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Rubrik: News
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Publiziert: 04.07.2002 06:00

Abschiedsvorlesung von Kurt R. Spillmann
Konflikten auf den Grund gegangen

(nst) Wohl kaum ein Abschied: wann immer auf der Welt ein Konflikt ausbrach oder schwelte, stützten die Medien sich dankbar auf Kurt R. Spillmanns fundierte, anschaulich und ruhig vorgetragene Analysen. Demnächst, nach seiner Pensionierung als ETH-Professor für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse, fallen einige Pflichten weg, und der Experte wird sicher so gefragt sein wie bisher.

Seine Abschiedsvorlesung "Von Krieg und Frieden" gestern Mittwoch an der ETH zeigte erneut, welch starkes Echo Spillmann mit seinem Wirken gefunden hat. Alt-Bundesrat Ogi und Verteidigungsminister Samuel Schmid machten ihm genauso die Aufwartung wie zahlreiche ParlamentarierInnen, hohe Offiziere der Armee, bekannte und weniger bekannte Medienleute sowie 'normale' Interessierte. Das Audimax der ETH platzte aus den Nähten, und auch der Hörsaal F1, in den der Anlass übertragen wurde, war gut gefüllt.

1986 an die ETH berufen, gründete Kurt R. Spillmann die Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse (FSK), die er bis heute leitet. Zudem initiierte er die Schaffung des Zentrums für internationale Studien der ETH und der Universität Zürich (CIS). Als Berater hat Spillmann wichtige Arbeit im Hintergrund geleistet: in den Kommissionen Schoch und Brunner setzte er sich vehement für eine Modernisierung der Schweizer Sicherheitspolitik ein.

"Schmerzlich bewusst" sei ihm, wie diffus selbst für Fachkreise sein Forschungsgegenstand, der organisierte Gewaltausbruch und seine Ursachen, noch immer sei, sagte Spillmann gestern. Dabei verfüge man noch immer über keine wirksamen Mittel zur Verhinderung von Kriegen - trotz der Fülle von politischen Gremien, die sich genau darum kümmern.


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k r spillmann
Mit Kurt R. Spillmann tritt der Pionier der akademischen Verankerung von Sicherheitspolitik und Konfliktforschung zurück.

Warum scheint die Menschheit über ein halbes Jahrundert nach dem Zweiten Weltkrieg und der zum Zweck der Kriegsverhinderung erfolgten UNO-Gründung nichts dazugelernt zu haben? Spillmann stellte in seiner weit ausholenden Begründung den handelnden Menschen ins Zentrum. Dieser werde vom auf die Institutionen fokussierten Blick allzu gern als "Blackbox" ausgeblendet. Sein Beziehungs- und mithin sein Konfliktverhalten werde nicht von Vernunft allein, sondern - entwicklungsgeschichtlich bedingt - von einem Mix aus Ratio, Emotion und Instinkt gelenkt. Das wiederum gelte unter Umständen auch für Ethnien und Nationen.

Blinde Aggression gehöre dabei zum Millionen von Jahren alten Erbe menschlichen Verhaltens. Fürsorge und Zuneigung hätten sich erst später entwickelt, aber auch Phänomene wie die gemeinsame Aggression gegen "outgroups". Solche Erkenntnisse müssten für ein vollständiges Bild der Problematik vermehrt berücksichtigt werden, und Disziplinen wie die Neurologie, die Tiefenpsychologie oder die Evolutionsbiologie könnten heute, so Spillmann, Entscheidendes zur Analyse von modernen Konflikten beitragen.


Literaturhinweise:
Website der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse: www.fsk.ethz.ch/



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