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Rubrik: Science Life
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Publiziert: 30.09.2004 06:00

50 Jahre Cern – ein Rück- und Ausblick
„Ich bin fasziniert vom Cern“

Das Cern (1) in Genf ist das international renommierteste Forschungszentrum für Teilchenphysik und in der Schweiz die grösste Forschungsstätte. In diesen Tagen wird es 50 Jahre alt.

Von Michael Breu

„Ich bin fasziniert vom Cern“, sagt Günther Dissertori, Professor am ETH-Institut für Teilchenphysik (2). Der 34-jährige Südtiroler ringt um Worte: „Es ist nicht einfach zu erklären. Es ist der Spirit, der Geist vom Cern, die Ausstrahlung; das fasziniert mich.“ An keinem anderen Forschungsinstitut werde eine so intensive Zusammenarbeit zwischen den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus aller Welt gepflegt wie am Europäischen Kernforschungszentrum in Genf: „Wenn ich am Cern bin, spreche ich während dem Tag vier Sprachen – Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch“, sagt Dissertori, ein Hinweis darauf, dass Forscher aus den verschiedensten Ländern in Genf arbeiten. „Neulich sind mir Frauen aus den Arabischen Emiraten in den Kleidern des Islams aufgefallen: Am Cern spielt die Religion keine Rolle.“

1954: Das Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire (Cern) wird offiziell von 12 Mitgliedstaaten, darunter die Schweiz, gegründet. Zwei Jahre zuvor wurde die Organisation provisorisch ins Leben gerufen. Bilder: Cern gross

Beachtenswert findet Günther Dissertori, dass das Zentrum so kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gegründet wurde: „Das war sicher ein grosser Schritt“, sagt er. Zumal viele Physiker in den Dreissiger- und Vierziger-Jahren den alten Kontinent verliessen und fortan in den USA forschten. „Die Physiker sind mit gutem Beispiel vorangegangen und haben sich wieder an einen Tisch gesetzt.“

1968: Georges Charpak entwickelt einen Teilchendetektor auf der Basis einer Ionisationskammer. Dafür erhält er 1992 den Physik-Nobelpreis. gross

1990: Tim Berners-Lee entwickelt das World Wide Web. gross


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1989: Der Large Electron Positron Collider (LEP) wird in Betrieb genommen. Höhepunkt: eine erste Spur des Higgs-Teilchen wird im Jahr 2000 detektiert. gross

Auch heute wird das gemeinsame Ziel am Cern betont – etwa der Nachweis des Higgs-Teilchens, der supersymmetrischen Teilchen oder der dunklen Materie (die ebenfalls ein supersymmetrisches Teilchen sein könnte), immer in der Hoffnung, das Universum nochmals um ein Puzzlesteinchen genauer erklären zu können. „Spannend wird es sicher, wenn der LHC, der Large Hadron Collider im 2007 seinen Betrieb aufnimmt“, glaubt Dissertori. Dann nämlich könnten die Teilchenphysiker vom Cern eine wahre Flut von Publikationen hervorbringen: „Es wird eine intellektuelle Herausforderung sein, die vielen Daten des LHC zu entschlüsseln.“ – An vorderster Front mit dabei sind auch die Wissenschafter vom ETH- Institut für Teilchenphysik.

2004: Das Cern feiert seinen 50. Geburtstag. Im Bau befindet sich der LHC, der 2007 seinen Betrieb aufnehmen soll. gross


LHC – Grösste Herausforderung

(mib) Einen noch stärkeren Fokus auf die vier Ziele des Cern – Forschung, Ausbildung, Technologietransfer und die Integration politisch unterschiedlicher Länder – will Robert Aymar setzen. Der Franzose ist seit Januar 2004 Cern-Direktor, davor war er Leiter des geplanten Internationalen Thermonuklearen Fusionsreaktors Iter. „Grösste Herausforderung“ der nächsten Jahre sei, mit dem Bau des LHC fertig zu werden. „Wir müssen das – meiner Meinung nach – mit zuwenig Arbeitskräften schaffen“, sagte er gegenüber dem Tages-Anzeiger, und der Sonntags-Zeitung sagte er: „Der LHC ist eine Entdeckungsmaschine. Wir bauen ihn nicht, um eine einzige Theorie zu bestätigen, die genau vorhersagt, was das LHC-Experiment für Ergebnisse hervorbringen wird.“

Am Cern sind über 2500 Mitarbeiter beschäftigt. Dazu kommen 5000 Gastwissenschafter. Derzeit beträgt das Jahresbudget 1,3 Milliarden Franken, wovon die Schweiz 40 Millionen Franken beisteuert.




Tag der offenen Türe

(mib) Der Geburtstag des Cern wird aufwendig gefeiert. Am 16. Oktober öffnet das Forschungszentrum in Genf seine Türen allen Interessierten. Über fünfzig verschiedene Aktivitäten sind geplant. Ebenfalls für die breite Öffentlichkeit ist am 1. Oktober an der Universität Bern ein Symposium vorgesehen. Durchgeführt wird es vom neu gegründeten Schweizerischen Institut für Elementarteilchenphysik (Chipp) (3). Die offizielle Feier findet am 19. Oktober statt. Unter anderem werden mehrere Forschungsminister von den Partnerländern anwesend sein.




Literaturhinweise:
The show goes on, Nature, 2004, 430, 824-827
Bigger and better. 50 years of Cern. The future of particle physics, Physics World, 2004, 17(9): http://www.physicsweb.org
Über den aktuellen Stand der Teilchenphysik berichtete ETH Life am 13. September 2004 unter dem Titel: „Neues aus dem Teilchenzoo“: www.ethlife.ethz.ch/articles/teilchenphysik04.html

Fussnoten:
(1) Europäisches Kernforschungszentrum: http://www.cern.ch
(2) Institut für Teilchenphysik der ETH Zürich: www.ipp.phys.ethz.ch/
(3) Schweizerisches Institut für Elementarteilchenphysik: http://www.chipp.ch



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