknecht, Vorsteher des Departements Informatik der ETH, Vertreter aus der Industrie, sowie der Oberonerfinder Niklaus Wirth über ihre Erfahrungen mit der Programmiersprache berichten.

Weniger ist mehr

Oberon ist eine objektorientierte Programmiersprache aus der Pascal-Familie, welche von Niklaus Wirth entwickelt wurde. Wie der Elfenkönig Oberon aus Shakespeares Sommernachtstraum ist die Programmiersprache zwar klein, aber mächtig. Oberon zeichnet sich durch eine einfache, klare Struktur aus und ist auf minimale Komplexität bei maximaler Ressourcenausnutzung und Zuverlässigkeit ausgelegt. Mitte der 80er-Jahre war dies entscheidend, da die Ressourcen im Hardware-Bereich noch sehr gering waren. Aufgrund der rasanten Entwicklung in diesem Bereich nahm die Bedeutung von Oberon ab. Momentan zeichnet sich jedoch eine Tendenz zur Miniaturisierung bis hin zum praktisch ressourcenlosen Computer ab. Technologien wie selbststeuernde Fahr- und Flugzeuge sind realisierbar geworden. Damit gewinnen Ressourcen schonende, hoch verfügbare Anwendungen, wie sie mit Oberon programmiert werden können, wieder in den Vordergrund.


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Anwendung in der Industrie

Das ursprüngliche „Native Oberon“ wurde am Informatikdepartement der ETH als Lehrmittel eingesetzt und konsequent weiterentwickelt. Die momentane Version „Active Oberon System“ (AOS) ist für eine Anwendung in der Industrie gut geeignet. Im Unterschied zu vergleichbaren Systemen wie Java oder C# können Objekte nicht nur mit Signalen, sondern direkt auf Bedingungen synchronisiert werden. Dadurch wird die Entwicklung paralleler Programme vereinfacht. Einzelne Firmen haben die Vorteile und die wachsende Bedeutung von Oberon trotz der geringen Bekanntheit in der Wirtschaft frühzeitig erkannt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Firma Colortronic (2), ein Anbieter von Technologie zur Automatisierung des Materialflusses in der Kunststoffindustrie. Für Geschäftsführer Marcel Rohr hat sich die Programmiersprache bezahlt gemacht. „Wir arbeiten seit zehn Jahren mit Betriebssystemen, die auf Oberon basieren und können das System auf jeden Fall weiterempfehlen.“

Klare Vorteile

Rohr verwendet Oberon auf die Empfehlung von Joseph Sedlacek, ehemaliger Informatiker an der ETH, hin, welcher mit seiner Firma Radiar Oberon in der Industrie populär machen will. „Für mich ist es beinahe eine philosophische Frage, warum die Programmiersprache nicht bekannter ist.“, so Sedlacek. Die Vorteile gegenüber anderen Systemen seien nicht von der Hand zu weisen. Einzelne Programmteile können unabhängig von verschiedenen Programmierern codiert und später zusammengesetzt werden. Dies erspart viel Koordinationsaufwand. Zudem ist Oberon aufgrund seiner einfachen Struktur sehr stabil, ist kaum anfällig für "Bugs" und lässt kaum Schlupflöcher für Viren. Es eignet sich besonders gut für die Programmierung kompakter Betriebssysteme und Anwendungen mit höchsten Anforderungen an Ressourceneffizienz, Sicherheit, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit. „Dies sind genau die Eigenschaften, auf welche wir angewiesen sind.“, so Marcel Rohr von Colortronic.


Fussnoten:
(1) Programm und weitere Informationen zum Oberontag unter: www.oberon-industry.ethz.ch
(2) Homepage von Colortronic www.colortronic.ch



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