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Rubrik: News
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Publiziert: 27.01.2004 06:00

Grundlagen für neue Schweizer Waldpolitik – BUWAL stellt Bericht vor
Fitnessprogramm für den Wald

(mib) Der Schwerpunkt der Schweizer Waldpolitik soll künftig auf stabile, langfristig gesicherte Schutzwälder sowie auf die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt gelegt werden. Gleichzeitig soll die Waldwirtschaft grössere Freiräume erhalten. Damit soll die Förderung der Wertschöpfungskette Holz und die Wirtschaftlichkeit von Forstbetrieben verbessert werden. Diese Ziele stellten gestern Philippe Roch, Direktor des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal), dessen Vize Willy Geiger und Forstdirektor Werner Schärer in Bern den Bundeshausjournalisten vor (1).

Die Gesellschaft erwarte allerhand vom Wald, hiess es an der Medienorientierung, „der Wald soll einen Beitrag zu Umweltschutz, Artenvielfalt und sauberem Wasser leisten, für eine steigende Anzahl Besucherinnen und Besucher ein attraktiver Erholungsraum sein und weiterhin kostengünstig Holz liefern“. Gleichzeitig befinde sich die Holzwirtschaft in der Krise, denn der Wald lasse sich nicht mehr gewinnbringend nutzen. Aus diesem Grund wurde vor drei Jahren auf Bundesebene das so genannte „Waldprogramm Schweiz“ (WAP-CH) lanciert, an dem rund 130 Fachleute und Interessenvertreter mitarbeiteten (2). Fachlich begleitet wurde das WAP-CH von Mitarbeitern um Willi Zimmermann, ETH-Professor für Forstpolitik und -ökonomie, Ottmar Holdenrieder, ETH-Professor für Forstschutz, Hans Rudolf Heinimann, ETH-Professor für forstliches Ingenieurwesen, Klaus Seeland, ETH-Professor für Forstpolitik, und Harald Bugmann, ETH-Assistenzprofessor für Gebirgswaldökologie. Das gestern vorgestellte Programm ist ein Konsens zwischen Waldwirtschaftsverbänden und Umweltorganisationen, Politik und Wissenschaft. Das „Fitnessprogramm für den Wald“ mit über hundert Massnahmen sei breit abgestützt, betonte Werner Schärer.

Dennoch: WWF, Pro Natura, Bird Life (Schweizer Vogelschutz) und Landschaftsschutz Schweiz sind mit dem Papier nicht einverstanden und bezeichnen es als „kurzsichtige Abkehr vom naturnahen Waldbau“ (3). „Der Schweizer Wald soll auf industrielle Produktion getrimmt werden, um mit billiger Massenware auf dem internationalen Holzmarkt konkurrenzfähig zu werden. Das ist illusionär und unsinnig“, kommentiert WWF-Waldexperte Damian Oettli und ergänzt: „Die Schweizer Waldwirtschaft steht zwar tatsächlich an einem Scheideweg, aber die Richtung, in die der WAP-Bericht weist, führt in die Sackgasse.“ Die Experten des Buwal weisen die Kritik entschieden zurück.


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Das Waldprogramm als Basis für die neue Waldpolitik 2004-2015: Titelbild des Buwal-Berichts. Bild: Patricia Laguerre gross

Willi Zimmermann, ETH-Professor für Forstpolitik und -ökonomie, hat die gestern vorgelegte Endfassung des Berichts noch nicht zugestellt erhalten, obschon er Mitglied der Expertenkommission war. „In der letzten Fassung des Berichts, die ich gelesen habe, wurde die Grundstimmung der Diskussionen aufgenommen“, sagte er gestern auf Anfrage. Die „Angst vor dem Kahlschlag“ der Umwelt- und Naturschutzorganisationen hält er für unbegründet.

Das Waldprogramm Schweiz wird nun als Grundlage für die anstehende Teilrevision des Waldgesetzes genommen, die entsprechende Botschaft wird der Bundesrat bis spätestens Herbst 2004 vorlegen. Die Beratung im Parlament ist für die Jahre 2005 bis 2006 vorgesehen. Die Gesamtkosten der neuen Waldpolitik dürften gemäss Schätzungen des WAP-CH bis ins Jahr 2015 insgesamt 2,7 Mia. Franken betragen. Rund 95 Mio. Franken davon würden pro Jahr auf das Buwal entfallen; das sind rund 30 Mio. Franken weniger als heute.


Literaturhinweise:
Zum gleichen Thema erschien in „ETH Life“ vom 10. November 2003 der Beitrag „Wunderbare Waldvermehrung“: www.ethlife.ethz.ch/articles/waldpolitik.html

Fussnoten:
(1) Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Hrsg.): „Waldprogramm Schweiz – Handlungsprogramm 2004-2015“, Schriftenreihe Umwelt Nr. 363: www.umwelt-schweiz.ch/imperia/md/content/forstdirektion/wh_waldundholz/wh30_projekte/wh30_projektbersicht/wh30_wap/wap_sb_d.pdf
(2) Waldprogramm Schweiz: www.waldprogramm.ch/
(3) Stellungnahme der Umweltorganisationen zum WAP-CH: www.wwf.ch/de/presse/Waldprogramm-Stell-USO.pdf



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