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Rubrik: Science Life
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Publiziert: 22.12.2006 06:00

Stammbaumanalyse bei Säugetieren
Auf den Hund gekommen

Bei der Frage, ob der Mensch näher mit der Maus oder dem Hund verwandt ist, kamen ETH-Forscher auf den Hund. Indem sie möglichst viele genetische Daten und verschiedene Methoden anwandten, kamen die Wissenschaftler der Computational Biochemistry Research Group von ETH-Professor Gaston Gonnet zum Schluss, dass die Ordnung der Primaten der von den Fleischfressern näher steht als der von den Nagetieren (1). Die entsprechende Arbeit erschien in der Fachzeitschrift PLoS Computational Biology (2).

Christoph Meier

Die verwandtschaftlichen Beziehungen bei den Säugetierordnungen sind schwierig zu bestimmen, da die Aufspaltung von deren Stammbau Ende der Kreidezeit vor gut 65 Millionen Jahren in relativ kurzer Zeit stattfand. Dies führte dazu, dass die bisherigen Analysen widersprüchliche Resultate ergaben: Einmal kam es, wie auch bei den traditionellen morphologischen Methoden, zu einer Gruppierung von den Primaten mit den Nagetieren, ein anderes Mal standen die Primaten den Fleischfressern näher.

Vorteil: Daten von ganzen Genomen

Da mittlerweile die kompletten Erbgutdaten von Mensch, Maus und Hund vorliegen, konnten Gonnet und seine Mitarbeiter ihre Analyse auf mehr Informationen abstützen als je eine Untersuchung zuvor. Um mögliche systematische Fehler einzelner Methoden zu eliminieren, wandten die Forscher mehr als zehn verschiedene Methoden zur Stammbaumrekonstruktion an. Zudem flossen genetische Daten von Ratte, Schimpanse, Makake und Kuh in die Analysen ein. Um den Säugetierstammbaum zu „verwurzeln“ verwendeten die Wissenschaftler als Aussengruppe das Beuteltier Opposum. Obwohl nicht alle Methoden die gleichen verwandtschaftlichen Distanzen ergaben, die Topologie des Stammbaumes blieb gleich.

Den Zusammenhang gerochen

Dieser Befund widerspricht der bisher favorisierten Gruppierung von den Primaten mit den Nagetieren. Um mehr Evidenz zu erhalten, dass Primaten und Fleischfresser jüngere gemeinsame Vorfahren haben als die, die sie mit den Nagern teilen, sollten gemäss den ETH-Wissenschaftlern noch mehr genetische Daten von Vertretern der verschiedenen Ordnungen in weitere Analysen miteinbezogen werden. Falls sich aber diese Beziehung festigt, dann wirft das auch ein neues Licht auf die Auswahl geeigneter Modellorganismen.


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Verschiedene Möglichkeiten der Verwandtschaftsbeziehungen von Mensch, Hund und Maus. ETH-Forscher fanden Belege, dass sich Mensch und Hund am nächsten sind (rote Markierung). Als Aussengruppe dient das Opossum. (Bild: PLoS Computational Biology) gross

Die Nähe von Mensch und Hund erfuhr letzthin auch von einer anderen, nicht auf eine Stammbaumanalyse ausgerichteten, wissenschaftlichen Seite Unterstützung. So fanden israelische und amerikanische Forscher heraus, dass Hunde und Diplomstudierende Geruchsspuren ähnlich verfolgen (3). Als Probanden mit verbundenen Augen und verschlossenen Ohren einer Schokoladegeruchsspur folgen mussten, schlugen sie von der Form her einen ähnlichen Weg ein wie Hunde, die einem Fasan nachschnüffelten.


Fussnoten:
(1) Computational Biochemistry Research Group: www.cbrg.ethz.ch/
(2) Cannarozzi GM, Schneider A, Gonnet G: “A Phylogenomic Study of Human, Dog and Mouse”, PLoS Computational Biology Published November 20, 2006: http://compbiol.plosjournals.org/archive/1553-7358/preprint/2006/pdf/10.1371_journal.pcbi.0030002.eor.pdf
(3) Vgl. „People track scents in same way as dogs”, Nature News, 17 December 2006: www.nature.com/news/2006/061211/full/061211-18.html



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