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Rubrik: News
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Publiziert: 13.09.2005 06:00

Waldbericht 2005 von Buwal und WSL
Vital, aber gestresst

(nst) Am Montag haben das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal) sowie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) erstmals eine Gesamtbilanz zum Zustand des Schweizer Waldes vorgelegt. Damit wird die 1985 eingeführte „Sanasilva“-Berichterstattung zur Gesundheit des Waldes durch einen breiteren Ansatz ersetzt. Das Fazit: Der Wald ist nicht unmittelbar bedroht, doch die ihn belastenden Einflüsse stellen ein Langzeitrisiko dar.

Zu alt und zu dunkel

Die wichtigsten Erkenntisse im Detail: Die Fläche und das Volumen des Waldes wachsen derzeit stark an, jährlich vergrössert sich die Fläche um jene des Thunersees. Grösstes Wachstumsgebiet sind die bereits waldreichen Alpen. Da er zuwenig genutzt wird, leidet der Wald an Überalterung und wird dunkler. Über 90 Prozent der Wälder sind zu hohen Stickstoff-Emissionen aus Landwirtschaft und motorisiertem Verkehr ausgesetzt, was zur Versauerung der Waldböden beiträgt. Auch zu hohe Ozonbelastung, Trockenperioden, Stürme, Befall durch den Borkenkäfer und andere Schadorganismen setzen den Wald vielerorts unter Stress, wie Buwal und WSL schreiben.

Waldwirtschaft in der Krise

Das Ökosystem Wald beherbergt 32'000 Tier- und Pflanzenarten, was 40 Prozent der in der Schweiz vorkommenden Arten entspricht. Die erwähnte Verdunkelung mache allerdings vielen Licht und Wärme bevorzugenden Pflanzen zu schaffen. Um weiterhin seine Schutzfunktion für manche Gebiete erfüllen zu können, benötige der Wald eine Verjüngungskur, heisst es in dem Bericht.


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Für den Bund sei denn auch der Schutzwald ein vordringliches Anliegen. Waldbesitzer zu sein, lohnt sich heute kaum noch: Aufgrund tiefer Holzpreise, Billigimporte und des Strukturwandels in der Branche gehen laufend Arbeitsplätze verloren. Der Bericht fordert denn auch, die Rahmenbedingungen für die Forstwirtschaft zu verbessern. Zudem habe der Staat für Leistungen von öffentlichem Interesse, etwa den Schutzwald, aufzukommen und die Beobachtung der schädlichen Einflüsse von aussen solle weiterhin gewährleistet sein.

Kluft zwischen öffentlichen und privaten Interessen

„Der Waldbericht fokussiert auf jene Aspekte der Waldleistungen, die auch von der Politik in letzter Zeit unterstrichen worden sind, nämlich die Versorgungsfunktion mit Gütern – im wesentlichen mit Rohholz – und die öffentlichen Wohlfahrtsleistungen wie Erholung und Schutz“, sagt Hans-Rudolf Heinimann, ETH-Professor für Forstliches Ingenieurwesen. „Wenn von Waldleistungen die Rede ist, steht für mich allerdings zunächst die Frage im Zentrum, was man überhaupt darunter versteht. Ich denke, hier ist für die Schweiz grundsätzlich eine neue Auslegeordnung nötig.“ Mehr zu beleuchten seien zum Beispiel der Aspekt „Life Support Services“, also Stoffkreisläufe in grossem Massstab etwa von Wasser und Kohlenstoff, sowie der Aspekt „Kulturelles Erbe/Ästhetik“. Bei Letzterem dürfe man zum Beispiel nicht vergessen, dass der Wald, den wir heute sehen, weitgehend ein Abbild früherer Bewirtschaftungsformen darstellt.

Mit Blick auf die Waldwirtschaft hält Hans-Rudolf Heinimann fest: „Hier steht die Frage im Zentrum, wie für die Waldbesitzer Anreize geschaffen werden können, um sie zur Erfüllung der öffentlichen Bedürfnisse wie Schutz oder Erholung zu bewegen." Zwischen privatem und öffentlichem Interesse bestehe da eine Kluft: "Dieser Bericht enthält noch keinen Ansatz, wie diese zu überbrücken wäre.“


Literaturhinweise:
Den ganzen Waldbericht können Sie unter folgendem Link beim Buwal herunterladen: www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/medien/presse/artikel/20050912/01190/index.html



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