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Rubrik: News
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Publiziert: 11.05.2004 06:00

Neapel zwischen Vesuv und Campi Flegrei
Leben im Ring des Feuers

(vd/mib) Der Vesuv gilt als der gefährlichste Vulkan der Welt. Drei Millionen Menschen leben in der nahe gelegenen Region Neapel, davon 600'000 in der so genannt „roten Zone“. Forscher um ETH-Professor Volker J. Dietrich versuchen, die Vorgänge im Vesuv im Zeitraffer nachzustellen. Ziel: die Prognose bevorstehender Ausbrüche. Morgen Mittwoch (12. Mai, 20.50 Uhr) berichtet die „Rundschau“ von SF DRS über das „Leben auf dem Pulverfass“, und am Donnerstag (13. Mai, 21 Uhr) ist „Menschen Technik Wissenschaft“ mit zwei Beiträgen vor Ort (1).

Gefahrenkarte: 600'000 Menschen leben in der „roten Zone". gross

„Seit Jahren bemühen sich Vulkanologen, Regierungsstellen und Zivilschutz um eine realistische Risikoanalyse und deren machbare Umsetzung“, berichtet Volker J. Dietrich, ETH-Professor für Mineralogie und Petrographie (2). So habe die Regierung der Region Campania ein Programm zur Risikoverminderung lanciert. „Trotz illegalen Bauens will man die Bevölkerungszahl mittels Umsiedlung aus den am stärksten gefährdeten Gebieten reduzieren und grosszügige Fluchtstrassen anlegen.“

Ausbruch des Vesuv am 15. Juni 1794. Bild: Bibliothek ETHZ gross


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Vesuv aus Satelittenperspektive. Bild: Nasa gross

Kaum ein anders Vulkangebiet habe in den vergangenen 50'000 Jahren derart zahlreiche und verheerende Vulkanausbrüche erlebt wie jenes der Campi Flegrei. Während katastrophale explosive Eruptionen in den Campi Flegrei in Grössenordnungen von tausenden von Jahren abliefen, waren es aus dem Vesuv nur hunderte von Jahren. So verwüstete die erste Eruption – der grösste Vulkanausbruch Europas – vor 37'000 Jahren mit ihren Glutwolken die gesamte campanische Provinz, ein Gebiet von 33'000 Quadratkilometer (2/3 Fläche der Schweiz), und vor 12'000 Jahren verwüstete ein Ausbruch die Region von Neapel. Das letzte vulkanische Ereignis ist 1538 datiert. Damals entstand während einer Woche am Ufer des Golfs von Pozzuoli der 123 Meter hohe Vulkan Monte Nuovo. Seither ruht „Vulcanus“. In grosser Krustentiefe sorgen riesige Mengen abkühlender magmatischer Gesteinskörper für ständige Zufuhr heisser Gase und Wässer (Solfatara) sowie für seismische Unrast mit starken Hebungen und Senkungen in Meterhöhen.

Der Vesuv, in seinen Eruptionsabläufen bestbekannter Vulkan der Erde, erscheint gegenüber den Campi Flegrei um Dimensionen kleiner. Der katastrophalste explosive Ausbruch Ende August 79 AD bedeckte während drei Tagen die Städte Herkunaleum und Pompeji vollständig mit Bimsen und Aschen und kostete Zehntausenden das Leben. Seit diesem Inferno zerstörten zahlreiche Eruptionen mit den ebenfalls geförderten Lavamassen nahezu alle Siedlungen auf den Hängen des Vesuvs und den Ufern des Golfs von Neapel. Zu den schrecklichsten Ereignissen zählen die Ausbrüche von 1631 und 1906. Seit dem letzten Ausbruch 1944 ruht der Vulkan.

In Druckbomben bei Temperaturen bis zu 1500 Grad Celsius und 50 kbar untersuchen Forscher der ETH das physikalische Verhalten von Silikatmagmen und die Kristallisation von Mineralen. Damit wollen sie Informationen über die Entwicklungsprozesse von Schmelzen gewinnen, die in Magmenkammern unter Vulkanen lagern. Aus solchen Daten können Prognosen über einen möglichen Ausbruch erstellt werden.


Literaturhinweise:
Über den Ausbruch des Ätna berichtete Volker J. Dietrich in ETH Life vom 24. Dezember 2002 unter dem Titel „Gefährlich, aber kein 'Killer-Vulkan’“: www.ethlife.ethz.ch/articles/aetnaszenen.html

Fussnoten:
(1) Der Vesuv im Schweizer Fernsehen: www.rundschau.sfdrs.ch/ und www.mtw.sfdrs.ch/
(2) Departement Erdwissenschaften: http://www.erdw.ethz.ch



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