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Rubrik: Science Life
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Publiziert: 19.01.2006 06:00

Fahrzeuge mit Hybridantrieb
Autos für Technikfans

Männer über 50 mit gutem Bildungsstand und ebensolchem Einkommen leisten sich Hybridautos. Besonders anziehend finden sie die Technik und den geringen Treibstoffverbrauch dieser Fahrzeuge. Die Art des Modells zählt nicht – noch nicht.

Peter Rüegg

Dieses Bild des typischen Hybridauto-Käufers vermitteln die Käuferbefragungen der Arbeitsgruppe von Peter de Haan und Anja Peters vom Institut für Mensch-Umwelt-Beziehungen der ETH Zürich. Doktorandin Peters und Gruppenleiter de Haan haben in ihren Untersuchungen den Käufern (und den wenigen Käuferinnen) der beiden Mittelklasse-Wagen mit Hybridantrieb, Toyota Prius und Honda Civic IMA, auf den Zahn gefühlt. Damit wollten sie mehr über das Profil der Käufergruppe und ihre Beweggründe für den Kauf erfahren. (1)

Zeichen setzen mit Hybridkauf

Dabei zeigte sich bei beiden Fahrzeugen, dass deren Käufer meist männlich und über 50 Jahre alt sind. Über 90-Prozent der Prius-Käufer sind Männer. Der Civic IMA hingegen findet auch bei Frauen Zuspruch, die mit 30 Prozent in der Käuferschicht vertreten sind. Die Käufer von Hybridfahrzeugen sind in der Regel gut ausgebildet – knapp 30 Prozent der Prius-Käufer und jeder fünfte Civic-Kunde haben an einer Hochschule studiert, sie verdienen gut und entscheiden sich ganz bewusst für das umweltfreundlichere, aber teurere Mittelklasse-Auto. „Wer jetzt ein Hybridauto kauft, tut dies sehr bewusst“, sagt Peter de Haan, „die Leute wollen damit ein Zeichen setzen.“

Aufgefallen ist den Wissenschaftlern, dass weit mehr als die Hälfte der Prius-Käufer vorher eine andere Automarke fuhren. Dieser hohe Anteil an Markenwechslern hat die beiden Marktforscher erstaunt. Selbst Leute, die japanische Autos nicht bevorzugten, steigen auf einen Prius um. Für Peter de Haan ist deshalb klar: „Es geht ihnen um den Antrieb, nicht um das Modell.“ Die Leute wollten mit dem Kauf eines Prius ihre Haltung zum Umweltschutz ausdrücken. Honda schafft es dagegen viel weniger, Käufer anderer Marken mit neuer Technik zum Wechsel zu bewegen.

Ersatz, nicht Ergänzung

Und noch etwas ist den Forschern positiv aufgefallen. Das Hybrid-Auto ergänzt nicht einfach die Fahrzeugflotte eines Haushalts, sondern ersetzt in der Regel ein konventionell angetriebenes Vorgängermodell. Dadurch komme die Einsparung beim Treibstoff – immerhin eine Halbierung - voll zum Tragen. Der Prius braucht durchschnittlich auf 100 Kilometern 4,3 Liter Treibstoff, der Civic 4,7 Liter. Ein vergleichbarer Mittelklasse-Wagen wie der Toyota Avensis mit konventionellem Motor verbraucht über acht Liter.

Vielleicht appellieren die Autos auch an das soziale Gewissen ihrer Besitzer. Denn Neuwagenkäufer haben laut de Haan eine gesellschaftliche Verantwortung, weil sie mit ihrem Kauf entscheiden, welchen Treibstoffverbrauch die Autos auf den Strassen in den nächsten 10 bis 15 Jahren haben. "Reiche Schweizer bestimmen heute, welche Autos 2015 in Afrika herumkurven", bringt es der Froscher auf den Punkt. Das klingt vielleicht etwas übertrieben. Tatsache aber ist, dass ein Auto, einmal in Verkehr gesetzt, durchschnittlich dreimal weiterverkauft wird, ehe es auf dem Autofriedhof landet – oder eben in einem Entwicklungsland bis zum Geht-nicht-mehr ausgefahren wird.


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Der Toyota Prius wurde in der Schweiz bisher 1200 Mal verkauft (Bild: zVg). gross

Noch besetzen die Hybrid-Fahrzeuge in der Schweiz eine enge Nische. Seit der Markteinführung Ende 2003 setzte Toyota in der Schweiz rund 1'200 Stück des Prius ab, Honda verkaufte von Dezember 2003 bis September 2005 über 110 Civics. In der Schweiz kommt der Honda-Hybrid nur schon wegen seines Designs weniger gut an. Denn er ist nur mit Stufenheck erhältlich, was das Gros der Schweizer Autokäufer nicht besonders liebt. Honda konzipierte dieses Modell denn auch nicht für den kleinen Schweizer Markt, sondern für die (Honda-)Grossabnehmer dieser Welt: die USA.

Hybrid-Boom in den USA

Dort erlebt nicht nur der Honda Civic IAM einen wahren Boom. Bereits 120'000 Prius-Hybride verkehren auf den Highways. Bis Ende 2005 sind in den USA insgesamt 200'000 Hybrid-Fahrzeuge verkauft worden. Der Pro-Kopf-Anteil liegt damit um mehr als den Faktor drei höher als hierzulande – obwohl die US-Amerikaner als Benzinverschwender verschrien sind. Und die Auswahl wächst. An der nächsten Autoshow in Detroit werden gegen 20 verschiedene Hybrid-Fahrzeuge vorgestellt. „Dadurch wird die Art des Modells in Zukunft für den Käufer wieder wichtiger“, sagt Anja Peters. (2)

Auch in der Schweiz stehen weitere Fahrzeuge mit Hybridmotor vor der Markteinführung, allen voran der Geländewagen Lexus RX400h von Toyota. Peter de Haan und Anja Peters werden ihre Studien auf dieses Fahrzeug ausdehnen. Das neue Gefährt schluckt noch rund 8,7 Liter Benzin pro hundert Kilometer und beschleunigt in 7,6 Sekunden von Null auf Hundert. De Haan kann sich deshalb vorstellen, dass dieses Auto ein neues Käuferprofil hervorbringen wird: Leute, die bisher ein zu schlechtes Gewissen gehabt haben, um mit einem Geländewagen herumzukurven. Gerade weil dieser Fahrzeug aus ökologischen Gründen verpönt ist. „Es kann aber auch sein, dass der neue Hybrid-Geländewagen die Verkäufe des Prius fördert, weil die Leute auf die neue Technologie aufmerksam werden“, mutmasst der Marktforscher.


Fussnoten:
(1) Auswertung der Untersuchungen über die beiden Fahrzeugtypen: www.uns.ethz.ch/res/emdm/tramob/hybcars
(2) Übersicht über Fahrzeuge mit Hybridantrieb: www.hybridcars.com/cars.html



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