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Rubrik: News
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Publiziert: 17.09.2004 06:00

Olaf Kübler: Neue Horizonte statt Wiederwahl
Von der ETH zu "Society in Science"

Im November 2005 wird Olaf Kübler sich nicht mehr zur Wiederwahl als ETH-Präsident stellen. "ETH Life" befragte den 61-jährigen gelernten Physiker jetzt schon über seine Beweggründe und Zukunftspläne.

Interview: Norbert Staub

Herr Kübler, Sie beenden im November 2005, nach acht Jahren, Ihre Tätigkeit als ETH-Präsident. - Sie wirken alles andere als amtsmüde. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Olaf Kübler: Amtsmüde bin ich nicht - ich will es aber auch nicht werden. Ich bin in meinem Leben immer sehr gut mit der Maxime gefahren, Aufgaben für eine begrenzte Zeit zu übernehmen, und das will ich weiterhin so halten. Mit dem deutschen Bundespräsidenten Gustav Heinemann habe ich da ein bekanntes Vorbild. Zudem habe ich erstmals im vergangenen Herbst gespürt, dass ich gerne wieder über längere Zeit intensiv selbst an einem Thema arbeiten würde. Als ETH-Präsident ist das kaum möglich.

Welche Ereignisse und Resultate würden Sie ins Zentrum ihrer Präsidentschaft stellen?

Kübler: Für eine Bilanz ist es noch zu früh. Dafür braucht es einen sorgfältigen Ansatz, und das heisst vor allem auch: Zeit. Zudem bin ich ja noch mehr als ein Jahr im Amt. Aber spontan möchte ich doch etwas hervorheben, das für mich ein emotionaler Höhepunkt war: nämlich die Verleihung des Nobelpreises für Chemie 2002 an Kurt Wüthrich. Mich hat ausserordentlich beeindruckt, wie die ganze Institution ETH die Freude und den Stolz mit dem Preisträger teilte.

Mit dem E-Science Lab und dem Sport Center werden um 2006/7 erste wichtige Marksteine für Science City vollendet. Und 2008 kommt mit der nationalen Hochschulreform voraussichtlich einige Bewegung in die Universitätslandschaft. – Hätte es Sie nicht gereizt, diese Schlüssel-Prozesse an den Schalthebeln der ETH Zürich länger mitzugestalten?

Kübler: Ich nehme jetzt einmal an, dass ich als Gast an die Einweihung des E-Science Labs eingeladen werde. Aber ob als Präsident oder als Ex-Präsident: Die Freude darüber wird gleich gross sein. Die angepeilte Hochschulreform 2008 sorgt in den Gesprächen unter den Schweizer Rektoren bereits jetzt für grosse Dynamik und viel Gestaltungswillen. In dieser spannenden Phase weiterhin inhaltliche Impulse zu geben, hätte sicher seinen Reiz.


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Wird sich ab Ende 2005 verstärkt in der Stiftung "Society in Science" engagieren: ETH-Präsident Olaf Kübler. gross

Gleichzeitig ist es ein hoch politischer Prozess, der enorm viel Geduld erfordert. Ich gebe zu: Diese Geduld brächte ich angesichts der Lage vielleicht nicht mehr auf. Denn Europa ist längst auf dem Weg zum einheitlichen Forschungsraum, und die ETH muss hier ihre Spitzenstellung behaupten. Meine Botschaft war und ist immer noch: Es wäre falsch, bei der Formulierung einer nationalen Hochschul-Politik die internationale zu vergessen.

Können Sie einige Tugenden nennen, über die jemand verfügen muss, der oder die sich vorstellen könnte, das ETH-Präsidium zu übernehmen?

Kübler: Es braucht grundsätzlich tiefen Respekt und eine echte innere Verbundenheit mit Studierenden und Professoren. Wissenschaft und Forschung sowie der Hang zur Neugierde müssen geradezu Teil einer solchen Persönlichkeit sein. Ich denke, ein Kandidat oder eine Kandidatin für dieses Amt muss auch Spass daran haben, sich mit sehr intelligenten Leuten auseinander zu setzen. Zudem ist die Fähigkeit nötig, grosse Forschungstrends zu erkennen und zu bündeln. In diesem Zusammenhang sind wichtig: Klarheit, Urteilskraft und Stehvermögen. Schliesslich geht es nicht ohne politisches Gespür und einige entsprechende Fortüne.

Man kann sich schlecht vorstellen, dass Sie in den Ruhestand treten: Was haben Sie nach 2005 vor?

Kübler: Ein Ruhestand wird es nicht, aber ich freue mich, über die Verwendung meiner Zeit autonomer bestimmen zu können. Ich werde sicher mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und mich sportlich wieder mehr betätigen können. Daneben steht insbesondere ein Projekt im Raum, das im soziologischen und psychologischen Umfeld der Forschung liegt. So werde ich mich konkret ab Dezember 2005 noch stärker, das heisst als Direktor, in der Stiftung „Society in Science“ engagieren, die der Mäzen Branco Weiss 2002 ins Leben gerufen hat. Dabei handelt sich um ein Programm für Nachwuchsforschende, welche sich mit dem Grenzbereich zwischen den Naturwissenschaften und der Gesellschaft beschäftigen.


Literaturhinweise:
Website von Olaf Kübler: www.president.ethz.ch/president.html
Website der Stiftung "Society in Science: The Branco Weiss Fellowship": www.society-in-science.ethz.ch



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