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Rubrik: Montags-Porträts Der swingende Hausmeister |
Published: 18.11.2000 06:00 Modified: 25.08.2002 23:50 |
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Er ist einer, der im Hintergrund agiert: Peter Raimann sieht als Hausmeister im Maschinenlabor und anderen Gebauden nordlich des ETH-Zentrums zum Rechten. In seiner Freizeit fotografiert er. Fotografiert er was? Vor allem eines, die hauseignene Big Band. Darum, "let's wellcome on stage": Peter Raimann, der grosste Fan der ETH Big Band. Von Er sei musikalisch immer schon etwas "neben den Schuhen" gewesen, sagt der 46jahrige im Gesprach mit ETH Life. Als Teenager, da hatten seine Kollegen zu den Les Humphries Singers gewippt oder die Beatles aufgelegt. Er habe halt Dixieland gehort. Und so habe es im den Aermel reingezogen, Jazz sei zu einem seiner Hobbies geworden. Lionel Hampton kommt ihm da spontan in den Sinn. Den Altmeister mit seinem Xylophon habe er in Zurich live gesehen, das sei eines seiner eindrucklichsten Konzerterlebnisse gewesen. Raimann uber Raimann: "Ich bin halt ein alter Swingtubel." Er war also schon vorbelastet, als der Hausmeister eines Tages auf der Polyterrasse die ETH Big Band horte. "Eigentlich war das ganze eine Verwechslung, ich dachte, die Polyband wurde spielen, da waren aber junge Leute, die entschieden jazziger aufspielten." Der Kontakt zur Band, und insbesondere zu Conductor Christoph Eck war schnell hergestellt, und seither ist Raimann zu einem festen Wert fur das 20kopfige Orchester geworden. "Wir sind naturlich auf ein gutes Einvernehmen mit dem Hausdienst angewiesen", sagt Eck, "wir proben beispielsweise im Gebaude des Maschinenlabors". Von Studer-Revox zur ETHDer Kontakt geht inzwischen weit uber ein gutes Einvernehmen hinaus: Raimann hat sich zu einer Art "Hoffotograf" der Big Band entwickelt und wird auch schon mal liebevoll als "gute Seele" der Band gepriesen. Raimann hat die Band auch schon mehrmals an Konzerte begleitet und er ist sich auch nicht zu schade, in seiner Freizeit Plakate fur Konzerte aufzuhangen. Wer in den vergangenen Wochen in der Clausiusbar (lies: Asien-Mensa) essen ging, der musste fast schon eine Propagandasperre uberwinden, um ins Innere zu gelangen. Die Stellwand zeigte die ETH Big Band in Aktion, die Bilder dazu geschossen hatte...na, wer wohl? Er habe es nicht bereut, an die ETH zu kommen, sagt Raimann. Zuvor hatte er - der gelernte Radioelektriker - bei Studer Revox in der Qualitatssicherung gearbeitet. Gute Gerate habe man gemacht, nur wollte sie niemand mehr kaufen. Dann zog man die Notbremse im Traditionsbetrieb: Restrukturierung, Stellenabbau, davon betroffen auch Peter Raimann. Zum Gluck habe er bei der ETH direkt einen Job gefunden. Tja, und seither sind fast neun Jahre vergangen, in denen er mit seinen Arbeitskollegen abwechslungsweise diverse Gebaude nordlich vom Hauptgebaude betreut.
Sind besondere Ereignisse haften geblieben, will der Befrager wissen: eine Feuersbrunst mitten in der Nacht, ein Saurealarm im Labor XY, die Entdeckung zweier ETH-Mitarbeitenden mitten in einer unzweideutigen Aktion....nichts dergleichen, nein der Alltag ist geradliniger als die Fantasie des Journalisten. Mit den Studis habe er keine Probleme, bis auf zwei, drei Sachen, die ihn argerten. Beispielsweise nehme die wilde Plakatierung uberhand. Seine Kollegen und er kennten aber kein Pardon, wilde Plakate wurden kurzerhand entfernt. "Auch, wenn ein Konzert angekundigt wird?" - "Auch dann". Es gehort wohl zu den berufsbedingten Qualitaten der Hausmeister, ein besonders aufmerksames Auge zu haben fur herumliegende Sachen. Und seit es diese Gratisanzeiger gebe, lagen uberall solche Zeitungen herum. (Da haben wir mit ETH Life ja noch einmal Gluck gehabt). Einmal spiele man Polizist, einmal Madchen fur alles, einmal laufe wenig, dann plotzlich musste man sich vierteilen konnen, weil alle gleichzeitig etwas von einem wollten. Zum Abschalten vom Alltag greift Raimann dann entweder zur Kamera oder schiebt zuhause eine CD ein, denn als Jazz-Aficionado weiss er: "it don't mean a thing, if it ain't got that swing..."
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