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Rubrik: Surprise
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Publiziert: 07.02.2003 06:00

Konzert des akademischen Chors und des akademischen Orchesters
Facettenreiche Todesahnungen

(cm) Wer bei Antonín Dvorák immer noch an volkstümliches Musikantentum denkt, der konnte sich am Mittwochabend eines Besseren belehren lassen. Der akademische Chor und das akademischen Orchester Zürich brachten zusammen mit vier Solisten unter der Leitung von Anna Jelmorini das Requiem des Böhmen in der Tonhalle zur Aufführung und verstanden es dabei, die Vielfältigkeit des Werkes aufzuzeigen.

Nimmt man den Schluss, bei dem Chor und Solisten zu einem feierlichen B-Dur aufsteigen, das Orchester aber mit dem das Werk durchziehende Motiv in b-moll nochmals beunruhigt, so wird hörbar, dass Dvorák Musik nicht als naiv gelten kann. Genügt das immer noch nicht, soll man sich die Unterschiede zwischen den Anfängen des "Dies irae" und des "Offertorium" vergegenwärtigen: da liegen gefühlsmässig Welten dazwischen.

Den akademischen Musizierenden gelang es, viel von diesem Reichtum zu vermitteln. Der Chor bewies trotz seiner Grösse eine bemerkenswerte Flexibilität, vor allem dynamisch. Hatte man vielleicht beim "Confutatis maledicitis" gewisse Bedenken, dass die Kraft etwas nachlassen könnte, so zerstreuten sich diese bereits im "Offertorium" wieder. In diesem Satz, den man auch schon langsamer gehört hat, zeigten die Männer und die Frauen auch als einzelne Stimmgruppen ihre Qualitäten. So unschuldig schön wird der erste Einsatz der Frauen selten gesungen.

Stimmte beim Chor der Ausdruck, so konnte man dies von den Solisten nicht uneingeschränkt behaupten. Ein ausgeprägtes Vibrato bedeutet noch nicht Expressivität. War zum Beispiel das erste Solo des Altes im "Tuba mirum" klangschön und dramatisch sowie der darauffolgende Bass überzeugend anklagend, erwiesen sich Tenor und Sopran im Allgemeinen als ziemlich uninspiriert. Dies machte die Aufgabe des Orchesters nicht gerade einfach.


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Nach Dvoráks Requiem nehmen die Musizierenden den Applaus des Publikums entgegen. gross

Eine Stelle, wo dies hörfällig wurde, war das "Graduale", wo die Bindung zwischen Sopran, Orchester und Chor schwach war. Dem Orchester sind jedoch viele lichte Momente zugute zu halten. So trugen insbesondere die Bläser wesentlich zum Farbenreichtum bei. Als gewisse fugierte Teile aus den Fugen zu geraten drohten, stellte sich dem Zuhörenden manchmal aber die Frage, ob die Dirigentin ihre Aufmerksamkeit doch nicht etwas zu sehr auf den Chor konzentriere.

Insgesamt kann jedoch sicher von einem gelungenen und bereichernden Konzert der akademischen Musizierenden gesprochen werden. Und am Schluss stimmte ja auch alles: Chor und Orchester musizierten subtil zuende und den Solisten blieb nur ihr letzter Satz "Et lux perpetua luceat eis" als Sprechgesang.

Das Dvorák-Requiem mit dem akademischen Chor und Orchester kann man noch heute Freitag, 7. Februar, im Kultur- und Kongresszentrum Luzern hören. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr.




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